Inschriftenkatalog: Landkreis Northeim
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 96: Lkr. Northeim (2016)
Nr. 32† Hardegsen, St. Mauritius nach 1423
Beschreibung
Glasgemälde. Chor. Nach einer vermutlich in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts angefertigten Abschrift befand sich die Inschrift in einem Fenster des Chores in der Nähe der Grabmäler der Herzogin Margarethe und ihres Sohnes Wilhelm, denen der Abzeichner jeweils vier bzw. ein Wappen in den Fenstern zuordnete; zu diesen vgl. Nr. 20 u. 39. Die Fenster dürften nach dem Abschluss des Chorbaus im Jahr 1423 (Nr. 31), spätestens aber vor dem Tod der Herzogin im Jahr 1442 angefertigt und eingesetzt worden sein.
Inschrift nach Grabschriften.
Felix mundus erat Otto dum sceptrum gerebat1)
Übersetzung:
Glücklich war die Welt, solange Otto herrschte (das Zepter führte).
Versmaß: Hexameter, leoninisch gereimt.
Anmerkungen
- Felix mundus erat Otto dum sceptra gerebat; Annales Magdeburgenses: MGH SS, Bd. 16, 1859, S. 153 (Z. 36); sceptra ist metrisch korrekt.
- Ursprünglich wohl von Bischof Brun von Querfurt in seiner 1008 verfassten zweiten Fassung der Vita S. Adalberti (MGH SS, Bd. 4, 1841, S. 598, Z. 21f.), der gesagt habe: meus mundus felix erat Otto dum sceptra gerebat. Näher an der Inschrift ist die Fassung in den im späten 12. Jahrhundert im Kloster Berge kompilierten Annales Magdeburgenses; vgl. Anm. 1.
- DI 35 (Stadt Braunschweig I), Nr. 72. Hartwieg, Werke und Werkstatt, S. 457–461. Widder, Sankt Georg, S. 302 u. 320.
- Grabschriften (GWLB MS VIII, 648), Bl. 131r.
Nachweise
- Grabschriften (GWLB MS VIII, 648), Bl. 131r.
Zitierhinweis:
DI 96, Lkr. Northeim, Nr. 32† (Jörg H. Lampe, Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di096g017k0003205.
Kommentar
Der Hexameter wurde ursprünglich auch auf Kaiser Otto den Großen (gest. 973) gedichtet.2) Es ist gut möglich, dass in dem Fenster Kaiser Otto IV. abgebildet war, dessen Memoria in denselben Jahrzehnten durch die Anbringung einer Gedächtnistafel für ihn und Herzog Heinrich den Löwen im Braunschweiger Dom gepflegt wurde, die möglicherweise von Herzog Otto Cocles, dem Sohn der Margarethe von Berg, gestiftet wurde.3) Der Zeichner des 17. Jahrhunderts nahm ebenfalls an, dass sich die Inschrift auf den welfischen Kaiser Otto IV. (reg. 1198/1208–1218) beziehe.4) Die Anbringung der Inschrift in dem von der Herzogin-Witwe Margarethe ausgebauten Chor der Kirche St. Mauritius legt es nahe, das Zitat zugleich auch als Kontrapunkt zu der Charakterisierung ihres gleichnamigen Mannes als „Quade“ (Unruhestifter) zu lesen; vgl. Nr. 21.