Inschriftenkatalog: Landkreis Northeim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 96: Lkr. Northeim (2016)

Nr. 79†? Hannover, Landesgalerie im Landesmuseum 4. V. 15. Jh.

Beschreibung

Altarretabel. Holz. Im Zweiten Weltkrieg beschädigt und nicht zugänglich.1) Früher in der Kirche St. Martin in Markoldendorf, wo der Doppelflügelaltar bis mindestens 1862 war. Die baufällige Kirche wurde 1867 auf Abbruch an einen Maurermeister aus Hildesheim verkauft; der Aufsatz gehörte nicht zu den Ausstattungsgegenständen, die sich die Kirche vorbehielt. 1876 wurde er von einem Holzhändler Streyts aus Hildesheim durch die Landesgalerie angekauft.2) In geschlossenem Zustand (zweite Wandlung) zeigt er rechts eine Marienkrönung, links den heiligen Martin zu Pferd, der einen Teil seines Mantels mit dem Schwert abtrennt; in der Predella die Anbetung der Könige. In der ersten Wandlung werden bei geöffneten Deckflügeln sichtbar die zwölf Apostel auf Schachbrettfußböden. Alle Darstellungen gemalt. Bei geöffneten Schreinsflügeln erscheinen unter Schleierbrettern mit Kielbögen 16 geschnitzte Heiligenfiguren vor vergoldetem Hintergrund, auf den Sockeln inschriftlich bezeichnet: auf dem linken Flügel (von links) Jodokus, Maria Magdalena, Servatius (mit Bischofsmütze) und Laurentius mit den Inschriften A; im Mittelfeld Georg, Nikolaus (mit Bischofsmütze), eine Anna Selbdritt; in der zentralen Kreuzigungsszene Maria, ein Kruzifix (zu den Füßen ein Engel, der das Blut auffängt) und der Evangelist Johannes; anschließend Martin (mit Bischofsmütze) sowie Katharina und Juliana (beide mit Kronen) mit den Inschriften B; auf dem rechten Flügel Johannes der Täufer, Sebastian, Cyriakus und Antonius mit den Inschriften C.

Inschriften nach Mithoff u. Abb. bei Jungmann.

Maße: H.: 130 cm; B.: 200 cm (Schrein)3)

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

  1. A

    s(anctus) · jodocusa) · // s(anc)ta · maria · mag(dale)nab) // s(anctus) · seruacius · // s(anctus) · laurencius ·

  2. B

    s(anctus) · georriusc) · // s(anctus) nicolausd) · // s(anc)ta · anna · // s(anc)ta · maria · // s(anctus) · i(o)h(ann)es · eua(ngelista) · // s(an)ct(us) · martinus · // s(anc)ta · katerina · // s(anc)ta · iuliana ·

  3. C

    s(anctus) · i(o)h(ann)es · baptista · // s(anctus) · sebastianus · // s(anctus) · ciriacuse) · // s(anctus) · anthonius ·

Kommentar

Wolfsohn resümierte im Katalog des Landesmuseums 1990 die bisherige Forschung dergestalt, dass an dem Altar ein möglicherweise aus Göttingen stammender Maler, mit Unterstützung lokaler Kräfte, beteiligt war. Das Schnitzwerk wurde vor allem mit der Werkstatt des 1483 in Braunschweig tätigen Konrad Borgentrick und speziell mit dem Dreikönigsaltar in Gandersheim (Nr. G24) in Verbindung gebracht.4)

Textkritischer Apparat

  1. jodocus] Abb. bei Jungmann, iodocus Mithoff.
  2. mag(dale)na] na klein und hochgestellt bei Mithoff.
  3. So bei Mithoff; die Abb. bei Jungmann scheint es zu bestätigen.
  4. nicolaus] Mithoff; auf Abb. bei Jungmann nicht zu erkennen. Vgl. die folgende Anm.
  5. ciriacus] Mithoff; auf Abb. bei Jungmann ist hier nicolaus zu lesen; die Figur dazu trägt keine Mitra.

Anmerkungen

  1. Niedersächsisches Landesmuseum, Landesgalerie, Inv. Nr. HS 944. Wolfsohn, Gemälde, Nr. 60, S. 170–172.
  2. Bereits 1862 hatte ein Dr. Müller den Ankauf für das damalige Welfenmuseum versucht, der aber scheiterte. Vgl. insgesamt Jungmann, Baugeschichte, S. 124–128. Wolfsohn, Gemälde, Nr. 60, S. 170.
  3. Maße nach Gmelin, Tafelmalerei, S. 493.
  4. Vgl. Wolfsohn, Gemälde, Nr. 60, S. 170 u. 172. Gmelin, Tafelmalerei, S. 64f. (Gmelin schreibt das Retabel dort irrtümlich Stadtoldendorf im Lkr. Holzminden zu) u. 491–493 (richtig zugeordnet); beide mit Abb. der Malereien. Jungmann, Baugeschichte, S. 125f.

Nachweise

  1. Mithoff, Kdm. Hildesheim, S. 201.
  2. Jungmann, Baugeschichte, S. 127 (Abb.).
  3. Gmelin, Tafelmalerei, S. 491–493 (ohne Inschriften).
  4. Wolfsohn, Gemälde, Nr. 60, S. 170–172 (ohne Inschriften).

Zitierhinweis:
DI 96, Lkr. Northeim, Nr. 79†? (Jörg H. Lampe, Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di096g017k0007901.