Inschriftenkatalog: Landkreis Northeim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 96: Lkr. Northeim (2016)

Nr. 202 Parensen, Kirche 1600

Beschreibung

Altaraufsatz. Holz, bemalt. Der zweiteilige, modern gefasste Altaraufsatz besteht aus einer annähernd quadratischen Darstellung des Letzten Abendmahls mit einer modernen, gemalten Inschrift von 1892, die auf die Restaurierung der Kirche im selben Jahr verweist.1) Darunter ist in einem eigenen Rahmen eine predellaartige, dreigeteilte Tafel angebracht. In der Mitte in einem leicht vertieften, hochrechteckigen Feld in einem gemalten Beschlagwerkrahmen mit einem geflügelten Puttokopf die weiß auf schwarz gemalte Stifterinschrift, die Kommata als Interpunktionszeichen aufweist. Im Feld links davon vor einer Mauer (im Hintergrund eine gemalte Landschaft mit Stadtsilhouette und Zugvögeln am Himmel) der Stifter mit vier Söhnen, die Hände zum Gebet erhoben; mit Ausnahme des kleiner dargestellten und rot gekleideten zweiten Sohnes, der durch ein Kreuz über dem Kopf als verstorben gekennzeichnet ist, sind alle schwarz gekleidet und mit einer Halskrause ausgestattet. Im Feld rechts von der Stifterinschrift vor einem ähnlich stilisierten Hintergrund ohne Stadtsilhouette drei ebenfalls schwarz gekleidete Frauen mit zum Gebet erhobenen Händen, von denen die vordere und die hintere durch rote Kreuze als verstorben bezeichnet sind. Die hintere mit einer kopftuchartigen Haube vermutlich eine verstorbene (erste) Ehefrau, die kleinere Frauengestalt vorne mit einem schwarzen (Jungfern-)Kranz eine Tochter.

Maße: Stiftertafel: H.: 44 cm; B.: 157 cm; Inschriftfeld: H.: 35 cm; B.: 27,5 cm; Bu.: 1,7 cm.

Schriftart(en): Kapitalis mit Versalien.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Lara-Sophie Räuschel) [1/2]

  1. DIESE TAFFELN HAT / CHRISTOFFER VOM / RODE, DEM HERR(E)N / CHRISTO VNDT, / SEINER LIEBEN KI=/RCHEN ZVN EHRE(N)/ GEGEBEN / ANNO . D(OMI)NI · 1·600 ·

Kommentar

Die Schrift zeichnet sich durch ausgeprägte, serifenartige Sporen an den Enden von Bögen und Deckbalken aus, die geschwungene, spitz zulaufende, mit einer Schwellung besetzte Cauda des R ist unter die Zeile verlängert. Ein Wechsel von Haar- und Schattenstrichen ist angestrebt, als Haarstriche ausgeführt sind der Schrägschaft des N, der rechte Schaft des flachgedeckten A (anders beim Versal in ANNO) sowie die Balken; I ist mit Punkten versehen, der Bogen des D ist über den Schaft hinaus verlängert. Die Schrift weist Übereinstimmungen mit der Schrift auf der Wandmalerei in Schoningen aus dem Jahr 1599 auf; vgl. Nr. 200.

Die Malerei, insbesondere die Kopfdarstellungen im Abendmahlsbild, das Beschlagwerk und der Puttokopf, zeigt eine große Ähnlichkeit mit dem 1610 entstandenen Retabel Nr. 208 in Schlarpe.

Die Familie von Roden ist seit der Mitte des 14. Jahrhunderts als plessische Lehnsleute in Parensen nachzuweisen und noch im Ort ansässig. Die sichere Ahnenlinie beginnt mit Heinrich von Roden, (um 1490–1575/76), dem Vater von Christoph von Roden, der um 1545/50 geboren wurde und im Dezember 1616 in Parensen starb.2)

Anmerkungen

  1. „1892. ist d(ie) Kirche [gereinigt?] / von / G. Dewes.“ Zur Verlängerung des Kirchenschiffes, dem Umbau der Fenster und den Neubau des Turmes im Jahr 1892 vgl. Lücke, Parensen, S. 56.
  2. Von Roden, Geschlecht von Roden, S. 119f., 195 u. 203.

Nachweise

  1. Lücke, Parensen, S. 57.
  2. Von Roden, Geschlecht von Roden, S. 195, Anm. 132, u. S. 196 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 96, Lkr. Northeim, Nr. 202 (Jörg H. Lampe, Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di096g017k0020206.