Inschriftenkatalog: Landkreis Northeim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 96: Lkr. Northeim (2016)

Nr. 233 Gremsheim, Kirche 1612

Beschreibung

Glocke. Bronze. Unterhalb der Schulter ein breiter Renaissancefries mit einem Frauenkopf im Zentrum des sich wiederholenden Musters. Darunter, zwischen Dreifachstegen, die zweizeilige, erhaben gegossene Inschrift. Unter dieser ein Fries von hängenden Weinblättern. Rosetten dienen als Worttrenner.

Maße: H.: 58 cm; Dm.: 66 cm; Bu.: 1,9 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Jörg Lampe) [1/3]

  1. H(ERR) · SEBASTIAN(VS) · DAMKOELER · PASTOR · HENNI · OPPERMAN · CLAVS · DARNIEDEN .·. / ALTERLEVT · HABEN · MICH · DVRCH · DIDERICH · MENTEN · IN · HILDESH(EIM) · GISN · LASN 1612 :

Kommentar

Bemerkenswert an der Schrift ist der Wechsel von Haar- und Schattenstrichen mit Linksschrägenverstärkung und Bogenverstärkung. Die Schrägschäfte des K sind gebogen (oben) bzw. geschwungen (unten), geschwungen ist auch die Cauda des R; die senkrechte Cauda des G ist oben mit einem Abschlussstrich versehen. Über den Außenschäften des konischen M, bei dem der Mittelteil bis zur Mittellinie reicht, finden sich kurze Deckstriche; der mittlere Balken des E ist verkürzt, der untere ist, wie beim L, spornartig nach oben gezogen.

Der Vater von Dietrich Mente (1583–ca. 1633), Ulrich Mente d. J. aus der Gießerfamilie Mente, war Goldschmied in Braunschweig. Gelernt hat Dietrich Mente von 1597 bis 1602 bei Mante Pelckinck und Andreas Marckwort in Hildesheim, später arbeitete er bei Pelckincks Nachfolger Hans Fricke. Am 5. Februar 1610 wurde Dietrich Mente als Werkstattnachfolger des verstorbenen Hans Fricke zum stadthildesheimischen Büchsenmeister bestellt. Dieses Amt hatte er bis zu seinem Tod inne.1) Seine eigenständigen Arbeiten stammen aus den Jahren 1610 bis 1633. Er goss Geschütze, Glocken und ein Taufbecken, die mit einer Ausnahme (Teistungenburg im thüringischen Eichsfeldkreis) in der Stadt und deren weiteren Umkreis zwischen dem Landkreis Holzminden, dem nördlichen Landkreis Northeim und der Region Hannover überliefert sind.2) Der obere Schmuckfries findet sich ebenso auch auf den Glocken von 1617 in Wehrstedt und noch auf der letzten erhaltenen Glocke von 1633 in Wendhausen (beide Lkr. Hildesheim).3)

Sebastian Damköhler aus Walsleben war um 1600 Pastor in Lamspringe;4) von 1610 bis 1616 amtierte er in Brunshausen – zu dem Gremsheim gehörte – und von 1616 bis 1626 in Gehrenrode,5) wo er 1627 starb.6) Die Pfarrchronik von Gremsheim berichtet, dass Claus Neil in Altgandersheim zu der Glocke 60 Rtlr. geliehen habe, Henni Oldenrodt 2 Rtlr. und 14 gr. Henni Nolten hat die alte Glocke nach Hildesheim gefahren und die neue geholt.7)

Anmerkungen

  1. Biographische Angaben nach Schlotter, Herkunft, S. 27–34. Dietrich Mente dürfte 1633 oder etwas später gestorben sein, da seine letzte Glocke aus diesem Jahr stammt; vgl. die folgende Anm. Vgl. bereits Pfeifer, Glockengießergeschlechter, S. 30–32.
  2. Dietrich Mentes Arbeiten: 1610 zwei Glocken in Arholzen und Wangelnstedt; DI 83 (Lkr. Holzminden), Nr. 181 u. 184. 1610 u. 1611 ein bzw. zwei Geschütze in Hildesheim; DI 58 (Stadt Hildesheim), Nr. 601, 606 u. 608. 1618 ein Taufbecken für St. Martini in Hildesheim, 1616 u. 1627 Glocken für St. Paul und St. Jakobi in Hildesheim; vgl. DI 58 (Stadt Hildesheim), Nr. 642, 636 u. 689. 1614, 1617, 1627 u. 1633 Glocken in Wehrstedt, Rott, St. Nicolai in Sarstedt, Bavenstedt sowie Wendhausen, vgl. DI 88 (Lkr. Hildesheim), Nr. 325, 337, 367, 368 u. 374. 1620 eine Glocke für Eldagsen (Region Hannover); vgl. Kdm. Kreis Springe, S. 54. 1621 eine Glocke für Haimar (Region Hannover); vgl. Kdm. Kreise Burgdorf und Fallingbostel, S. 42. 1617 Glocke in Teistungenburg (Lkr. Eichsfeld, Thüringen); vgl. Walter, Glockenkunde, S. 819.
  3. Vgl. DI 88 (Lkr. Hildesheim), Nr. 325 u. 374.
  4. Vgl. Meyer, Pastoren, Bd. 2, S. 41.
  5. Vgl. Freist/Seebaß, Pastoren, Bd. 1, S. 67 (Brunshausen) u. 86 (Gehrenrode).
  6. Vgl. Freist/Seebaß, Pastoren, Bd. 2, S. 61, Nr. 789.
  7. Bechler, Parochie Gremsheim (Typoskript), S. 94.

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Gandersheim, S. 232.
  2. Pfeifer, Glockengießergeschlechter, S. 31.
  3. Foto in StAW 234 N, Nr. 9.

Zitierhinweis:
DI 96, Lkr. Northeim, Nr. 233 (Jörg H. Lampe, Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di096g017k0023305.