Inschriftenkatalog: Landkreis Northeim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 96: Lkr. Northeim (2016)

Nr. 138† Höckelheim, St. Marien 1570

Beschreibung

Grabplatte für Margarethe von Gleichen. Stein. Die Grabplatte lag im Jahr 1580 auf dem Grab im Chor neben der an der Wand aufgestellten ihres Mannes Christoph von Plesse; Nr. 134. In der Mitte wie auf der Grabplatte der Margarethe von Spiegelberg (Nr. 116) eine Abbildung der Verstorbenen in einem langen Gewand, die Hände vor der Brust zum Gebet erhoben; von einer Haube (oder Kapuzenmantel?) ausgehend lange, stolaartige Bänder, die fast bis zu den Füßen reichen. In den Ecken der Platte vier Wappen, zwischen den beiden unteren Wappen ein Steinmetzzeichen (M14). An den Seiten umlaufend die Inschrift. Links oberhalb des Grabes war an der Wand noch ein Wappen angebracht.1) Die Grabplatte wurde beim Brand des Klosters im Jahr 1582 zerstört.

Inschrift nach Zeichnung in HStAH Cal. Br. 33, Nr. 99.

Schriftart(en): Kapitalis.

Niedersächsisches Landesarchiv, Hauptstaatsarchiv Hannover, HStAH Cal. Br. 33, Nr. 99 [1/1]

  1. IM · IAR · ALS · MAN · SREIB · 1570 AM · SONTAG · PALM/MAR(VM)a)2) · IS · DEI · EDDEL · VND · WOLGBORN · FRAW · FRAW · MARGARETA · GEBORNE · GREVIN / VON · GLEICHEN · EDLE · FRV · ZV · PLESSE · WITFRAW · IN · / GOT · ENTSLAFFENb) · WELGHER · SEILE · GOT · GENEDIC · SHEIN · WOLLE ·

Wappen:
Plesse3)Spiegelberg5)
Reuss4)Reuss6)

Kommentar

In MAN ist ein N mit Ausbuchtung im Schrägschaft abgezeichnet.

Margarethe Gräfin von Gleichen, Tochter von Graf Johann II. in Remda, war seit 1554 verheiratet mit Christoph von Plesse (1535–1567);7) zu ihm und seinen drei vor ihm verstorbenen Kindern vgl. das Epitaph Nr. 135. Das Wappen oben rechts, laut der Abzeichnung Spiegelberg, gehört dort nicht hin. Während auf der linken (heraldisch rechten) Seite die Wappen des Ehemannes und seiner Mutter, Katharina Reuss von Plauen,8) angebracht sind, fehlt oben auf der rechten (heraldisch linken) Seite das Wappen der Verstorbenen, also Gleichen; ob dafür ein Fehler des Abzeichners verantwortlich ist, muss offenbleiben. Ein Irrtum bei Anfertigung der Grabplatte ist kaum vorstellbar; das Wappen war auch richtig auf dem hölzernen Epitaph für ihren drei Jahre zuvor gestorbenen Ehemann Christoph von Plesse angebracht. Die Mutter der Verstorbenen war Hedwig Reuss von Gera;9) das Wappen unten rechts ist also plausibel.

Textkritischer Apparat

  1. PALM/MAR(VM)] Kürzungsstrich durch die Cauda des R. Zwei M (irrtümlich?) auf der Abzeichnung.
  2. Notariatsinstrument (zit. bei Bernotat, S. 33) und Protokoll nur bis hier (vor GOT fügen sie selig bzw. seliglich ein) und in Orthographie und Sprachstand dem zeitgenössischen Gebrauch angepasst.

Anmerkungen

  1. Beschreibung und Schriftart nach der Zeichnung in: HStAH Cal. Br. 33, Nr. 99: abgedruckt bei Bernotat, Erbbegräbnis, S. 34 (Abb. 10). Zur Lage vgl. auch Protokoll und Notariatsinstrument; HStAH Hann. 27 Hildesheim, Nr. 643/3, Bl. 1173v bzw. 1184v–1185r.
  2. 19. März.
  3. Wappen Plesse (Maueranker). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 6, Abt. 12, S. 68 u. Tafel 53.
  4. Wappen Reuss (gekrönter Löwe, Helmzier Brackenkopf), gewendet. Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 1, Abt. 1, Teil 4, S. 78f. u. Tafel 65.
  5. Wappen Grafen von Spiegelberg (Hirsch). Vgl. Hartmann, Grafen von Poppenburg-Spiegelberg, S. 190f. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 1, Abt. 2, S. 36 (Eintrag zu Nassau-Dietz) u. Tafel 86. An dieser Stelle wäre für die Verstorbene das Wappen Gleichen (steigender gekrönter Löwe) zu erwarten; vgl. den Kommentar.
  6. Wappen Reuss (wie Anm. 4), nicht gewendet.
  7. Vgl. Böhme, Herrschaft Plesse, S. 35f.
  8. Vgl. Europäische Stammtafeln N.F., Bd. XIX, Tafel 5.
  9. Vgl. Europäische Stammtafeln N.F., Bd. XIX, Tafel 100.

Nachweise

  1. HStAH Cal. Br. 33, Nr. 99 (Zeichnung).
  2. Notariatsinstrument vom 24. Februar 1580, Protokoll vom 4. Juli 1581; HStAH Hann. 27 Hildesheim, Nr. 643/3, Bl. 1185r u. 1173v–1174r.
  3. Bernotat, Erbbegräbnis, Abb. 10, S. 34 (nach Cal. Br. 33, Nr. 99) u. S. 33.

Zitierhinweis:
DI 96, Lkr. Northeim, Nr. 138† (Jörg H. Lampe, Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di096g017k0013809.