Inschriftenkatalog: Landkreis Northeim
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 96: Lkr. Northeim (2016)
Nr. 252 Uslar, Heimatmuseum 1620
Beschreibung
Grabplatte für Florina Anna Rotermund. Stein. Heute aufgestellt an der Westmauer im Hof des Heimatmuseums. Der vorliegende und zwei weitere Steine, die heute ebenfalls an der Hofmauer angebracht sind, wurden um 1952 bei Straßenerweiterungsarbeiten vor dem Isertor gefunden. Sie stammen vermutlich von dem früheren Friedhof, der bei der 1790 abgebrochenen Marienkapelle lag.1) In der Mitte im Relief die im Kopfbereich verwitterte Abbildung der Verstorbenen im Kleid mit vor der Brust gefalteten Händen, darunter zwei Vollwappen. Umlaufend die erhaben in vertiefter Zeile gehauene Inschrift A; die obere Schmalseite ist weitgehend verwittert. In dem heraldisch rechten Wappen die erhabenen Initialen B. Die Grabplatte des Bruders der Verstorbenen ist rechts von der vorliegenden angebracht; vgl. Nr. 258.
Inschrift A ergänzt nach Hahn.
Maße: H.: 133 cm; B.: 84 cm; Bu.: 5,5 cm (A), 2,1 cm (B).
Schriftart(en): Kapitalis.
- A
ANNO 1618 DEN [. D]EZ(EMBRIS)a) ZV · 7 UHR/EN IST [I]VNGFRAWE b) FLORINA ANNA ROTHERMVNDES / GEBOREN · VNDT · DEN · 3 · MARZY / AN(N)O 1620 WIEDER SELICH ENTSHLAFEN DERc)
- B
H(EINRICH)2) · R(OTHERMVND)
Rotermund3) | ?4) |
Textkritischer Apparat
- [. D]EZ(EMBRIS)] ABENT Hahn. Die Lesung Hahns setzt eine NT-Ligatur voraus, von der nichts zu erkennen ist. Sie verletzt außerdem das Formular, da die Datumsangabe fehlt. Die einstellige Tagesangabe könnte eine 3 oder eine 8 sein.
- [I]VNGFRAWE] JUNGFRAWE Hahn. Der erste Buchstabe ist nicht mehr zu erkennen; Hahn normalisiert regelmäßig auch V zu U. Auch auf der Grabplatte für den Bruder der Verstorbenen, Heinrich Rotermund jr., findet sich niemals J für I; vgl. Nr. 258.
- Zu ergänzen ist sinngemäß: SEELE GOTT GNÄDIG SEI.
Anmerkungen
- Vgl. Hahn, Grabsteine, S. 25.
- Möglich sind auch die Formen HENRICH oder HINRICH.
- Wappen Rotermund (Herz, hinterlegt von zwei ins Andreaskreuz gestellten Wolfsangeln und einem waagerecht von heraldisch rechts nach links gerichteten Pfeil [H6]; darüber die Initialen B). Deutlicher auf der Grabplatte Nr. 258.
- Wappen ? (über einer Hausmarke [H7] drei Blumen, aus einem waagerechten Ast wachsend); Helmzier: Büffelhörner. Vgl. auch Nr. 258. Das Wappen gleicht im Aufbau dem Wappen Lüdemann (Nr. 293); allerdings ist dort die Hausmarke abweichend.
- Vgl. Hahn, Grabsteine, S. 25.
- Vgl. ebd., S. 28. Nowak, Ortssippenbuch Uslar, S. 758 (Nr. 10563). Heinrich Rotermund wird 1627 beim Kauf eines Ziegeleiplatzes vor Allershausen als „Amtsbedienter“ zu Uslar bezeichnet; vgl. HStAH Cal. Br. 15, Nr. 3436 (zit. nach Findbuch).
- Vgl. HStAH Cal. Br. 2, Nr. 2373 (1615), 2345 (1623) u. 2346 (1624/25); StAW 2 Alt, Nr. 17873 (1624?); alle zit. nach Findbuch.
- Vgl. Damian Hartard von und zu Hattstein, Die Hoheit des Teutschen Reichs-Adel Wordurch Derselbe zu Chur- und Fürstlichen Dignitäten erhoben wird (…), Bamberg 1751, S. 303.
Nachweise
- Hahn, Grabsteine, S. 26, mit Abb.
Zitierhinweis:
DI 96, Lkr. Northeim, Nr. 252 (Jörg H. Lampe, Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di096g017k0025201.
Kommentar
Die Schäfte der Buchstaben sind häufig leicht gebogen. Die geschwungene Cauda des R setzt außen am Bogen an und läuft spitz zu. Die Cauda des G ist mit einem waagerechten Abschlussstrich versehen. Y ist mit gebogenem Rechtsschaft und halbkreisförmigem Linksschaft gestaltet. 0 erscheint als kleines o, das nicht bis zum oberen Zeilenrand reicht. Spitze 2. Möglicherweise wurde Inschrift A unter der ersten Zeile der oberen Schmalseite fortgesetzt (vgl. Anm. c); dort zeigen sich Abplatzungen, die eine Entscheidung unmöglich machen.
Der Friedhof bei der Marienkapelle vor dem Isertor wurde von den Stadteinwohnern genutzt, weil Herzog Erich II. für den Bau des Schlosses Freudenthal den Friedhof bei St. Johannis hatte schließen lassen.5) Heinrich Rotermund war von spätestens 1620 bis 1626/27 Amtmann in Uslar. Seine Frau hieß Anna Dorothea.6) Er war tätig für den Pfandinhaber Georg (Jürgen) von Bodungen, der bereits 1615 als Drost des Amtes genannt wurde.7) Georg von Bodungen hatte eine Tochter Elisabeth Florina (1614 bis 1663).8) Der übereinstimmende, relativ seltene Vorname der Verstorbenen deutet darauf hin, dass der Vater bereits 1618 in enger Beziehung zu Georg von Bodungen stand, zu dessen Familie offenbar eine Patenschaftsbeziehung bestand.