Inschriftenkatalog: Landkreis Northeim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 96: Lkr. Northeim (2016)

Nr. 87† Fredelsloh, Kloster 1513

Beschreibung

Dormitorium. Bauinschrift. Laut Letzner wurden im Jahr 1513 Propstei, Küche und Schlafhaus neu gebaut.

Inschrift nach Letzner.

  1. Anno 1513 haec domus ex ligno pro famulabus exstructa hanc deus digne protege ne devoretur ab igne

Übersetzung:

Im Jahr 1513 ist dieses Haus für (deine) Dienerinnen aus Holz erbaut worden. Schütze es verdientermaßen, Gott, dass es nicht vom Feuer verschlungen wird.

Versmaß: Hexameter (haec … igne), teilweise prosodisch fehlerhaft.

Kommentar

1507 nahm Herzog Heinrich IV. von Braunschweig-Grubenhagen (1460–1526) die ernhaftigen unde ynnigen geystliken junckfruwen tho Fredelße unter Bezugnahme auf die zuvor erfolgte Reform des Klosters in seinen Schutz. Zudem forderte er jedermann dazu auf, den Nonnen bei der Wiederherstellung der Gebäude des Klosters zu helfen, die in den Jahren zuvor durch Brände zerstört worden waren.1) Die Inschrift an dem Neubau lässt die Furcht der Insassinnen vor neuen Bränden lebendig werden. Reform und Neubauten erfolgten unter der Regentschaft der Priorin Anna von Stockheim, die von spätestens 1498 bis 1524 amtierte.2)

Anmerkungen

  1. Vgl. UB Fredelsloh, Nr. 253 (26. Juni 1507). Die Selbstbezeichnung des Ausstellers, Herzog Heinrich tho Brunswick, als hertogen Hinrikes zeligen ßone zeigt, dass es sich weder um Heinrich den Älteren von Braunschweig-Wolfenbüttel (1463–1514), dessen Vater Wilhelm hieß, noch um dessen Sohn Heinrich den Jüngeren (1489–1568) handeln kann. Das Kloster unterstand im 15. Jahrhundert zweifellos der Oberhoheit der Grubenhagener Linie des Welfenhauses; vgl. ebd., Nr. 184, 213 u. 225. Seit 1544 handelten die Calenberger Herzöge und ihre Wolfenbütteler Erben als Landesherren; vgl. ebd. Nr. 263, 265 u. 267–269. Noch 1551 zahlte das Kloster aber einen Beitrag zur Türkensteuer an den Grubenhagener Herzog Ernst; ebd., Nr. 264.
  2. Vgl. Niedersächsisches Klosterbuch, Bd. 1, S. 418 u. 423 (N. Kruppa). Letzner datierte die Reform des Klosters auf 1495 am tag Gorgoni martyris (9. September); er gibt die Amtsdaten der Anna von Stockheim mit 1472 bis 1521 an, was mit Sicherheit falsch ist; Letzner, Dasselische Chronik, 7. Buch, fol. 134v.

Nachweise

  1. Letzner, Dasselische Chronik, 7. Buch, fol. 134v.

Zitierhinweis:
DI 96, Lkr. Northeim, Nr. 87† (Jörg H. Lampe, Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di096g017k0008700.