Inschriftenkatalog: Landkreis Northeim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 96: Lkr. Northeim (2016)

Nr. 49 Wenzen, St. Jakob 1. H. 15. Jh.

Beschreibung

Kelch. Silber. Der verbogene Sechspassfuß mit schlichter Zarge und breitem Standring (der an zwei einander gegenüberliegenden Laschen abgetrennt wurde) geht steil in den sechsseitigen Schaft über. Drei Löcher in einer Lasche markieren die Stelle, an der ein Kruzifix aufgesetzt gewesen sein wird. Unter dem Fuß als Verschlussstück der Schaftbefestigung ein Christuskopf im Liliennimbus. Der Nodus mit durchbrochenen spätgotischen Mustern (Vierpässen) in den Laschen; auf den sechs Rotuli ein schlichtes, vertieftes rosettenförmiges Lochmuster. Am Schaft die mit leichter Konturierung glatt vor grob schraffiertem Hintergrund ausgeführten Inschriften: A über dem Nodus (auf dem sechsten Feld eine stilisierte Rosenblüte am Zweig), B unter dem Nodus; im Buchstaben h eine neuere Schraube. Die Kuppa wurde ersetzt.

Maße: H.: 16–16,5 cm; Dm.: 13–14,1 cm (Fuß), 10,1–10,5 cm (Kuppa); Bu.: 1 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Julia Zech) [1/1]

  1. A

    m a r i a ·

  2. B

    i o h a n s

Kommentar

Die in Bandminuskel ausgeführten Buchstaben zeichnen sich durch Formen aus, bei denen die Brechungen teilweise wie ein umgelegtes Band erscheinen, i und s sind an den Spitzen mit Zierhäkchen versehen. Am Quadrangel des r ist ein bis zur Grundlinie geführter, unten nach außen aufgerollter Zierstrich angesetzt; die Oberlänge des h ist gespalten.

Die Schriftform erlaubt es, den Kelch in die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts zu datieren. Auf den Rotuli wurde die anzunehmende ursprüngliche Inschrift i h e s v s bei einer Umgestaltung des Kelches, vermutlich nach der Mitte des 17. Jahrhunderts, durch das schlichte Lochmuster ersetzt.

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Gandersheim, S. 476.

Zitierhinweis:
DI 96, Lkr. Northeim, Nr. 49 (Jörg H. Lampe, Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di096g017k0004900.