Inschriftenkatalog: Landkreis Northeim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 96: Lkr. Northeim (2016)

Nr. 297(†) Northeim, Museum 1642

Beschreibung

Epitaph für Anna von der Schulenburg und ihren Mann Otto von Reden. Holz, bemalt.1) Das Epitaph hing ursprünglich in St. Sixti am südlichen Hauptpfeiler vor dem Chor in der Nähe der Grabstätte und wurde bei der Renovierung 1845/46 abgenommen. Anschließend wurde es in der Hieronymuskapelle abgestellt;2) seit 1912 gehört es zum Bestand des Museums und hing bis zur Aufgabe des Standortes um 1970 in der Kapelle St. Fabian und Sebastian am Markt.3)

Erhalten ist die kastenförmige Nischenzone des Epitaphs. In der Nische ein Gemälde mit der Auferstehung Christi. Der dynamisch bewegte Christus steigt in einem strahlenden Wolkenkranz auf, hinter sich eine Fahne mit einem Georgskreuz. Rechts und links des sarkophagähnlichen, geschlossenen Grabes stehen oder liegen die schlafenden oder erschrockenen Wächter. Davor kniet auf grünen, golden gesäumten Teppichen, betend die Hände gefaltet, die Familie der Verstorbenen: links der Ehemann, hinter ihm drei Söhne, davon zwei in Rüstung; zwei der Söhne sind wie der Vater durch rote Kreuze als verstorben gekennzeichnet; vor dem Vater liegt auf einem roten Tuch ein Wickelkind. Rechts knien in einer hinteren Reihe drei Frauen, rechts außen vermutlich (unter einer weißen) Haube die erste Frau Otto von Redens, links daneben eine ältere, verheiratete Tochter unter einer schwarzen Haube und eine jüngere, als verstorben gekennzeichnete, unverheiratete Tochter. In der Reihe davor, gegenüber den Männern, sechs Frauen, ganz rechts außen Anna von der Schulenburg, daneben fünf Töchter, von denen nur die zweite, durch die schwarze Haube hervorgehoben, verheiratet sein dürfte; die dritte Tochter ist durch ein rotes Kreuz wie die Mutter als verstorben bezeichnet. Über dem durch goldgefasste Leisten gebildeten, schmalen Architrav ein heute schwarz übermalter Fries, auf dem nach der Beschreibung Huegs noch 1926 Inschrift A zu lesen war.4) Inschrift B auf einem Schild, der den Unterhang des Epitaphs bildete, auf dem sich außerdem die drei geschnitzten „Hauptwappen“ mit den Initialen C befanden.5) Weitere 16 Ahnenwappen waren vermutlich auf dem breiten, heute schwarz gefassten seitlichen Rahmen und möglicherweise auf zusätzlichen Seitenteilen angebracht.

Inschriften nach Hueg.

Maße: H.: 136 cm, 110 cm (Gemälde); B.: 150,5 cm, 95 cm (Gemälde).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Lara-Sophie Räuschel) [1/1]

  1. A †

    ICH bin die Auferstehung und das Leben6)

  2. B †

    Anno 1642 den 1. Juni den Mittwochen nach Pingsten morgens zwischen 4 und 5 Uhr ist in Godt selich verscheden die hochwoledel geboren viel ehr und tugendreiche Frouw Anna von der Schulenburg vom Hause Altenhausen unt Angern des weyland hoch und wol edlen gestrengen unt vesten Otte von Reden gewesenen Drosten des Hauses Brunstein Erbgesessen zu Wickringhausens eliger hinterlassene Wittwe Haben zu guten angedenken ihre selige Eltern die hinterlassene Döchter dis Epitaphium verfertigen lassen dieweile ihre libe selige Mutter alhir begraben der Vater nebenst seiner ersten Hausfrauwen als die hochwoledele geborene viel ehr und tugendreiche Frouw Anna von Adelebsen vom Hause Adelebsen unt June steen beiderseits in der Wickringhauschen Pfarrkirchen zum Hambostel ihm Gewelbe Godt wolle ihnen allerseitz eine sanfte Ruhe undt am jüngsten Tage eine fröhliche Auferstehung geben

  3. C †

    A(nna) V(on) A(delebsen) O(tto) V(on) R(eden) A(nna) V(on) D(er) S(chulenburg)

Kommentar

Die mit Ausnahme des qualitätvollen Christus recht naive Darstellung des Personals der Auferstehung steht hinter der 1599 in Dassel gemalten Version (Nr. 199) zurück.

Die 1642 verstorbene Anna von der Schulenburg lässt sich nicht in der Genealogie der Familie von der Schulenburg identifizieren.7) Otto von Reden auf Wichtringhausen (bei Bad Nenndorf) war von 1592 bis zu seinem Tod im Jahr 1619 Pfandinhaber (Drost) des Amtes Brunstein bei Northeim.8) Er wurde, wie Inschrift B belegt, neben seiner ersten Frau in der Kirche in Hohenbostel begraben, das heute zur Stadt Barsinghausen (Region Hannover) gehört; Grabdenkmale von ihnen sind nicht erhalten. Die Witwe Anna von der Schulenburg lebte vermutlich von 1619 bis zu ihrem Tod am 1. Juni 1642 (zusammen mit ihren Töchtern?) in Northeim und wurde in St. Sixti begraben, wo es auch eine Grabplatte für sie gab; Nr. 298.

Anmerkungen

  1. Acc. Nr. 2684. Weigand, Raum, S. 18. Zur Zeit der Aufnahme (Februar 2014) im Magazin.
  2. Vennigerholz, Beschreibung, Bd. 2, S. 86 u. 91.
  3. Hueg, Leichensteine, S. 111. Weigand, Raum, S. 18. Eggeling, Aufgaben, S. 31. Ders., Heimatmuseum, [S. 55].
  4. Hueg, Leichensteine, S. 111.
  5. Vennigerholz, Beschreibung, Bd. 2, S. 86. Hueg, Leichensteine, S. 111 (nach Aufzeichnungen Senator Frieses); vgl. ebd., S. 44.
  6. Jh. 11,25.
  7. Vgl. Schulenburg/Wätjen, Schulenburg; zum Altenhausen-Zweig siehe Tafel 11, S. 146f.
  8. Zu den Daten vgl. vor allem die Akten-Regesten zu den Reichskammergerichts-Prozessen Hann. 27 Hildesheim, Nr. 2135/1–4. Zahlreiche weitere Akten zu Otto von Reden in den Standorten Hannover und Wolfenbüttel des Niedersächsischen Landesarchivs.

Nachweise

  1. Hueg, Leichensteine, S. 111.

Zitierhinweis:
DI 96, Lkr. Northeim, Nr. 297(†) (Jörg H. Lampe, Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di096g017k0029704.