Inschriftenkatalog: Landkreis Northeim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 96: Lkr. Northeim (2016)

Nr. 250† Volpriehausen, St. Georg 1619

Beschreibung

Glocke. Nachdem im Zweiten Weltkrieg die größere Glocke von 1698 abgegeben worden war, wurde 1951 auch die vorliegende kleinere Glocke verkauft, um die Neuanschaffung von zwei Stahlglocken zu finanzieren.1)

Inschrift nach Mithoff.

  1. GOT DER SCHOVFa) MICH UND DAVID FOBBEN GOS MICH 1619

Versmaß: Deutscher Reimvers.

Kommentar

David Fobben, der aus aus einer Göttinger Schmiede- und Gießerfamilie stammte – von dem mutmaßlichen Vater Hans Fobben liegt eine Glocke von 1584 in Sohlingen vor (Nr. 171) –, erscheint von 1609/10 bis 1650 im Göttinger Schossregister. Zwischen 1635 und 1646 bekleidete er mehrmals das Amt des Gildemeisters der Schmiede, dem die Gießer angehörten; er starb vor November 1655.2) Die vorliegende ist seine früheste nachgewiesene Glocke. Im Landkreis Northeim finden sich außerdem noch die 1639 für Hettensen und für Angerstein gegossenen Glocken Nr. 287 u. 288. 1624 entstand eine Glocke für St. Nikolai in Herzberg (Lkr. Osterode).3) Zwischen 1633 und 1636 bzw. 1646 hat David Fobben neun weitere Glocken für Orte in der Nähe Göttingens und im südlichen und östlichen Landkreis gegossen;4) seine beiden letzten bekannten Glocken entstanden 1648 und 1651 für Orte bei Heiligenstadt in Thüringen.5)

Textkritischer Apparat

  1. DER SCHOVF] erschove Glockenkartei. Auf der Glocke von 1633 in Groß Lengden lautet die Inschrift: GOTT DER · HERR · ER SCHAVF MICH · M(EISTER) · DAVID FOBBEN / VON GOTTINGEN DER · GOS MICH; DI 66 (Lkr. Göttingen) Nr. 352. Eine Entscheidung, ob auf der vorliegenden Glocke auch eine Form von „erschuf“ zu lesen war, lässt sich nicht treffen.

Anmerkungen

  1. Herbst, Volpriehausen, S. 205. Die Stahlglocken wurden von der Firma J. F. Weule aus Bockenem angefertigt. Nach Auskunft des Turmuhrenmuseums Bockenem, das heute die Unterlagen der Firma Weule verwahrt, findet sich die 1951 abgegebene Glocke dort nicht verzeichnet.
  2. Biographische Angaben nach dem Kommentar von Sabine Wehking zu DI 66 (Lkr. Göttingen) Nr. 352. Vgl. auch Eichler/Poettgen, Handbuch der Stück- und Glockengießer, S. 90.
  3. Der DI-Band Lkr. Osterode ist in Vorbereitung.
  4. Vgl. DI 66 (Lkr. Göttingen) Nr. 352 (Elliehausen), 354 (Groß Lengden), 359 (Sieboldshausen), 360 (Bremke), 361 (Dramfeld), 362 (Elkershausen), 364 (Seulingen; heute Göttingen, St. Jacobi) u. 390 (Roringen, 1646). Eine 1636 für Obernjesa gegossene Glocke wurde vermutlich in einem der Weltkriege eingeschmolzen; nachgewiesen bei Mithoff, Kdm. Göttingen und Grubenhagen, S. 164. Eine weitere Glocke entstand 1645 für Oberbillingshausen; vgl. die Aufstellung der Kosten in: Plesse-Archiv 26, 1990, S. 103.
  5. Walter, Glockenkunde, S. 731, weist eine Glocke in Heuthen aus dem Jahr 1648 sowie eine in Rohrberg (beide Eichsfeldkreis in Thüringen) von 1651 nach. Die Glocke in Heuthen wurde im Ersten Weltkrieg eingeschmolzen: www.kath-ghf.de/Chronik/Heuthen/Glockengeschichte_ heuthen.pdf (21.12.2012): Alfons Grunenberg, Die Glockengeschichte von Heuthen.

Nachweise

  1. Mithoff, Kdm. Göttingen und Grubenhagen, S. 197.
  2. Herbst, Volpriehausen, S. 205.
  3. Glockenkartei der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers.

Zitierhinweis:
DI 96, Lkr. Northeim, Nr. 250† (Jörg H. Lampe, Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di096g017k0025005.