Inschriftenkatalog: Landkreis Northeim
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 96: Lkr. Northeim (2016)
G1, Nr. 68 Bad Gandersheim, Stiftskirche 17. Jh.
Für eine ältere Fassung dieser Katalognummer, siehe DIO02 Nr. 68
Beschreibung
Reliquiendose.1) Blei. Die Dose wurde im Archivschrank (vgl. Nr. G61) in der Schublade mit der Bezeichnung 1 // ReLiQviae VaRiORUm / SanctoRum gefunden.2) Die Inschrift ist teils einstrichig, teils in doppelter Kontur in den Deckel eingeritzt worden.
Schriftart(en): Humanistische Minuskel mit Kapitalis-Versalien.
De vestimen/to (et) De Ligno / Domini
Übersetzung:
Von der Kleidung und vom (Kreuzes)holz des Herrn.
Anmerkungen
- Ev. Stiftskirchengemeinde Bad Gandersheim, Inv. Nr. 79i. – Die Wiedergabe der Inschrift erfolgt nach einem Foto, da die Dose zum Zeitpunkt der Aufnahme nicht zugänglich war.
- Vgl. Heilmann, Aus Heiltum wird Geschichte, S. 93.
Nachweise
- Brackebusch, Inventar 1892, S. 20.
Zitierhinweis:
DI 96, Lkr. Northeim, G1, Nr. 68 (Jörg H. Lampe, Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di096g017g1006804.
Kommentar
Der Versuch einer Datierung der Inschrift nach Schriftkriterien kann nur sehr ungefähr erfolgen. Die humanistische Minuskel wird etwa ab der Mitte des 16. Jahrhunderts in Inschriften verwendet. Die Minuskel der Gandersheimer Inschrift ist nicht nach rechts geneigt wie die um und nach 1700 entstandenen datierten humanistischen Minuskeln in Helmstedt. Dies deutet auf eine Entstehung vor 1700 hin. Die Inschrift weist Versalien in Kapitalis auf, was wiederum eher für eine spätere Entstehung als 1550 spricht. Sofern diese Überlegungen zutreffen, wäre die Dose in nachreformatorischer Zeit beschriftet und mit der Inschrift die Kenntnis des Reliquieninhalts bewahrt worden. Denkbar ist, dass die Dose im Zusammenhang mit der Anfertigung des Archivschranks im Jahr 1682 (vgl. Nr. G61) durch Anastasius Büttner und der damit verbundenen Neuordnung des Stiftsarchivs entstanden ist. Folglich gäbe auch diese Inschrift Zeugnis für den Wandel in der Wertschätzung von einstmals hochrangigen Reliquien zu nunmehr bedeutenden historischen Zeugnissen der Stiftsgeschichte.