Inschriftenkatalog: Landkreis Northeim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 96: Lkr. Northeim (2016)

Nr. 106 Northeim, St. Sixti 1. V. 16. Jh.

Beschreibung

Kelch. Silber, vergoldet. Der Sechspassfuß mit Standring und mit Perlmuster geschmückter Zarge verjüngt sich steil zum sechsseitigen Schaft. Zwischen den Schaftstücken mit eingraviertem Muster (Andreaskreuze) ein flacher Nodus mit mehreren durchbrochenen Vierpässen auf den Laschen. Auf den rautenförmigen Rotuli des Nodus Inschrift A, glatt vor vertieftem, ehemals vermutlich mit Schmelz ausgefülltem Hintergrund. Auf einer Lasche des Fußes ein Weihekreuz mit Blattmuster. Unter einer Lasche die laienhaft eingravierten Initialen B. Die Kuppa ist erneuert.

Maße: H.: 18,5 cm; Dm.: 13 cm (Fuß), 10,5–10,8 cm (Kuppa); Bu.: 0,8 cm (A), 0,5 cm (B).

Schriftart(en): Frühhumanistische Kapitalis (A), Kapitalis (B).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Lara-Sophie Räuschel) [1/2]

  1. A

    J H E S V S

  2. B

    L M

Kommentar

Die Buchstaben der frühhumanistischen Kapitalis (A) weisen einen ausgeprägten Gestaltungswillen auf. Der Balken des J ist geschwungen, der Schaft mit einer nach innen gerichteten tropfenförmigen Schwellung versehen, das untere Ende ist eingerollt. Die Schaftenden sind keilförmig verbreitert, der dünne Mittelbalken des H weist eine Ausbuchtung nach unten auf. Die Bogenenden des epsilonförmigen E und des mit einem Nodus versehenen S zeigen starke Sporen, das mittlere Bogenende am E ist gespalten.

Wahrscheinlich gehörte der Kelch ursprünglich nicht zum Besitz von St. Sixti, da der dort vorhandene Kirchenschatz am 9./10. Mai 1703 gestohlen wurde und die Objekte – Kelche, Kannen, Oblaten Schachtel, Paetene – nicht wiedergefunden werden konnten, so dass Stadt und Gemeinde Ersatz beschaffen mussten.1)

Anmerkungen

  1. Behr, Diebstahl, S. 55–57.

Zitierhinweis:
DI 96, Lkr. Northeim, Nr. 106 (Jörg H. Lampe, Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di096g017k0010602.