Inschriftenkatalog: Landkreis Northeim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 96: Lkr. Northeim (2016)

Nr. 151 Hardegsen, St. Mauritius nach 1576

Beschreibung

Grabplatte für Anton (Tönnies) von Kerssenbrock. Bis 1956 über dem Grab des Verstorbenen vor der Nordwand des Chores neben dem Altar; danach zunächst im Kirchturmeingang aufgestellt.1) Heute innen an der Westwand der Kirche. Die Oberfläche der Platte ist auf der linken Seite zu einem Viertel (unten) bis zu einem Drittel (oben) zerstört. Über zwei Wappen im ovalen Beschlagwerkrahmen, die die ganze Breite der Platte einnehmen, der Anfang der Inschrift, die unter den Wappen fortgesetzt wird; die Zeilen fünf bis sieben von unten sind, wie die letzte Zeile, durch von beiden Seiten hineinragendes Beschlagwerk verkürzt. Die Inschrift, Wappen und Schmuckformen erhaben im vertieften Feld. Die Doppelpunkte in der dritten und vierten Zeile von unten vertieft auf dem Rahmen.

Maße: H.: 198 cm; B.: 97 cm; Bu.: 6 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Julia Zech) [1/1]

  1. [STREN]VOa) VIRTVT[I]SQVE / [LAVDE]b) INSIGNI ANTONIO / [KARSSEN]BRVCHc) EQ(VITI) WESTP[H](ALICO) // [PRAETER] EXPECTATIONEM / [SVA]Md) SED SVORV(M) · I(N) · MEDIO / [FAMILIAE] [H]ONESTAE AC LAVDABILIS / MAXIMO PROCERVM / [POPVL]IQVEe) LVCTV, AD FELICE(M) / [BE]ATORVM SOCIE=/TATEM AVO=/CATO : / [HE]REDES MOESTI POSVERE : / [ANN]O CHRISTI : M . D. LXXVI : / [DI]E XXII . MENSIS / [FE]BRVARII :

Übersetzung:

Dem gestrengen und durch den Ruhm seiner Tapferkeit ausgezeichneten Antonius (Tönnies) von Kerssenbrock, dem westfälischen Ritter, der unerwartet, aber inmitten der Seinen, einer ehrenfesten und löblichen Familie, zur größten Trauer der Angehörigen, der Vornehmen und des Volkes, in die glückliche Gemeinschaft mit den Seligen abberufen wurde, haben die trauernden Erben (dies) setzen lassen. (Er starb) im Jahr Christi 1576 am 22. Tag des Monats Februar.

Wappen:
?2)Alten3)

Kommentar

Die Schrift auf der Grabplatte weist Übereinstimmungen mit der von der frühhumanistischen Kapitalis beeinflussten Inschrift C auf dem Epitaph Nr. 150 auf. Auffallend sind die teilweise vergrößerten Buchstaben am Wortanfang und die Verlängerung einzelner, zumeist gebogen gestalteter Buchstabenelemente. Unter die Zeile verlängert sind der linke Schrägschaft des A am Wortanfang, die Cauden von R und Q sowie der Balken des L. In Inschrift A weist N (zweites N in INSIGNI, ANTONIO) einen nach oben und unten über die Zeile verlängerten geschwungenen Schrägschaft auf. Der Mittelteil des M ist bis fast auf die Grundlinie gezogen; der linke Schrägbalken des M der Jahresangabe ist gebogen und über die Zeile verlängert, O ist annähernd spitzoval.

Die Gestaltung der Schrift, die Daten, der Vorname, der erhaltene Rest des Nachnamens sowie das mütterliche Wappen auf der heraldisch linken Seite der Grabplatte zeigen, dass es sich bei dem vorliegenden Stück um die Grabplatte des Drosten Anton (Tönnies) von Kerssenbrock handelt, dessen Epitaph sich im Chor der Kirche befindet; vgl. Nr. 150.

Textkritischer Apparat

  1. [STREN]VO] Die lateinischen Ergänzungen, die einen sinnvollen Text erst hergestellt haben, verdanke ich Fidel Rädle, Göttingen.
  2. [LAUDE]] Ein anderes, sinngemäß entsprechendes Wort ist möglich; vgl. Anm. a.
  3. [KARSSEN]BRVCH] Ergänzt nach der Wappenbeischrift D auf dem Epitaph Nr. 150.
  4. [SVA]M] Das A ist noch andeutungsweise zu erkennen.
  5. [POPVL]IQVE] Der unter das I gezogene Balken des L ist noch zu erkennen.

Anmerkungen

  1. Vgl. Lechte, Hardegsen, S. 104.
  2. Wappen ? (zerstört). Zu erwarten ist das Wappen Kerssenbrock; vgl. Nr. 150.
  3. Wappen Alten (sieben Rauten schrägbalkenweise gestellt). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 9, S. 2 u. Tafel 2.

Zitierhinweis:
DI 96, Lkr. Northeim, Nr. 151 (Jörg H. Lampe, Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di096g017k0015107.