Inschriftenkatalog: Landkreis Northeim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 96: Lkr. Northeim (2016)

Nr. 239 Northeim, Museum 1613 u. später

Beschreibung

Schützenkette mit Anhängern. Silber. Die Kette aus Edesheim weist außer einem Brustschild 73 Anhänger mit Namen der Schützenkönige auf, die zwischen 1613 und 1999 entstanden sind. Sieben der Anhänger stammen aus der Zeit von 1613 bis 1626, weitere 19 aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Die Anhänger wurden vermutlich mehrfach umgeordnet, wie heute funktionslose Löcher an den älteren zeigen. Sie sind in sieben Reihen angeordnet, wobei am unteren Ende zumeist die kleineren und ältesten Plaketten hängen. Am Ende der mittleren Reihe die (von unten nummerierten) Plaketten I–IV, am Ende der dritten Reihe von links die Plaketten V und VI, am Ende der äußerst linken Reihe Plakette VII.

Die ovale, leicht gewölbte Plakette I weist in der Mitte eine eingravierte Pfeilspitze auf, die Inschrift umlaufend zwischen zwei vertieften Linien. Die Inschrift auf der runden Plakette II umlaufend zwischen einfachen Linien, in der Mitte ein innen schraffierter Kreis, der offenbar den Treffer symbolisiert. Die weitgehend gleichförmigen, ovalen Anhänger III und IV tragen nur die umlaufenden Inschriften zwischen zwei Linien. Konturierungen werden bei (I–IV) nur sparsam eingesetzt. Die Anhänger V–VII sind als Schilde in Tartschenform gestaltet, im Schildhaupt die teilweise konturierten Inschriften. Auf Plakette V unter der Inschrift die Abbildung eines nach unten gerichteten Dolches; am unteren Ende ein Loch. Über dieser Plakette VI, am oberen Rand geschwungen. Die Jahreszahl im Schildfuß, dazwischen ein geflügelter Puttenkopf. Plakette VII ist schmucklos, die Jahreszahl im oberen Schildfuß; dazwischen zwei, am unteren Ende ein funktionsloses Loch. Alle Inschriften sind eingraviert.

Maße: H.: 2,9 cm; B.: 2,6 cm; Bu.: 0,25 cm (I); Dm.: 3,6 cm; Bu.: 0,35 cm (II); H.: 4,2 cm; B.: 3,5 cm; Bu.: 0,25 cm (III); H.: 4,4 cm; B.: 3,5 cm; Bu.: 0,35 cm (IV); H.: 4,6 cm; B.: 4,5 cm; Bu.: 0,3 cm (V); H.: 5,6 cm; B.: 4,5 cm; Bu.: 0,3 cm (VI); H.: 5,5 cm; B.: 4,8 cm; Bu.: 0,3–0,4 cm (VII).

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Lara-Sophie Räuschel) [1/6]

  1. I

    LVLEF · PLOMEKER · 1613 ·

  2. II

    ANDREAS : HVPPERT : 1618 :

  3. III

    ANNA · ARENDES · 1615 ·

  4. IV

    IVRGEN · ARENDES · 1615 ·

  5. V

    STEFFEN · PLO/MEKER · 1623a) ·

  6. VI

    TILE · WARNEKEN / 1625

  7. VII

    CHRISTOFFEL · / ARNS · / 1626

Kommentar

Die Schrifteigentümlichkeiten lassen, wie auch die Formen der Anhänger, zwei Gruppen erkennen: die von 1613 bis 1618 angefertigten Nummern I bis IV sowie die von 1623 bis 1626 entstandenen Nummern V bis VII. Bei den ersteren werden Konturierungen nur sparsam eingesetzt, die Cauda des R ist geschwungen, G und offenes D (vgl. III u. IV) sind spiegelbildlich gestaltet; die 1 der Jahrtausendziffer ist gebogen, die 1 der Zehnerziffer schaftförmig, das obere Ende der 6 ist weit über die Oberlinie ausgezogen. In der zweiten Gruppe werden die Schäfte fast ausnahmslos konturiert und die Kontur im Inneren schraffiert; auch die Jahreszahlen sind teilweise (V) davon betroffen. Der erste in der Neuzeit in Northeim nachgewiesene Gold- und Silberschmied ist Philipp Otten, der 1594 geboren wurde.1) Er könnte bereits an der Anfertigung der Anhänger beteiligt gewesen sein.

Seit 1625 griff der Dreißigjährige Krieg (Belagerung Northeims) tief in das Leben der Region ein.2) Im Jahr darauf wurde nach Ausweis der erhaltenen Plaketten für über dreißig Jahre der letzte Schützenkönig ermittelt. Bemerkenswert ist die Nennung einer weiblichen Schützenkönigin im Jahr 1615 (III), vermutlich zusammen mit einem Verwandten (IV).

Textkritischer Apparat

  1. 1623] Die 3 aus einer 5 geändert.

Anmerkungen

  1. Vgl. Scheffler, Goldschmiede, Bd. 2, S. 977.
  2. Vgl. die Einleitung, Kap. 2.2.

Zitierhinweis:
DI 96, Lkr. Northeim, Nr. 239 (Jörg H. Lampe, Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di096g017k0023905.