Inschriftenkatalog: Landkreis Northeim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 96: Lkr. Northeim (2016)

G1, Nr. 26 Bad Gandersheim, Stiftskirche 1513

Für eine ältere Fassung dieser Katalognummer, siehe DIO02 Nr. 26

Beschreibung

Glocke „Nikolaus“. Sie hängt im Glockenhaus zwischen den beiden Westtürmen. Die Inschrift verläuft im oberen Bereich der Flanke zwischen Riemenstegen und mehrgliedrigen Ornamentbändern. Die Buchstaben sind erhaben gegossen, als Worttrenner stehen Rosetten.

Maße: H.: 46 cm (ohne Krone), 56,5 cm (mit Krone); Dm.: 55,5 cm; Bu.: 2 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Inga Finck [1/3]

  1. xvc · xiii · nyckklaus · wyl · yck · heten · hynrycka) · menten · dede · mich · geten ·

Übersetzung:

1513 Nikolaus will ich heißen, Hinrich Mente hat mich gegossen.

Versmaß: Deutscher Reimvers.

Kommentar

y ist mit langem linken und kurzem rechten Schaft ausgeführt, der linke Schaft ist auf der Grundlinie nach rechts umgebogen.

Hinrich Mente gehörte zu der in Braunschweig und Hildesheim ansässigen Glocken- und Stückgießerfamilie Mente.1) Bei dem auf der Gandersheimer Glocke genannten Gießer dürfte es sich um Hinrich Mente den Jüngeren handeln, Sohn des um 1460 in Braunschweig ansässigen gleichnamigen Vaters Hinrichs des Älteren. Hinrich der Jüngere erhielt 1519 in Braunschweig das Bürgerrecht und starb 1531. Im Jahr 1512 hatte er bereits eine Schlagglocke für die Katharinenkirche in Braunschweig gegossen.2) Seine frühesten Werke dürften das Taufbecken in Tangermünde (Lkr. Stendal, Sachsen-Anhalt) von 1508 sein und eine Totenglocke in Peine aus demselben Jahr.3) Weiterhin sind Glockengüsse von ihm für folgende Orte nachgewiesen: Klein-Winnigstedt (Lkr. Wolfenbüttel) von 15094), St. Ludgeri in Helmstedt von 15115), St. Marien in Päse (Lkr. Gifhorn) von 15126), Vordorf (Lkr. Gifhorn) von 15147), Altencelle (Lkr. Celle) von 15158) und Schmedenstedt (Lkr. Peine) aus demselben Jahr9). Außerdem goss er 1510 ein Taufbecken für die St.-Sixti-Kirche in Northeim.10)

Textkritischer Apparat

  1. hynryck] Oberlänge des h wahrscheinlich ausgebrochen; über dem zweiten y ein Querstrich.

Anmerkungen

  1. Thieme/Becker, Bd. 24, S. 398.
  2. Vgl. DI 35 (Stadt Braunschweig I) Nr. 347. Vgl. auch Hans Pfeifer, Die Kirchenglocken der Stadt Braunschweig III. In: Zeitschrift der Gesellschaft für niedersächsische Kirchengeschichte 31 (1926), S. 53–72, hier S. 54. Die Zuschreibung der 1512 entstandenen Glocke in der Braunschweiger St. Katharinenkirche an Hinrich Mente d. Ä. von Paul Jonas Meier in Thieme/Becker (Bd. 24, S. 398) ist aufgrund der Lebensdaten von Vater und Sohn zu korrigieren.
  3. Kdm. Kreis Peine, S. 134.
  4. Kdm. Kreis Wolfenbüttel, bearbeitet von Paul Jonas Meier mit Beiträgen von Karl Steinacker, Wolfenbüttel 1906, S. 288.
  5. DI 61 (Stadt Helmstedt) Nr. 43. Die Glocke befindet sich heute im Braunschweigischen Landesmuseum.
  6. Kdm. Kreis Gifhorn, S. 262.
  7. Ebd., S. 310.
  8. Kdm. Lkr. Celle, S. 22.
  9. Kdm. Kreis Peine, S. 169; s. a. Walter, Glockenkunde 2, S. 820.
  10. Vgl. in diesem Band Nr. 86 mit weiteren Ausführungen zu Hinrich Mente.

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Gandersheim, S. 155.

Zitierhinweis:
DI 96, Lkr. Northeim, G1, Nr. 26 (Jörg H. Lampe, Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di096g017g1002600.