Inschriftenkatalog: Landkreis Northeim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 96: Lkr. Northeim (2016)

Nr. 92 Höckelheim, St. Marien 1516

Beschreibung

Andachtsbild. Stein. An der östlichen Wand des Kirchenschiffs von 1794. Das ursprünglich außen am Torhaus angebrachte Andachtsbild1) befand sich um 1870 an einem Nebengebäude des Gutes.2) In einer in den Block gehauenen Nische im Hochrelief Maria mit dem Kind im Strahlenkranz, stehend in der Mondsichel. Die eingehauene Inschrift auf dem breiten Rand des Steins umlaufend, beginnend oben links; unten links ein die Inschrift unterbrechendes Wappen, darüber ein Steinmetzzeichen (M5). Die abgeplatzten Stellen oben rechts, unten rechts und die ganze linke Seite des Randes wurden vor 1979 geglättet und die Inschrift an diesen Stellen teilweise nachgehauen.3) Dabei wurde bei der Jahreszahl eine falsche Lesung verwendet.

Maße: H.: 73 cm; B.: 52,5 cm; Bu.: 4 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Lara-Sophie Räuschel) [1/1]

  1. <au>e sa(n)ctissima / <v(ir)g>o ∙ maria ∙ mater ∙ d(omi)ni n(ost)<ri> / [ih(es)u]a) (christi)b)c)4) ora p(ro) n[ob(is)]d) / [m d xvi]e)

Übersetzung:

Gegrüßt seist du, heiligste Jungfrau Maria, Mutter unseres Herrn Jesus Christus. Bete für uns. 1516.

Wappen:
Plesse5)

Kommentar

Das Maria geweihte Zisterzienserinnen-Kloster Höckelheim wurde von den Edelherren von Plesse 1247 gegründet und anschließend zum Hauskloster der Familie. Im Kloster gab es eine seit 1430 belegte Marienkapelle.6) Kirche und Klostergebäude wurden bei Bränden 1582 und 1587 zerstört,7) das Klostergut noch einmal 1811.8) Mehrfache Versetzungen des Steins sind daher anzunehmen. Die Jahreszahl 1516 fand sich noch einmal an einer Säule im Krankenhaus des Klosters; vgl. Anhang 1.

Das Andachtsbild der Mondsichel- bzw. Strahlenmadonna nach Off. 12,1 fand seit der Mitte des 15. Jahrhunderts eine zunehmende Verbreitung.9)

Textkritischer Apparat

  1. [ih(es)u]] Das obere Drittel der Buchstaben fehlt und wurde nicht ergänzt; Jh(es)u Mithoff. i mit Brechung nach rechts und Quadrangel, das sich mit dem unteren Schaftende des h verbindet.
  2. (christi)] Befund: xpi.
  3. [ih(es)u] (christi)] J. C. scdm [!] Matthaeum Protokoll, Bl. 1177v; für diese Lesung ist und war aber kein Platz.
  4. p(ro) n[ob(is)]] pro nobis Mithoff. Mithoff vermerkt ansonsten alle Kürzungen, vermutlich hat er hier eine bereits beschädigte Stelle sinngemäß ergänzt. Der Kürzungsstrich am p ist aber unverkennbar, danach die zwei Schäfte des n. Platz ist am Ende der unteren Schmalseite für zwei breitere Buchstaben.
  5. [m d xvi]] Mithoff; M D XVI Protokoll und Notariatsinstrument, Bl. 1178r u. 1186v; danach Bernotat, S. 36. Befund: nach dem Zeilenwechsel zuerst das Wappen mit Steinmetzzeichen, dann <nobis . mdrbi>. Der nachgehauene Zustand beruht auf einer Fehllesung der Zehner und Einer der Jahreszahl; davor wurde, dem Formular folgend, nobis ergänzt, ohne zu erkennen, dass das n von nob(is) noch an der unteren Schmalseite zu lesen ist. Die Jahreszahl bei Mithoff mit Spatien zwischen den Zeichen, was auf größere Abstände im Original deutet. Protokoll und Notariatsinstrument haben A(nn)o vor der Jahreszahl.

Anmerkungen

  1. Vgl. Bernotat, Erbbegräbnis, S. 36; nach Protokoll u. Notariatsinstrument; HStAH Hann. 27 Hildesheim, Nr. 643/3, Bl. 1177v u. 1186r/v.
  2. Mithoff, Kdm. Göttingen und Grubenhagen, S. 108.
  3. Vgl. bereits die Abb. 1 bei Bernotat, Erbbegräbnis, S. 20.
  4. Mariengebet, die einzelnen Bestandteile sind weit verbreitet; wörtlich überliefert z. B. in einem lateinischen Gebetbuch mit niederdeutschem Anhang aus einem niedersächsischen Nonnenkloster (Ms I, 76, p. 233); zit. in: Handschriften der Niedersächsischen Landesbibliothek Hannover, Tl. 1, beschrieben von Helmar Härtel u. Felix Ekowski, Wiesbaden 1989 (Mittelalterliche Handschriften in Niedersachsen, Bd. 5), S. 76f. Vgl. auch: Handschriften der Dombibliothek zu Hildesheim, Tl. 2, beschrieben von Renate Giermann u. Helmar Härtel, Wiesbaden 1993 (Mittelalterliche Handschriften in Niedersachsen, Bd. 9), S. 48 (Hs 734, fol. 41r).
  5. Wappen Plesse (Maueranker), waagerecht gelegt. Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 6, Abt. 12, S. 68 u. Tafel 53: senkrechter Maueranker. Waagerecht auch 1343 in Eddigehausen; vgl. DI 66 (Lkr. Göttingen), Nr. 11.
  6. Niedersächsisches Klosterbuch, Bd. 2, S. 815 u. 819 (M. von Boetticher). Drei 1582, 1591 und gegen Ende des 16. Jahrhunderts gezeichnete Lagepläne des Klosters in: Bernotat, Erbbegräbnis, Abb. 2–4, S. 22f. u. 25.
  7. Bernotat, Erbbegräbnis, S. 19 u. 24. Niedersächsisches Klosterbuch, Bd. 2, S. 818f. (M. von Boetticher).
  8. Mithoff, Kdm. Göttingen und Grubenhagen, S. 107.
  9. Vgl. Schiller, Ikonographie, Bd. 4,2, S. 198f.

Nachweise

  1. Protokoll vom 4. Juli 1581, Notariatsinstrument vom 24. Februar 1580; HStAH Hann. 27 Hildesheim, Nr. 643/3, Bl. 1177v–1178r u. 1186v (nur Anfang und Jahreszahl).
  2. Mithoff, Kdm. Göttingen und Grubenhagen, S. 108.
  3. Bernotat, Erbbegräbnis, S. 19, S. 36 u. Abb. 1, S. 20.

Zitierhinweis:
DI 96, Lkr. Northeim, Nr. 92 (Jörg H. Lampe, Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di096g017k0009207.