Inschriftenkatalog: Landkreis Northeim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 96: Lkr. Northeim (2016)

Nr. 167† Imbshausen, St. Marcus 1582

Beschreibung

Epitaph für Adrian von Steinberg. Das Epitaph befand sich nicht weit von seinem vor dem Altar gelegenen Grab; zu der erhaltenen, aber wahrscheinlich erst 1586 entstandenen Grabplatte vgl. Nr. 178.

Inschriften nach Behrens.

  1. A

    Grabschrifft des Gestrengen Edlen und Ehrenvesten Adrian von Steinberg Obristen welcher seiner Gottseligkeit und ehrlicher Thaten halber des Lebens würdig ist gebohren anno Christi 1516 am Tage Aegidii1) gestorben zu Imbshausen auff seinem Erb-Hause 1582 den 19 Febr(uarii) hat gelebet 65 Jahr 5 Monat 18 Tage

  2. B

    Nobilis (et) variis praestans virtutibus heros Adrian a Steinberg hac tumulatur humo Vixit amans recti fortis bellator amicus Cunctis qui Christi dogmata pura docent Hospitibus facilis clemens adjutor egenis Spes plebis propriae portus (et) aura domus2) Nec levis heroem fregit fortuna rotunda3) Dura Deo poterat quaeque juvante pati Sex ubi jam decies (et) quinque exegerat annos Hic animam coelo reddidit ossa solo

Übersetzung:

Der edle Held Adrian von Steinberg, der sich durch verschiedene Tugenden auszeichnete, ist in dieser Erde begraben. In seinem Leben liebte er das Gute; er war ein tapferer Krieger, er war ein Freund all derer, die die reinen Lehren Christi verkünden. Er war umgänglich gegenüber Gastfreunden, ein mildtätiger Helfer der Armen, die Hoffnung des Volks, der Hafen und der Segelwind für sein eigenes Haus, und den Helden konnte das unstete, sich wendende Schicksal nicht erschüttern. Jede beliebige Mühsal konnte er durch Gottes Hilfe ertragen. Nachdem er bereits zehnmal sechs und fünf Jahre durchlebt hatte, gab er seine Seele dem Himmel zurück, die Knochen der Erde. (B)

Versmaß: Elegische Distichen (B).

Kommentar

Adrian von Steinberg (1516–1582) wurde auf dem Familiensitz Wispenstein (Lkr. Hildesheim) geboren. Er war zunächst Page bei dem Calenberger Herzog Erich I. und trat 1534 in dänische, später in sächsische Dienste. Zwischen 1540 und 1560 gehörte er zu den sich mit der Aufstellung und Vermietung von militärischen Einheiten als Unternehmer betätigenden „Kriegsobersten“, deren bekannteste Vertreter Georg von Holle, Hilmar von Münchhausen und Fritz von der Schulenburg sind.4) 1557 erhielt er als Kriegsrat des Reiches den Auftrag, über die Verteidigung gegen den Turcken zu beraten, 1562 nahm er an der Krönung des späteren Kaisers Maximilian II. zum römischen bzw. deutschen König teil. Als sächsischer Gouverneur von Wittenberg trat er in Kontakt mit Gelehrten der Universität, darunter auch Philipp Melanchthon. Wie Holle wirkte Adrian von Steinberg in seinen späteren Lebensjahren als Rat der Herzöge Heinrich d. J. und Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel. Ihre Hauptaufgabe waren Verhandlungen, bei denen das „symbolische Kapital“ ihrer politischen Erfahrungen zum Tragen kam. An Steinbergs Begräbnis nahm Herzog Philipp II. von Grubenhagen teil.5) In Imbshausen, das ihm bei der Erbteilung mit seinen Brüdern zufiel, baute er ein Schloss, das im 19. Jahrhundert durch einen Neubau ersetzt wurde.

Die Frau des Kriegsobersten, Maria von Bortfeld, starb bereits 1568 und wurde, ebenso wie der 1586 gestorbene Sohn August, in der Kirche seines Pfandbesitzes Ottenstein begraben.6)

Anmerkungen

  1. 1. September.
  2. Zu portus et aura vgl. Ovid, Epistulae heroidum 1,110 (Penelope an Odysseus: Tu citius venias portus et aura tuis).
  3. Zu fortuna rotunda (Rad der Fortuna) vgl. Walther, Proverbia, Bd. II/7, S. 887 (Nr. 37073). Für die Quellenhinweise und die Übersetzung danke ich meiner Kollegin Katharina Kagerer.
  4. Vgl. dazu allgemein Angermann, Georg von Holle; dies., Kriegshandwerk.
  5. Die biographischen Angaben nach Behrens, Steinberg, S. 60f. Vgl. Angermann, Georg von Holle, S. 50, 100, 106, 128, 151, 157, 203f., bes. 213–219, 221 u. 247.
  6. Vgl. DI 83 (Lkr. Holzminden), Nr. 98 u. 99.

Nachweise

  1. Behrens, Steinberg, S. 61.

Zitierhinweis:
DI 96, Lkr. Northeim, Nr. 167† (Jörg H. Lampe, Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di096g017k0016702.