Inschriftenkatalog: Landkreis Northeim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 96: Lkr. Northeim (2016)

Nr. 176 Billingshausen (Lkr. Göttingen), ev. Kirche 1586

Beschreibung

Patene. Kupfer, vergoldet. Auf der Fahne umlaufend die eingravierte Inschrift A. Die Worttrenner in der Inschrift sind sternförmig. In der Mitte des Spiegels die eingravierte Inschrift B. Oberhalb von (B) beginnt die eingeritzte Inschrift C, die unterhalb von B fortgesetzt wird; möglicherweise ist (C) die Vorlage für Inschrift A. Links oberhalb von Inschrift C die eingeritzten Initialen D. Die Patene, heute aufbewahrt in der Kirche von Oberbillingshausen, gehörte zuletzt der St.-Martin-Kirche in Unterbillingshausen, das bis zur Kreis- und Gemeindereform von 1973 dem Landkreis Northeim angehörte. Die Kirchengemeinden Ober- und Unterbillingshausen wurden zum 1. Januar 2010 vereinigt.1) 1982 befand sich die Patene noch in St. Johannis in Sudershausen (Lkr. Northeim),2) der früheren Mutterkirche von Unterbillingshausen.

Maße: Dm.: 13,2 cm; Bu.: 0,4 cm (A), 0,2 cm (B), 0,35 cm (C), 1 cm (D).

Schriftart(en): Kapitalis (A, B, D), Kapitalis und Minuskel (C).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Lara-Sophie Räuschel) [1/1]

  1. A

    ∙ IOHANNES ∙ FLESSA ∙ PASTOR ∙ ZIGENRa) ∙ CVRAVIT ∙ FIERI ∙ ANNO ∙ 1586 ∙ DIE ∙ 25 ∙ IVNIJ ∙

  2. B

    MI . N C Z / ∙ G ∙ W ∙

  3. C

    1586 den 25 Jvnij // IOHAN FLESSA / PAsTOr fieri / Fecit

  4. D

    L B

Übersetzung:

Johann Flessa, Pastor von Ziegenrück, ließ (diese Patene) anfertigen im Jahr 1586 am 25. Juni. (A)

1586, den 25. Juni, ließ Johann Flessa, Pastor, (diese Patene) anfertigen. (C)

Kommentar

Die eingravierten Buchstaben der Inschrift A weisen, besonders ausgeprägt beim I, serifenartige Sporen an den Schaft-, Balken- und Bogenenden auf; dies gilt auch für die zusammentreffenden Schaftenden an A und N. Der untere Balken des E in IOHANNES ist am Ende spornartig nach oben gebogen, O ist spitzoval, Z mit Mittelbalken gestaltet; die Bögen an D, P und R sind teilweise nach links über den Schaft hinaus verlängert. Das obere Bogenende der 6 ist weit nach rechts oben über die Zeile hinaus ausgezogen, die 2 ist Z-förmig, die 5 in 25 S-förmig.

Die in der Mitte des Spiegels eingravierten Initialen B sind möglicherweise eine Meisterinschrift.

Der Stifter Johann (Nikolaus) Flessa (Flössa) wurde 1526 in Voigtsberg (bei Oelsnitz im Vogtland) geboren. Er wirkte als Lehrer in Ranis und wurde 1549 in Wittenberg ordiniert; nachdem er Pfarrstellen in Plothen (1549–1553), Knau (1553–1555) sowie Schöndorf (1555–1565) versehen hatte (Ortschaften bei Ziegenrück in Thüringen), amtierte er von 1565 bis zu seinem Tod 1606 (?) als Oberpfarrer in Ziegenrück (Saale-Orla-Kreis),3) das damals zum Kurfürstentum Sachsen gehörte. Die Patene, die vermutlich im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges zusammen mit dem materialgleichen Kelch Nr. 177 in Ziegenrück entwendet wurde, ist wahrscheinlich um 1650 nach Sudershausen gekommen.

Textkritischer Apparat

  1. ZIGENR] Zu ergänzen: ZIGENR(VCCENSIS) o. ä.

Anmerkungen

  1. Kirchliches Amtsblatt für die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers, 1/2011, S. 57.
  2. Kunstgutkartei der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers.
  3. Thüringer Pfarrerbuch, Bd. 8: Großherzogtum Sachsen (-Weimar-Eisenach), Landesteil Weimar mit Jena und Neustadt/Orla (Neustädter Kreis). Zusammengestellt von Friedrich Meinhof, 2015, s. v. Flessa, Nicolaus. Online verfügbar unter: www.pfarrerbuch-online.de/wp-content/uploads/2015/04/SACHSEN-WEIMAR-BIO-1336a. pdf (02.06.2015). Weniger vollständig die Angaben in: Paul Heller (Bearb.), Thüringer Pfarrerbuch, Bd. 4: Die reußischen Herrschaften, Leipzig 2004, S. 300 (Nr. 293).

Zitierhinweis:
DI 96, Lkr. Northeim, Nr. 176 (Jörg H. Lampe, Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di096g017k0017601.