Inschriftenkatalog: Landkreis Northeim
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 96: Lkr. Northeim (2016)
Nr. 6 Ahlshausen, St. Blasius 2.–3. V. 13. Jh.
Beschreibung
Glocke. Bronze. Über dem Schlagrand drei treppenförmig angeordnete Stege. Die Flanke weist eine fast gleichmäßige Steigung auf. Die Inschrift leicht erhaben gegossen zwischen Stegen unterhalb der Schulter. Die vermutlich mit Wachsfäden gelegten Buchstaben sind unregelmäßig geformt und zum Teil beim Guss verrutscht; einzelne Buchstaben sind retrograd. Als Worttrenner dienen Punkte, zwei griechische Kreuze und ein Krückenkreuz am Ende.
Maße: H.: 89 cm; Dm.: 96 cm; Bu.: 4,5 cm.
Schriftart(en): Romanische Majuskel.
· + · EGOa) SVM VIA VERITASb) ET VITA1) + BENIGNA +
Übersetzung:
Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Die Gütige.
Textkritischer Apparat
- EGO] Großer Abstand zwischen E und G.
- VERITAS] E kleiner.
Anmerkungen
- Io. 14,6.
- Pfeifer, Kirchenglocken (1901), S. 114.
- So bereits Pfeifer; ebd.
Nachweise
- Pfeifer, Kirchenglocken (1901), S. 114 mit Abb. 5 u. 6.
- Kdm. Kreis Gandersheim, S. 10 (mit Detailfoto Nr. 8).
- NLD Hannover, Foto IFDN: www.bildindex.de/obj20663599.html (15.10.2015).
Zitierhinweis:
DI 96, Lkr. Northeim, Nr. 6 (Jörg H. Lampe, Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di096g017k0000606.
Kommentar
Bei der Schrift überwiegen kapitale Formen ohne Abschlussstriche. Unziale bzw. runde Formen weisen E, das runde T und das eingerollte G auf. Größenabweichungen, gebrochen erscheinende Bogenlinien u. ä. Varianten sind auf die unvollkommene Beherrschung der Herstellungstechnik zurückzuführen. Das unziale E weist serifenartige Sporen auf, die noch nicht zum Abschlussstrich geschlossen sind; das zweibogige E in ET mit einem über die oberen und unteren Bogenenden hinaus verlängerten Mittelteil wirkt wie ein um 90° nach rechts gedrehtes Omega. A tritt ohne grundsätzliche Variationen als kapitales A mit Deckbalken und gebrochenem Mittelbalken auf; die Form nähert sich teilweise der flachgedeckten Variante an (BENIGNA). Das spitzovale O ist sehr schmal. N, R und S sind retrograd. S ist in VERITAS, vermutlich weil bei der Formung nachgearbeitet, konturiert. Das mit einem sehr kleinen Bogen gestaltete R weist ein in Schaftmitte nach rechts ansetzendes, flatterndes Band auf. Die Schäfte des breiten V sind teilweise leicht durchgebogen. Die technischen Unzulänglichkeiten der Ausführung erschweren eine zeitliche Einordnung der Glocke nach Schriftmerkmalen. Die Ansetzung der Glocke bei Pfeifer auf das letzte Viertel des 12. Jahrhunderts erscheint angesichts der breiten Form zu früh.2)
Die Einrahmung von BENIGNA durch Kreuze setzt den Ausdruck als Glockennamen vom ersten Teil der Inschrift ab.3)