Inschriftenkatalog: Landkreis Northeim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 96: Lkr. Northeim (2016)

Nr. 271 Wahmbeck, Christophorus 1629

Beschreibung

Patene. Silber, vergoldet. Fünf Weihekreuze, ein größeres im Spiegel, vier weitere kreuzförmig angeordnet, jeweils die ganze Breite der Fahne einnehmend. Inschrift A außen auf dem Rand umlaufend, unterbrochen durch die vier Weihekreuze. Inschrift B auf der Unterseite am äußeren Rand des Spiegels. Beide Inschriften eingraviert; einzelne Schäfte und Balken sind in Konturschrift ausgeführt.

Maße: Dm.: 10,6 cm (gesamt), 7 cm (innen); Bu.: 0,4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Julia Zech) [1/2]

  1. A

    DER LEIB IHESV // CHRISTI BEWARETa) // VNSERE SELE ZVb) // DEM EWIGEN LEBEN1) //

  2. B

    ELISABET BVNNENBORCH A(NN)Oc) 1629

Kommentar

Die Schaft-, Balken- und Bogenenden sind überwiegend mit Serifen versehen. Die Cauda des R ist verschiedenartig geformt: gerade, geschwungen oder gebogen. Z ist mit geschwungenem Schrägschaft und geschwungenem unteren Balken gestaltet.

Die Weihekreuze deuten darauf hin, dass die Stifterin eine mittelalterliche Patene erworben und der Kirche übereignet hat. Der Text von Inschrift A zitiert eine Variante der liturgischen Formel, die bei der Austeilung des Abendmahls gesprochen wurde; diese war seit dem 8./9. Jahrhundert im Gebrauch und wurde auch in der tridentinischen Messe bewahrt.2) Martin Luther hatte sie in der Formula missae von 1523 übernommen3) und ihre weitere Verwendung in der Deutschen Messe von 1525/26 ausdrücklich zugelassen.4) Bei der Austeilung wurde sie in der evangelischen Liturgie nicht mehr gesprochen.5)

Textkritischer Apparat

  1. BEWARET] Der obere Bogen des B ist wegen des Randes der Patene nicht vollständig ausgeführt.
  2. ZV] Durch Schaden am Rand ist der obere Balken des Z nicht mehr vorhanden.
  3. A(NN)O] O kleiner und hochgestellt.

Anmerkungen

  1. Übertragung der liturgischen Formel bei der Austeilung des Abendmahls: Corpus Domini Nostri Jesu Christi custodiat animam tuam in vitam aeternam (Der Leib unseres Herrn Jesus Christus bewahre deine Seele zum ewigen Leben). Ersetzt ist das Personalpronomen tuam durch VNSERE und der Konjunktiv durch Indikativ. Vgl. die folgende Anm. und den Kommentar.
  2. Jungmann, Missarum Sollemnia, Bd. 2, S. 483f.
  3. Irmgard Pahl (Hg.), Coena Domini I. Die Abendmahlsliturgie der Reformationskirchen im 16./17. Jahrhundert, Freiburg/Schweiz 1983, S. 35 (… animam meam, vel tuam …).
  4. Ebd., S. 27 (H.-Chr. Drömann).
  5. Ebd., S. 38f. (Deutsche Messe); dort heißt es stattdessen summarisch: … wie Christus seyn leyb und blut fur uns gegeben und noch teglich fur uns bey gott, uns gnade zurlangen, zeyget und opffert.

Zitierhinweis:
DI 96, Lkr. Northeim, Nr. 271 (Jörg H. Lampe, Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di096g017k0027107.