Inschriftenkatalog: Landkreis Northeim
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 96: Lkr. Northeim (2016)
Nr. 291† Hevensen, St. Lambertus 1640
Beschreibung
Epitaph für Lorenz Rackebrand. Holz, bemalt mit goldenen Buchstaben.1)
Inschriften nach HStAH Hann. 74 Northeim, Nr. 607 (Nro. 8).
- A
LAURENTIO RACKEBRANDO DANCELHUSANAE ECCLESIAE QVONDAM PER XI HUIUS PER VNICVM ANNVM PASTORI REBVS HVMANIS [– – – IN]TERFUERATa) AB ANNO REPARATAE SALUTIS M DC I ANNOS XXXIIXb) FELICITER EXEMPTO ANNI M DC XXXIX DIE VLTIMO JVNII GLORIOSAE RESVRRECTIONIS ET BEATITUDINIS SPE HEIC QVIESCENTI MARITO OPT(IMO) DILECTISS(IMO) ANNA CONIUX CVM QVATVOR FILIABVS SVPERSTES PIA MOESTISSIMA P(OSUIT) M DC XL
- B
DOCTORES FVLGEBVNT VT SPLENDOR FIRMAMENTI DAN XII2)
Übersetzung:
Ihrem besten und innig geliebten Ehemann Lorenz Rackebrand, einst elf Jahre lang Pastor der Kirche in Dankelshausen, der hiesigen für ein einziges Jahr, der aus dem menschlichen Dasein, in dem er ab dem Jahr 1601 des wiedergewonnenen Heils für 38 Jahre weilte, am letzten Junitag des Jahres 1639 glücklich fortgenommen wurde und der in der Hoffnung auf eine glorreiche Auferstehung und auf die Seligkeit hier ruht, hat seine fromme und tieftraurige Ehefrau Anna, die ihn mit vier Töchtern überlebt, (dieses Grabmal) gesetzt im Jahr 1640. (A) Die Lehrer werden leuchten wie das Strahlen des Himmels. (B)
Textkritischer Apparat
- [– – – IN]TERFUERAT] Ein langer Strich, dann TER FUERAT in der Abschrift in HStAH Hann. 74 Northeim, Nr. 607; Grote ergänzt interfuerat und setzt nach humanis einen Gedankenstrich. Es fehlt ein Relativpronomen, das den Einschub mit dem Verb INTERFUERAT anschließt, also etwa QUIBUS. Hinweis von Katharina Kagerer, Göttingen.
- Danach ein einfacher Strich in der Abschrift in HStAH Hann. 74 Northeim, Nr. 607.
Anmerkungen
- Vgl. HStAH Hann. 74 Northeim, Nr. 607 (Nro. 8); danach Grote, Denkmalpflege, S. 89 (zu Nr. 131).
- Dn. 12,3: qui autem docti fuerint fulgebunt quasi splendor firmamenti. Die Formel doctores fulgebunt findet sich in der Vorrede („argumentum“) zu Dn. 12 in der Sixto-Clementina, der katholischen Vulgata-Ausgabe von 1592; vgl. z. B. Biblia sacra vulgatae editionis Sixti V. pontificis maximi jussu recognita et edita, Bamberg 1714, S. 143. Sie geht aber offenbar nicht auf ältere Traditionen zurück. Für Ratschläge und Hilfe bei der Recherche danke ich meiner Kollegin Christine Wulf.
- Die Angabe bei Meyer (1627–1637) ist nach der Inschrift zu korrigieren; Meyer, Pastoren, Bd. 1, S. 179.
- Die Angabe bei Meyer (1638–1640) ist nach der Inschrift zu korrigieren; Meyer, Pastoren, Bd. 1, S. 497.
- Schuldiger Ehrenwuntsch Als der Wohl Ehrwürdige Großachtbahre und Hochgelartte Herr Achatius Milius Der Augustanischen Confession verwandten Kirchen in dem Stifft Hildesheim General Superintendens des Consistorij Adsessor, und der Gemeine Gottes zu Allfeldt Haubt Pastor. Auf der Hochlöblichen Iulius Universität offentlich der heiligen Schrifft Doctor ernennet worden, wohl meinentlich entworffen von H. Doctor Titius Tischburschen, Helmstedt 1652.
- Vgl. Zedler, Universal-Lexicon, Bd. 22, Sp. 1692.
Nachweise
- HStAH Hann. 74 Northeim, Nr. 607 (Nro. 8).
- Grote, Denkmalpflege, S. 90 (A, nach Hann. 74 Northeim, Nr. 607).
Zitierhinweis:
DI 96, Lkr. Northeim, Nr. 291† (Jörg H. Lampe, Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di096g017k0029100.
Kommentar
Lorenz Rackebrand aus Göttingen war von 1627 bis 1638 Pastor in Dankelshausen3) bei Scheden (Lkr. Göttingen); anschließend wirkte er für etwa ein Jahr in Hevensen.4)
Autor der Gedenkschrift dürfte der Amtsnachfolger von Rackebrand, Achatius Mylius (1608–1664) gewesen sein, der im selben Jahr auch die stilistisch verwandte Inschrift auf dem Epitaph für den Vorgänger Rackebrands, Johann Sprengel, verfasst hat. Dafür spricht die Auswahl des Bibelzitats, das wiederum den Pastor als Lehrer lobpreist; vgl. Nr. 290. Der gelehrte Mylius, der 1652 in Helmstedt von Georg Calixt zum Doktor der Theologie promoviert wurde,5) hat auch ein nicht gedrucktes Lexikon Hebraeo-Graeco-Latino-Germanico verfasst.6) Ihm ist eine Kenntnis der lateinischen Bibel nach der Version der (katholischen) Sixto-Clementina zuzutrauen, der der Daniel-Vers in der vorliegenden Form entnommen sein dürfte; vgl. Anm. 2.