Inschriftenkatalog: Landkreis Northeim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 96: Lkr. Northeim (2016)

Nr. 232† Greene, St. Martin 1611

Beschreibung

Gedenktafel für Margarethe Peine, ihre Ehemänner, die evangelischen Amelungsborner Äbte Andreas Steinhauer und Vitus Busch, ihre Tochter aus erster Ehe, Hedwig, deren Ehemänner Jobst Tisemann und Antonius von Alten sowie die Enkelinnen Margarethe Hedwig, Anne Ursel und Catharina Marie Tisemann. Da die ursprüngliche Anordnung der im Corpus bonorum von 1749 überlieferten Inschrift, die möglicherweise in Abschnitten Bildern zugeordnet war, verloren ist, wurde zum besseren Verständnis eine Gliederung in inhaltlich zusammengehörige Strophen vorgenommen.

Inschriften nach Kdm.

  1. A

    Der Ehrwürdiger und andächtiger Herr Weyland Andreas1) großer Ehr Im Königreich England gebohrn Abt zum Amelunxborn auserkohrn

  2. 5

    Herr Vitus Busch ihm succedirt Der auch sehr löblich hat regiert Jobst Tisemana) wyland Redlichkeit halber wol bekandt Ein ehrbahr Man ein from(m)er Christ

  3. 10

    Bürgermeister zu Allefeld gestorben ist Antonius von Alten gebohrn Aus adelichem Stam erkohrn Zum Capitain wegen Tapferkeit So oftmals er geübt im Streit

  4. 15

    Beydenb) Hern erst wolerweltc) Margretha Peinend) ist vermählt Itzt Witwe lebt gotfürchtig thut Kirchen Schulen wie auch Armen gut Ein einig Tochter in erster Eh

  5. 20

    Got der gebee) Hedwig ihr Nahme Erst verheyraht Jobst Tisemana) seelgern Capitain von Alten jetzt hat zum Ehhern (Drei)f) Töchter in erster Eh die Got hat geben Dern die erste noch in Leben

  6. 25

    Margrethe Heidewig ab(e)r Anne Ursel auch Cathrine Marie Alhie nach dem Leib haben ihre Ruh Bis der jüngste Tag komt herzu An dem ihnen sämtlich Got der Herr

  7. 30

    Eine frölige Auferstehung bescheer

  8. B

    Dieser Epitaphium ist anhero gesetzt im Jahr nach Christi unsers Seligmachers Geburt 1611 Adrian Antonius v(on) der Linden

Versmaß: Deutsche Reimverse (A).

Kommentar

Margarethe Peine (1551–1613), Bürgerstochter aus Stadtoldendorf (Lkr. Holzminden), heiratete am 6. Juli 1572 den in London als Sohn eines Steinmetzen und Bildhauers geborenen, seit 1555 amtierenden Amelungsborner Abt Andreas Steinhauer (1517–1588), der 1569 evangelisch geworden war, und 1590 dessen Nachfolger Vitus Busch (1542–1598). Herzog Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel setzte für die „Äbtin“ den Klosterhof Erzhausen (etwa 5 km nördlich von Greene) als Leibzucht aus. Margarethe Peine starb am 15. Juni 1613.2) Ihr Sitz könnte der 1932 abgerissene „Grotenhof“ in Greene, vermutlich der Stadthof des Klosters Amelungsborn (vgl. A1 1575), gewesen sein.3) Peines erster Schwiegersohn, der Alfelder Bürgermeister Jobst Tisemann, der aus Einbeck stammte, starb am 3. August 1606 im Alter von 40 Jahren.4) Der 1611 noch lebende Antonius von Alten, dessen adelige Abstammung die Inschrift (Z. 12) betont, lässt sich in der Genealogie der Alten nicht identifizieren.5) Angesichts der Heirat mit einer Bürgerlichen ist anzunehmen, dass es sich bei dem wegen Tapferkeit zum Hauptmann beförderten Offizier (Z. 13) um einen unehelichen Abkömmling des Geschlechts handelt, möglicherweise ein Sohn des Anton (Tönnies II.) von Alten (1546–1597), der allerdings seit 1578 verheiratet war.6) Außer Antonius von Alten lebten im Jahr 1611 noch drei der auf der Gedenktafel genannten Frauen: Margarethe Peine (gestorben am 15. Juni 1613), ihre Tochter Hedwig Steinhauer (geb. 1573) sowie die älteste Enkelin Margarethe Hedwig Tisemann, die mit dem Stifter der Tafel, Adrian Antonius von der Linden,7) verheiratet gewesen sein könnte. Laut der Leichenpredigt für die Großmutter Margarethe Peine war diese im Juni 1613 mit Julius Küchenmeister verlobt.8)

Textkritischer Apparat

  1. Tiseman] Eiseman Kdm., Fehllesung, wahrscheinlich schon im Corpus bonorum.
  2. Beyden] Bey dem Kdm., Fehllesung, wahrscheinlich schon im Corpus bonorum.
  3. wolerwelt] Gemeint ist: oben erwähnt.
  4. Peinen] Heinen Kdm., Fehllesung, wahrscheinlich schon im Corpus bonorum.
  5. Got der gebe] Fehllesung? richtig Gotgegeben? oder Gotergeben (so Kdm. mit Fragezeichen)?
  6. (Drei)] 3 Kdm.

Anmerkungen

  1. Andreas Steinhauer.
  2. Polyngius, Leichenpredigt Margarethe Peine, fol. Fi–Fii; vgl. Roth, Auswertungen, Bd. 8, S. 406, R 7729. Zu Andreas Steinhauer und Vitus Busch vgl. DI 83 (Lkr. Holzminden), Nr. 101. Christhard Mahrenholz, Studien zur Amelungsborner Abtsliste II-III, in: Jahrbuch der Gesellschaft für niedersächsische Kirchengeschichte 63, 1965, S. 117f.; 65, 1967, S. 197f.
  3. Dies vermutete bereits Steinacker; Kdm. Kreis Gandersheim, S. 452.
  4. Das Todesdatum nach der von Bartholomäus Sengebähr verfassten Leichenpredigt; zitiert im Eintrag zur Leichenpredigt der Margarethe Peine bei Roth, Auswertungen, Bd. 8, S. 406, R 7729.
  5. Vgl. Wätjen, Geschichte von Alten, S. 257, s. v. „Tönnies“ (Anton).
  6. Ebd., S. 63 u. 65f.
  7. Ein Johann von der Linden war um 1650 Pachtinhaber verschiedener Güter in Alfeld; sein Vater Valentin von der Linden lebte in Osterode; vgl. die Leichenpredigt der Engel Hedwig von der Linden (1649–1679); Roth, Auswertungen, Bd. 9, S. 281, R 8503.
  8. Vgl. Polyngius, Leichenpredigt Margarethe Peine, fol. Fii.

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Gandersheim, S. 446.
  2. Wittkopp, Chronik von Greene, S. 81 (nach Kdm.).

Zitierhinweis:
DI 96, Lkr. Northeim, Nr. 232† (Jörg H. Lampe, Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di096g017k0023207.