Inschriftenkatalog: Landkreis Northeim
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 96: Lkr. Northeim (2016)
Nr. 37 Hachenhausen, Kapelle 1433 od. 1432
Beschreibung
Tumba-Deckplatte für den Stiftskanoniker und Priester Johannes Schilp. Stein. Auf der unterhalb des südöstlichen Fensters aufgestellten Platte ist in Ritzzeichnung der Verstorbene unter einem Spitzbogen abgebildet, in der Hand einen Kelch haltend, darüber eine kreuzgeschmückte Hostie. Vor den Beinen ein gelehnter Wappenschild, der in der Mitte des oberen Randes ein Loch, möglicherweise zur Befestigung eines „ewigen Lichtes“, aufweist. Umlaufend zwischen Linien die vertiefte Inschrift. Der Rand der Platte ist abgeschrägt, was auf die ursprüngliche Verwendung als Deckplatte einer (vermutlich flachen) Tumba hindeutet. Die obere Schmalseite ist über den Augen des Dargestellten abgeschlagen. Dadurch Verlust des größten Teils des Spitzbogens sowie des Anfangs und des Endes der Inschrift. Die Platte wurde 1909 bei einer Erneuerung der Kapelle „unter dem Fußboden“ gefunden. Vermutlich wurde die obere Schmalseite erst für die Aufstellung unter dem Fenster verkürzt, wie bereits Mühe annahm. Eine Nachbearbeitung der Inschrift durch Vertiefung der senkrechten Linien, von der Mühe ausgeht, scheint aber nicht stattgefunden zu haben.1)
Maße: H.: 158 cm; B.: 98 cm; Bu.: 5,5 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel.
[– – –] / [vigil]ia · purificacionis · b(ea)te · marie2) · obyt · d(omi)n(u)s · iohannes · / schilp · canonicus · hui(us) · ecclesie · / necno(n) · pleban(us) · sanctia) · georgij · cui(us) · anima · requiescat · i[n – – –]b)
Übersetzung:
(Im Jahr 1433, am Vorabend des Festes) der Reinigung Mariens (Mariae Lichtmess) starb Herr Johannes Schilp, Kanoniker der hiesigen Kirche und auch Pfarrer an St. Georg, dessen Seele in (Frieden) ruhe.
Schilp3) |
Textkritischer Apparat
- sancti] Haufehler beim i, das oben eine Brechung nach rechts und nicht, wie sonst, nach links aufweist. Der Buchstabe wurde offenbar als e begonnen, nicht aber als solches fertiggestellt, da der sonst zu konstatierende Zierstrich-Balken fehlt.
- Formulargemäß wäre zu ergänzen: pace amen.
Anmerkungen
- Mühe, Hachenhausen, S. 34. Mühe konnte die Inschrift nicht lesen und identifizierte den Verstorbenen irrtümlich als den Stiftskanoniker Ludolf Steven (amt. 1473–1520); ebd. Die 1909 aufgefundene Platte wurde in dem 1910 erschienenen Band der „Kunstdenkmale“ nicht mehr aufgenommen; vgl. Kdm. Kreis Gandersheim, S. 233–235.
- 1. Februar.
- Wappen Schilp (drei Zweige [Schilfgras?], aus einem Hügel wachsend). Das Wappen entspricht dem Siegelbild des Johannes Schilp; vgl. Goetting, Kanonissenstift Gandersheim, S. 408.
- Vgl. Goetting, Kanonissenstift Gandersheim, S. 408. Kronenberg, Häuserchronik, S. 385.
Nachweise
- Mühe, Hachenhausen, S. 34f. (ohne Inschrift) – Kronenberg, Wanderungen, S. 113 (ohne Inschrift).
Zitierhinweis:
DI 96, Lkr. Northeim, Nr. 37 (Jörg H. Lampe, Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di096g017k0003705.
Kommentar
In georgii findet sich ein Bogen-r. Am Wortende ein rundes s, das zumeist oben offene a mit nach innen gezogenem Zierstrich (anima) ist nicht in allen Fällen regelkonform gestaltet.
Der Nekrolog des Kanonissenstiftes verzeichnet den Tod des Johannes Schilp ebenfalls unter dem 1. Februar. 1431 ist er noch als lebend nachgewiesen, aus dem Jahr 1433 liegt eine Memorialstiftung vor. Johannes Schilp war Pfarrer an der Gandersheimer Stadtkirche St. Georg.4) Seine Grabtumba befand sich ursprünglich vermutlich in der Gandersheimer Stiftskirche – hui(us) ecclesie –, an der er Kanoniker war. Bei einer Umgestaltung der Kirche wird die Platte zu einem unbekannten Zeitpunkt nach Hachenhausen gebracht und als Bodenplatte verwendet worden sein.