Inschriftenkatalog: Landkreis Northeim
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 96: Lkr. Northeim (2016)
Strodthagen, Kapelle St. Justin (St. Jost) 1482
Beschreibung
Glocke. Bronze. DI 42, Nr. 19. Die Glocke stammt ursprünglich aus St. Johannis in Iber. Als 1910 in Iber eine neue Glocke angeschafft wurde, wurde sie an die Kapelle in Strodthagen abgegeben. Dort wurde sie 1917 als „C“ kategorisiert und entging so der Ablieferung.1)
Inschrift A unterhalb der Schulter zwischen zwei Kordelstegen, deren Enden einen knotenförmigen Wulst bilden. Die Inschrift B und C einander gegenüber an der Flanke. Die aus Wachsstreifen geformten erhabenen Buchstaben sind beim Guss teilweise verrutscht. Über der Zeile rhombenförmige Kürzungsstriche.
Maße: H.: 42 cm; Dm.: 47 cm; Bu.: 2,7 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel.
- A
anno · d(omi)noa) · m · cccc · lxxxii · ek · rope · denb) · un(de) · beclaghec) · doden ·
- B
ih(esu)s
- C
maria
Übersetzung:
Im Jahr des Herrn 1472. Ich rufe den (Lebenden) und beklage (den) Toten. (A)
Textkritischer Apparat
- d(omi)no] So! d(omi)ni DI 42, Nr. 19.
- den] Danach ist vermutlich levenden zu ergänzen.
- beclaghe] Danach ist den zu ergänzen.
Anmerkungen
- Westfälisches Glockenmuseum in Gescher: Fragebogen betreffend Glocken, Iber, 18. März 1917, in: Unterlagen des Provinzialkonservators, Konvolut Kreis Einbeck; für die Überlassung einer Kopie danke ich Andreas Philipp, Göttingen.
- Vgl. Nr. 41. Eine andere deutschsprachige Version: DI 88 (Lkr. Hildesheim), Nr. 61 (1500).
Kommentar
Bemerkenswert an der regelmäßigen gotischen Minuskel sind die einstöckigen a, die nach oben über das Mittelband hinausreichen. Der quadrangelförmige obere Schrägbalken des k ist ohne Berührung zum unteren an den Schaft gesetzt. Die waagerechte Unterlänge des g ist in das Mittelband gestellt. Die Buchstaben wurden nicht mit Modeln vorgeformt, sondern auf der Glockenform aus Wachsstreifen zusammengesetzt. So besteht das s aus zwei gegenläufigen, links oben und rechts unten gebrochenen Schäften.
Die Inschrift ist eine deutsche Version der in vielen Varianten verbreiteten Funktionsbestimmung der Glocken: vivos voco, defunctos plango …2) Vgl. DI 42, Nr. 28.