Inschriftenkatalog: Landkreis Northeim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 96: Lkr. Northeim (2016)

Nr. 162 Bad Gandersheim, Markt 3 1581

Beschreibung

Haus. Fachwerk (ass. Nr. 31). Das dreistöckige Eckhaus ist an der Traufseite zum Markt und an der Giebelseite zum Steinweg jeweils sieben Gefache breit. Über den Schwellbalken zum ersten und zweiten Obergeschoss Fächerrosetten und Sonnen, dazwischen teilweise Sterne, die sich auch an den Balkenköpfen des vorkragenden zweiten Obergeschosses finden. Auf dem Schwellbalken des zweiten Obergeschosses Inschrift A, von der Marktseite über die Ecke umlaufend, heute an der Marktseite in der Höhe des zweiten und fünften Ständers sowie des Eckständers unterbrochen; der fehlende Schluss befand sich auf dem schmalen Anbau am Steinweg, der vermutlich im 19. Jahrhundert ersetzt wurde. In der Mitte der Marktseite der rundbogige, mit Tauband geschmückte Sturz des baulich veränderten Eingangs. Über dem Tauband Inschrift B, links und rechts begleitet von Hausmarken (H2 u. H3) in Wappenschilden.1) Beide Inschriften erhaben in vertiefter Zeile, farbig (gold vor rotem Hintergrund) gefasst.

Maße: Bu.: ca. 6–7 cm.

Schriftart(en): Fraktur (A), Kapitalis (B).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Lara-Sophie Räuschel) [1/7]

  1. A

    Der 127 psalm · Wo der herr nicht das [– – –]a) So erbeiten vmb sonst die dran bawen · Wo [er ni]htb) die Stadt behuetet · So wachet der wechter vmb svnst · Es ist vmb s[vnst d]asc)// ir früe auffstehet · vnd hernach lange sitzet · vnd esset ewer brot mit sorgen · den seinen freunden givt ers slaffend · Sihe · Kinder seind eine gabe des heren vnd leibes frücht ist ein geschenck · wie die pfeile in der hand eines starcken · Also geraten [– – –]d)2)

  2. B

    GERDT · NIEBECKER / ME · FIERI FECIT · 1·5 · 8·1 ·

Übersetzung:

Gert Niebecker ließ mich errichten 1581. (B)

Kommentar

Der Neubau wurde errichtet nach dem großen Stadtbrand vom 22. November 1580, bei dem 120 Wohnhäuser, mehr als ein Drittel der Stadt, zerstört wurden; vgl. Nr. 161, 162 u. 164. Bauherren waren der Kaufmann Gerd Niebecker, der den Vorgängerbau 1576 erworben hatte, und seine Frau Agnes Ude, auf die auch die Hausmarken verweisen.3)

Textkritischer Apparat

  1. Die Inschrift ist hier in der Breite des Ständers (bzw. eines Balkenkopfes) zerstört. Zu ergänzen wäre nach der Luther-Bibel havs bawet; der Platz reicht aber nicht für acht oder neun Buchstaben. Möglicherweise wurde ein Wort bewusst oder irrtümlich weggelassen.
  2. [er ni]ht] Farbfassung der letzten zwei Buchstaben undeutlich, Unter- und Oberlängen des h und der Balken des t sind aber zu erkennen; davor eine Fehlstelle.
  3. s[vnst d]as] Farbfassung endet mit dem langen s, v noch erhaben zu erkennen; der Rest zerstört bis auf a und Brezel-s am Ende. Zu Anfang des 20. Jahrhunderts war die Seite zum Markt verkleidet, so dass Steinacker (Kdm. Kreis Gandersheim) nur den ab hier folgenden Teil der Inschrift wiedergeben konnte.
  4. Die Fortsetzung der Inschrift vermutlich auf dem später ersetzten Anbau; zu ergänzen ist: die jungen Knaben.

Anmerkungen

  1. Hausmarke (H2) links, gebildet aus um 90° nach links gedrehtem G und retrogradem N darunter, Hausmarke (H3) rechts, gebildet aus A und V.
  2. Ps. 127,1–4.
  3. Kronenberg, Häuserchronik, S. 107–109; vgl. Anm. 1. Kronenberg, Markt Nr. 3.

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Gandersheim, S. 218f. (A, zweite Hälfte) u. Abb. 130, S. 217.
  2. Kronenberg, Markt Nr. 3.
  3. Kronenberg, Häuserchronik, S. 107 (B).

Zitierhinweis:
DI 96, Lkr. Northeim, Nr. 162 (Jörg H. Lampe, Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di096g017k0016202.