Inschriftenkatalog: Landkreis Northeim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 96: Lkr. Northeim (2016)

Nr. 265 Hachenhausen, Kapelle 1. V. 17. Jh.

Beschreibung

Türsturz. Holz. Über der von einem Taubandprofil umgebenen Tür an der Südseite der Fachwerkkapelle die erhaben geschnitzte, farbig gefasste (ocker vor rotem Hintergrund) Inschrift. Am Ende der zweiten Zeile und in der Mitte der dritten Zeile sind zwei unbearbeitete Rechtecke erhaben stehen geblieben. Die Inschrift wurde vermutlich bei einer Restaurierung neu herausgearbeitet (vgl. Anm. a). Darunter über dem flachen Bogen des Türsturzes eine vermutlich in jüngerer Zeit angebrachte, in den Buchstabenformen und der Schreibweise der älteren angepasste, erhaben geschnitzte Inschrift,1) die Steinacker (1910) und Mühe (1928) nicht verzeichnen.2)

Maße: H.: 31 cm; B.: 97 cm; Bu.: 7–8 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Lara-Sophie Räuschel) [1/1]

  1. H(ERR) IOHAN WVLF PASTOR · / HANS STEINHOF · H · B · / H · KOLLENa) · OLDERLVDE ·

Kommentar

Der aus Einbeck stammende Johann Wolf war zunächst Schulmeister in Katlenburg und dann von 1579 bis zu seinem Tod 1627 Pastor in Harriehausen, mit dem die Pfarrei in Hachenhausen verbunden war;3) im Jahr 1591 wurde er kurzfristig Pastor in Kalefeld, tauschte dann aber die Stelle mit Konrad Gebhard, der ihm in Harriehausen nachgefolgt war.4) Mitglieder der Familien Steinhof und Kollen sind bereits 1524 in Hachenhausen ansässig.5) Hans Steinhof wird 1614 als Stiftsmeier zu Hachenhausen genannt (noch nicht 1580, nicht mehr 1625),6) Hans Kollen ist 1580 (nicht mehr 1625) Meier auf dem „fünften“ Ackerhof, auf dem „zweiten“ gab es 1580 als Besitzer Drewes Kollen, 1626 Clawes Kollen; dazwischen könnte ein weiterer Namensträger gewirtschaftet haben.7) Die Initialen H B könnten darauf hindeuten, dass Hans Steinhof einen Teil der Flur Wüstung Heberhagen bewirtschaftete; das Kürzel könnte etwa für H(EBER) B(AWER) stehen.8)

Das Baujahr der Kapelle ist nicht sicher. Nach einer Darstellung von 1784 soll der bereits 1524 erwähnte Vorgängerbau nach 1580 zerstört und der jetzige Bau 1618 errichtet worden sein. Nach einer weiteren, aber nicht vollständigen Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg (wohl zwischen 1625 und 1630) soll sie demnach erst 1696 erneut hergestellt worden sein.9) 1909 wurde eine grundlegende Renovierung vorgenommen.10) Mühe ordnet die Inschrift der Zeit um 1580 zu. Wahrscheinlicher ist das Jahr des angeblichen Neubaus 1618 oder, wenn man der Nachricht von 1784 nicht vertraut, allgemeiner das erste Viertel des 17. Jahrhunderts.

Textkritischer Apparat

  1. KOLLEN] Rohen (?) Kdm., Kollen Mühe. Angesichts des heutigen klaren Befundes ist die Unsicherheit in Kdm. auch bei einer schlechten Farbfassung nicht erklärlich; vermutlich wurden die Buchstaben bei einer Restaurierung neu herausgearbeitet.

Anmerkungen

  1. IESVS MEINE ZVVERSICHT. Das Gesangbuchlied (Evangelisches Gesangbuch Nr. 526), das mit dieser Zeile beginnt, stammt aus den Jahren 1644/53.
  2. Vgl. Kdm. Kreis Gandersheim, S. 234 (Steinacker). Mühe, Hachenhausen, S. 37f. Erstmals genannt bei Herrfahrdt, Kirchspiel Harriehausen, S. 44, der die Inschrift ebenfalls „späterer Zeit“ zuordnet.
  3. Meyer, Pastoren, Bd. 1, S. 465. Kdm. Kreis Gandersheim, S. 234. Mühe, Hachenhausen, S. 39.
  4. Meyer, Pastoren, Bd. 2, S. 4.
  5. Vgl. Mühe, Hachenhausen, S. 7–11.
  6. So in einem Schuldschein, den die Gandersheimer Äbtissin Dorothea Augusta (reg. 1611–1626) am 24. April 1614 für Niclas Bruse in Sebexen ausstellte; StAW 6 Urk Nr. 1025 (zit. nach Findbuch). 1580 bewirtschaftete Henni Bertram den Hof, 1625/27 wird Henning Steinhof genannt; Mühe, Hachenhausen, S. 8.
  7. Vgl Mühe, Hachenhausen, S. 11 u. 9.
  8. Vgl. ebd., S. 8.
  9. Bartels, Beschreibung der Kirche zu Hachenhausen (1784); zit. nach Mühe, Hachenhausen, S. 35f.
  10. Mühe, Hachenhausen, S. 36f.

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Gandersheim, S. 234.
  2. Mühe, Hachenhausen, S. 37.
  3. Herrfahrdt, Kirchspiel Harriehausen, S. 44.

Zitierhinweis:
DI 96, Lkr. Northeim, Nr. 265 (Jörg H. Lampe, Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di096g017k0026502.