Inschriftenkatalog: Landkreis Northeim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 96: Lkr. Northeim (2016)

Nr. 308 Katlenburg, St. Johannes 1646

Beschreibung

Altarleuchterpaar. Gelbguss. Über dem runden, in Stufen ansteigenden Fuß erhebt sich der mehrfach profilierte Schaft. Auf dem mittleren, bauchigen Schaftstück jeweils zwei Vollwappen, darum im Oval umlaufend die Inschriften A, beginnend unten links; auf der rechten Seite in zwei Zeilen, das Ende der oberen Zeile geht auf das konkave Schaftstück darunter über. Die Jahreszahlen B links und rechts neben den Helmzieren der Wappen. Die eingravierten Inschriften auf den beiden Leuchtern, die unter dem Fuß mit einem modernen, eingravierten Besitzvermerk versehen sind,1) sind mit einer kleinen Abweichung identisch. Die Wiedergabe nach Leuchter I. Als Worttrenner außer Hochpunkten ein geschwungener Strich am Ende der Inschrift.

Maße: H.: 45 cm; Dm.: 19,5 cm (Fuß); Bu.: 0,4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Lara-Sophie Räuschel) [1/1]

  1. A

    · GEORG ∙ ERNST ∙ WVRM ∙ O ∙ V ∙ L ∙ D ∙ F ∙ G ∙ H ∙ S2) : //a) SEINE ∙ FRAVWEb) ∙ IST ∙ DIE ∙ WOL∙EDLEc) ∙ VND ∙ TVGENTREICHE / ANGENESA : VoNd) ∙ DER ∙ SCHVLENBVRCHK ·

  2. B

    1 · 6 · // · 4 · 6

Wappen:
Wurmb3)Schulenburg4)

Kommentar

Die Schrift weist ausgeprägte Sporen an den Schaft- und Balkenenden auf, die an den Bogenenden von G und S als Zierhäkchen gestaltet sind. Der linke Bogenabschnitt des O in den Initialen ist ausgebuchtet. Die Cauda des R ist geschwungen.

Georg Ernst Wurmb aus Wolkramshausen bei Nordhausen (1590–1645) stand von 1612 bis 1619 in schwedischen Diensten, in denen er im Baltikum und in Russland kämpfte. Von 1619 an focht er in einem würzburgischen Regiment auf Seiten der katholischen Liga, bis er in den Dienst des Herzogs Georg von Braunschweig-Lüneburg wechselte. In diesem stieg er vom Hauptmann und Obrist-Quartiermeister (1626/27) zum Rittmeister (1627 bis 1629), Oberstleutnant (1629 bis 1634) und schließlich Oberst (1634) auf. 1635 war er Statthalter des Fürstentums Hildesheim,5) 1636 schied er aus dem aktiven militärischen Dienst aus und wurde Geheimer Kriegs-und Kammerrat Herzog Georgs.6) 1638 heiratete Georg Ernst Wurmb Agnesa Georgine von der Schulenburg (gest. 1669), die Witwe des Celler Großvogtes Hermann Balthasar Clammer (1579–1634); die Ehe blieb kinderlos. Nach dem Tode von Herzog Georg 1641 zog er sich nach Burgdorf als Amtshauptmann zurück. Am 5. Dezember 1644 wurde er von Herzog Friedrich von Celle und Grubenhagen zum Landdrosten des Fürstentums Grubenhagen und Berghauptmann des Harzes berufen, starb aber bereits am 13. Dezember 1645 in Osterode, wo er am 27. Mai 1646 begraben wurde.7) Als Landdrost unterstand ihm auch die Verwaltung des Schlosses und des Amtshofes in Katlenburg.8) Die Stiftung des Leuchterpaares im Jahr nach seinem Tod geschah durch die Witwe. Agnes von der Schulenburg heiratete in dritter Ehe Friedrich Schenck von Winterstedt (1603–1662); beider Grab und das ihres ersten Mannes finden sich in der Celler Stadtkirche.9)

Textkritischer Apparat

  1. Der folgende Abschnitt beginnt eine Zeile höher, ab ANGENESA wieder in Höhe der ersten Zeile.
  2. FRAVWE] FRAVW Leuchter II.
  3. EDLE] Das L mit angedeutetem Mittelbalken; Gravurfehler.
  4. VoN] Das kleine o möglicherweise nachträglich ergänzt.

Anmerkungen

  1. EV. LUTH. K(IRCHEN)G(EMEINDE) KATLENBURG I bzw. II.
  2. Sinngemäß zu ergänzen: O(BRIST) V(ND) L(ANDDROST), D(ES) F(ÜRSTENTUMS) G(RVBENHAGEN) H(AVPTMANN) S(TATTHALTER).
  3. Wappen Wurmb (Drache?). Sonst: (gekrönter und geflügelter vierbeiniger Drache); hier aber keine Krone und nur ein Bein. Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 3, Abt. 2, S. 461 u. Tafel 500. DI 58 (Stadt Hildesheim), Nr. 542.
  4. Wappen Schulenburg (quadriert, 1 und 4 drei Greifenklauen 2:1, 2 und 3 schreitender Ochse), gewendet. Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 9, S. 15 u. Tafel 17.
  5. Vgl. www.30jaehrigerkrieg.de/wurmb-wurm-worm-georg-ernst-2/ (15.10.2015).
  6. Als Georg Ernst Wurmb 1637 Herzog Friedrich von Celle und Grubenhagen 20.000 Taler leiht, wird er mit diesem Titel bezeichnet: HStAH Celle Br. 57, Nr. 161 (zit. nach Findbuch).
  7. Roth, Auswertungen, Bd. 8, R 7551, S. 340 (nach der Leichenpredigt des Frantz Daniel Berg, Prediger an St. Jacobi in Osterode, Goslar 1646). Max, Grubenhagen, Bd. 1, S. 417.
  8. Vgl. Scheibe, Catlenburg, S. 41.
  9. Vgl. Kdm. Stadt Celle, S. 56f.

Nachweise

  1. Rokahr, Chronik, S. 30 u. 34.

Zitierhinweis:
DI 96, Lkr. Northeim, Nr. 308 (Jörg H. Lampe, Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di096g017k0030800.