Inschriftenkatalog: Landkreis Northeim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 96: Lkr. Northeim (2016)

Nr. 97 Northeim, St. Sixti 1519

Beschreibung

Türsturz. Stein. Über dem Eingang zur Wendeltreppe am östlichen Ende des nördlichen Seitenschiffs die farbig gefasste Figur des segnenden Christus. Auf dem Sturz darunter, unter einem hängenden Bogenfries, erhaben vor vertieftem Hintergrund, die farbig (gold vor dunkelbraunem Hintergrund) gefasste Jahreszahl; über der Zeile vertieft ausgeführte, hochgetellte Zeichen, einheitlich mit dem Hintergrund übermalt. Zu beiden Seiten je ein Wappen im Tartschenschild.

Maße: H.: 34 cm; B.: 115 cm; Bu.: 15 cm.

Schriftart(en): Frühhumanistische Kapitalis und gotische Minuskel.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Lara-Sophie Räuschel) [1/1]

  1. A(NN)Oa) DO(MINI)b) M° Vc xix

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1519.

Wappen:
Rumann1), Spangenberg?2)

Kommentar

Die frühhumanistische Kapitalis weist konisch verbreiterte Schaft- und Balkenenden auf. Das spitze A ist mit einem ausgeprägten Deckbalken versehen, das innere Bogenende des eingerollten unzialen D ist gespalten, der Bogen weist rechts eine Verdickung auf, der Mittelteil des konischen M endet knapp unter der Oberlinie. Aus dem Formenrepertoire der gotischen Minuskel sind entnommen x und i: x besteht aus einem waagerecht gestellten linken Schaft mit Mittelbalken, der rechte Schrägschaft ist als unten nach rechts umgebogener Haarstrich gestaltet.

Die Inschrift dokumentiert den Bau der Treppe und zugleich den Abschluss des Kirchenbaus;3) die Treppe dürfte eine Stiftung des Bürgermeisters Bartold (II.) Rumann gewesen sein, auf den sich das linke Wappen bezieht. Das zweite Wappen könnte das seiner (unbekannten) Ehefrau sein,4) aber auch für den zweiten Bürgermeister, einen der „Bauherren“ des Jahres 1519 als Mitstifter stehen.

Textkritischer Apparat

  1. A(NN)O] Befund: kleineres O hochgestellt.
  2. DO(MINI)] Befund: kleineres O hochgestellt.

Anmerkungen

  1. Wappen Rumann (Hirsch od. Rehbock). Vgl. Rumann, Familienwappen, S. 121.
  2. Wappen Spangenberg? (Vogel, eine Blume bepickend). Das Wappen der Mündener Ratsfamilie Spangenberg erscheint Ende des 16. Jahrhunderts (1596?) als „Vogel auf einem Ast mit Zweig im Schnabel“; vgl. DI 66 (Lkr. Göttingen), Nr. 231; ebenso beschrieben: ebd., Nr. 350. Ganz anders ist das Wappen der Hardegser Familie Spangenberg, das Letzner in seiner handschriftlichen Chronik Hardegsens zeichnet (Rose über einem kegelförmigen Berg); Letzner, Hardessische Chronik, fol. 132v.
  3. Dies ist die zumeist geäußerte Ansicht, die auf eine Nachricht bei Lubecus zurückgeht. Dagegen argumentiert entschieden Jörns, Wann wurde die St.-Sixti-Kirche fertig?, S. 44–47. Vgl. die Einleitung, Kap. 3.1.
  4. Vgl. Rumann, Familienwappen, S. 121.

Nachweise

  1. Mithoff, Kdm. Göttingen und Grubenhagen, S. 157.
  2. Hueg, Sixti-Kirche, S. 13.
  3. Von Hindte, St.-Sixti-Kirche, S. 7.
  4. Rumann, Familienwappen, S. 123 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 96, Lkr. Northeim, Nr. 97 (Jörg H. Lampe, Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di096g017k0009702.