Inschriftenkatalog: Landkreis Northeim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 96: Lkr. Northeim (2016)

Nr. 207 Schlarpe, Kirche 1601

Beschreibung

Taufstein. Auf einem rundem Fuß und einem schlichten, säulenförmigen Schaft das unten bauchige, dann aber mit senkrechen Wänden gestaltete Becken. Auf der Wandung die vertieften, farbig (gold) gefassten Inschriften in drei (A) bzw. vier Zeilen (B). Der Anfang von Inschrift B schließt sich unmittelbar an den Worttrenner am Ende der ersten Zeile von Inschrift A an. Die Buchstaben sind trotz der noch erkennbaren, leicht vertieften, die Zeilen begrenzenden Hilfslinien nicht ganz regelmäßig ausgeführt und weichen insbesondere bei (B) häufig von der Senkrechten ab.

Maße: H.: 89 cm (gesamt), 41,5 cm (Becken); Dm.: 58,5 cm; Bu.: 5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Lara-Sophie Räuschel) [1/4]

  1. A

    DAS BLVDT IHESV CHRSTI MACHET · / VNS REIN VAN ALLEN SVNDEN1) · HVERONYM(VS)a) · HETLINGVS · PASTOR ·

  2. B

    HARMEN · BRACHANN / HANS · NALBVSCHb) / HANS · FRIENHAGEN / ANNO 1601

Kommentar

Bemerkenswert an der normgerechten, relativ schmalen Kapitalis sind einige Varianten: Das A in DAS ist mit gebrochenem Mittelbalken gestaltet, in FRIENHAGEN wurde der Mittelbalken des A weggelassen und der Bogen des G bis an den unteren Rand der darüber liegenden Zeile ausgezogen, die gerade Cauda füllt die ganze Zeile aus. Die Schäfte des asymmetrischen Y sind gebogen, der Mittelteil des konischen M endet über der Mittellinie, das obere Bogenende des D reicht über den Schaft hinaus.

Hieronymus Hetling aus Münden, Sohn des Pastors Georg Hetling, war von 1601 bis 1614 Pastor in Schlarpe.2) Anschließend wirkte er von 1614 bis 1632 in Avendshausen.3) Bei den drei anderen Namen könnte es sich um die der 1601 amtierenden Kirchenvorsteher handeln. Innerhalb der Namen hat der Steinmetz, wie schon bei HVERONYM(VS), möglicherweise einzelne Buchstaben aus seiner Vorlage verlesen.4)

Textkritischer Apparat

  1. HVERONYM(VS)] Das V möglicherweise verhauen statt eines Y.
  2. NALBVSCH] Der rechte Schaft des N ist leicht rechtsschräg; es scheint, dass hier zunächst ein V begonnen wurde, das dann mit einem senkrechten Schaft ergänzt wurde; in der Vorlage ein W für Walbusch?

Anmerkungen

  1. 1. Jh. 1,7.
  2. Meyer, Pastoren, Bd. 2, S. 348. Vgl. Matrikel Helmstedt, Bd. 1, S. 155 (Nr. 10): am 31. Mai 1601 für Schlarpe ordiniert.
  3. Meyer, Pastoren, Bd. 1, S. 42. Nach einer Nachricht von 1751 war Pastor Hyeronimus Hettingius auf dem Kirchhof in Schlarpe begraben und bereits 1614 verstorben; Grote, Denkmalpflege, S. 123. Wahrscheinlich wurde dabei eine Fehllesung der Grabschrift mit der Kenntnis seines Dienstendes in Schlarpe verbunden.
  4. In der Calenberger Musterungsrolle von 1585 gibt es im (nicht nach Dörfern unterteilten) Verzeichnis des Gerichtes Hardenberg, zu dem Schlarpe gehörte, Heinrich Barmans, Hans Burmans sowie Hermann Brackhagen; Burchard, Bevölkerung, S. 38f. Für die anderen beiden Namen gibt es nicht einmal entfernte Parallelen, auch nicht zu Walbusch (vgl. Anm. b.).

Nachweise

  1. Mithoff, Kdm. Göttingen und Grubenhagen, S. 188.
  2. Mathies, Taufbecken, S. 146.
  3. Kühn, Wehrkirche, S. 5.

Zitierhinweis:
DI 96, Lkr. Northeim, Nr. 207 (Jörg H. Lampe, Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di096g017k0020706.