Inschriftenkatalog: Landkreis Northeim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 96: Lkr. Northeim (2016)

Nr. 285 Moringen, Heimatmuseum vor 1639

Beschreibung

Grabplatten für Conrad Schoppe und seine Frau Margarethe von Asche. Stein. Die stark verwitterten und beschädigten Platten, ursprünglich in der St.-Blasius-Kapelle auf dem Martinikirchhof, sind an der Westseite des Heimatmuseums aufgestellt. Beide Platten mit halbplastischen Darstellungen der Verstorbenen. Auf der rechten, besser erhaltenen Platte Margarethe von Asche mit Haube und Halskrause, auf der linken Conrad Schoppe mit Halskrause, Kniebundhosen und Umhang. Neben den Köpfen der Verstorbenen jeweils zwei nach innen geneigte, heute fast vollständig zerstörte Wappen. Auf dem als Doppelgrabplatte konzipierten Grabdenkmal zwei eingehauene Inschriften in vertiefter Zeile. Inschrift A umlaufend um beide Platten, die nebeneinander über den Gräbern der Verstorbenen lagen,1) beginnend oben links auf der Platte des Mannes. Inschrift B auf den inneren, einander zugewandten Längsseiten, beginnend oben auf der linken Seite der Platte der Frau und fortgesetzt auf der rechten Längsseite des Mannes; beide Zeilen in derselben Leserichtung. Die Inschriften sind durch Beschädigungen erheblich beeinträchtigt.

Inschrift A ergänzt nach Domeier.

Maße: H.: 205 cm; B.: 107 cm (Mann), 101,5 cm (Frau); Bu.: 4,3 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Julia Zech) [1/2]

  1. A

    HICa) C[ONRADVS SCHOP]//PIVS QVI FVITb) P[RIMVS] / [PRAEFECT]V[S DVCVM LV]NAEBVRG(ENSIVM) [I]N SALINIS HEROVM VNA CVM / [VXORE MARGARETHA // AB ASCHA EXSPECTANT / RESVRRECTIONEM MORTVORVM]

  2. B

    [VI]XI ALIIS INTER SPINAS MVNDIQVE PROCELLAS // [– – –]Sc) NVNC MIHI VIVO POLI2) [– – –]d)

Übersetzung:

Hier erwartet Conrad Schoppe, der erster Präfekt (Amtmann) der Herzöge von Lüneburg in Salzderhelden war, zusammen mit seiner Frau Margarethe von Asche die Auferstehung der Toten. (A)

Einst habe ich unter Dornen und den Stürmen der Welt für andere gelebt. Als (ständiger Bewohner?) des Himmels lebe ich jetzt für mich. (…) (B)

Versmaß: Elegisches Distichon (B, bis POLI).

Wappen:
?3)?3)Asche?4)?5)

Kommentar

Die Inschriften sind in einer regelmäßigen Kapitalis ausgeführt. Die Cauden von R und Q sind geschwungen, die Cauda des Q beginnt im Buchstabeninneren.

Das Distichon (B) findet sich – mit durch den Wechsel der Personen bedingten Abweichungen im Pentameter – auch auf dem Grabmal des Humanisten und Historikers Georg Merula (Giorgio Merlana, 1430–1494) in der Kirche Sant’ Eustorgio in Mailand (vgl. Anm. 2). Conrad Schoppe, der den Grabspruch in der verbreiteten, 1546 von Paolo Giovio (Paulus Jovius, 1483–1552) erstmals veröffentlichten Sammlung von Lebensbeschreibungen berühmter Gelehrter kennengelernt haben könnte,6) betonte mit der Anbringung auf der Doppelgrabplatte seinen Bildungsstand.

Conrad Schoppe starb laut der Inschrift auf dem – nicht mehr erhaltenen – Epitaph des Paares am 19. Juli 1639, seine Frau Margarethe von Asche bereits am 19. August 1625; vgl. Nr. 286 (mit weiteren Angaben). Es ist davon auszugehen, dass der Amtmann die Grabplatten, auf denen keine Lebensdaten angebracht waren, zu seinen Lebzeiten in Auftrag gegeben hat, möglicherweise nach dem Tod seiner Frau. Das Paar hatte bereits 1618 die St.-Blasius-Kapelle wiederherstellen lassen; Nr. 248.

Textkritischer Apparat

  1. HIC] Fehlt bei Domeier.
  2. FVIT] Der obere Balken des F ist wie ein Deckbalken des T gestaltet; wahrscheinlich Fehler des Steinmetzen.
  3. [– – –]S] Zu ergänzen ist möglicherweise HOSPES PERPETVV]S. Für den Hinweis danke ich Fidel Rädle, Göttingen.
  4. Nach POLI sind die Reste von zwei Zeichen [AV]? zu erkennen, die nicht mehr zum Vers gehören und möglicherweise später hinzugefügt wurden; die Zeile fällt nach unten etwas ab.

Anmerkungen

  1. Domeier, Moringen2, S. 90: unter einem Leichensteine.
  2. Vgl. den Grabspruch des 1494 gestorbenen Humanisten Giorgio Merula in Sant’ Eustorgio in Mailand: VIXI ALIIS INTER SPINAS MVNDIQ(VE) PROCELLAS NVNC HOSPES CAELI MERVLA VIVO MIHI; Michele Caffi, Della Chiesa di Sant’ Eustorgio in Milano. Illustrazione Storico-Monumentale-Epigraphica, Milano 1841, S. 125 (Inscrizione 90).
  3. Wappen zerstört.
  4. Wappen Asche (halber Flug über drei Blumen). Vgl. Nr. 148. Das Wappen ist nur schwach zu erkennen.
  5. Wappen ? (vorn Schlüssel, der Bart nach unten, hinten?).
  6. Giovio, Elogia, S. 48 (Basel 1577; zuerst Venedig 1546).

Nachweise

  1. Domeier, Moringen2, S. 90 (nur A).

Zitierhinweis:
DI 96, Lkr. Northeim, Nr. 285 (Jörg H. Lampe, Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di096g017k0028506.