Inschriftenkatalog: Landkreis Northeim
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 96: Lkr. Northeim (2016)
Nr. 54† Höckelheim, St. Marien 1470?
Beschreibung
Stein. Der Stein war rechts über der Tür zum Erbbegräbnis der Edelherren von Plesse in der Nordwand des Chores der 1582 bei einem Brand zerstörten Klosterkirche angebracht. Die Buchstaben waren farbig (gelbgrün) hervorgehoben und standen zwischen roten Linien. Rechts davon war in der Mauer zweimal das Plessewappen angebracht.1) In der Grabkapelle (Nr. 55) fanden sich bei der Besichtigung im Jahr 1580 drei oder vier Grabstellen; Grabplatten wurden nicht gefunden.2) Ein Wappenstein mit dem plessischen Vollwappen befand sich rechts vom Aufgang zum Chor.3)
Inschrift nach Notariatsinstrument.
Sepultura + nobilium + ac generosorum + dominorum + ina) + plesse + huius monasterii + fundatorum + quorum + a(n)i(m)ae + requiescant + i(n) s(an)c(t)ab) + pace + Amenc)
Übersetzung:
Grablege der edlen und wohlgeborenen Herren von Plesse, Gründer dieses Klosters, deren Seelen im heiligen Frieden ruhen sollen.
Plesse4) |
Textkritischer Apparat
- in] de Bernotat, Fehllesung. Die Abweichungen des Protokolls beschränken sich auf den vermehrten Gebrauch von Versalien, das Fehlen der Kreuze sowie nicht aufgelöste Kürzungen.
- s(an)c(t)a] f[ilii] d[ei] Bernotat.
- Amen] fehlt Bernotat.
Anmerkungen
- Protokoll und Notariatsinstrument; HStAH Hann. 27 Hildesheim, Nr. 643/3, Bl. 1169r bzw. 1181v. Danach Bernotat, Erbbegräbnis, S. 27.
- Notariatsinstrument; HStAH Hann. 27 Hildesheim, Nr. 643/3, Bl. 1171r/v. Danach Bernotat, Erbbegräbnis, S. 27 u. 31. Die Zeichnung in HStAH Cal. Br. 33, Nr. 99 (Bernotat, Erbbegräbnis, S. 26) zeigt an der Nordwand des Chores neben der Tür zur Grabkapelle (bezeichnet mit ianua capelle) einen Grundriss der Kapelle mit vier geosteten Gräbern, die alle mit einem S bezeichnet sind; auf dem einzelnen westlichen Grab steht zusätzlich noch Sepultur, auf dem mittleren der drei östlichen comitum, möglicherweise zusammen zu lesen als ‚Begräbnis der Grafen‘ (statt: Edelherren). Quer zu dem ersteren ist eine rechteckige Vertiefung in nordsüdlicher Ausrichtung eingetragen und mit dem Wort antrum (Grube) bezeichnet.
- Protokoll und Notariatsinstrument; HStAH Hann. 27 Hildesheim, Nr. 643/3, Bl. 1169v–1170r u. 1181v–1182r. Vgl. Bernotat, Erbbegräbnis, S. 27. Die Zeichnung des Wappens: ebd., Abb. 6, S. 28; nach: HStAH Cal. Br. 33, Nr. 99.
- Wappen Plesse (Maueranker). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 6, Abt. 12, S. 68 u. Tafel 53. Vgl. die vorige Anm.
Nachweise
- Notariatsinstrument vom 24. Februar 1580, Protokoll vom 4. Juli 1581; HStAH Hann. 27 Hildesheim, Nr. 643/3, Bl. 1181v u. 1169r/v.
- Bernotat, Erbbegräbnis, S. 27 (nach Notariatsinstrument).
Zitierhinweis:
DI 96, Lkr. Northeim, Nr. 54† (Jörg H. Lampe, Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di096g017k0005405.
Kommentar
Bei der Datierung wird davon ausgegangen, dass die Steinplatte mit dem Hinweis auf das bereits ältere Erbbegräbnis der Herren von Plesse im Zusammenhang mit dem inschriftlich bezeugten Neu- oder Ausbau der Klosterkirche im Jahr 1470 angebracht wurde; Nr. 53. Die Hervorhebung der Gründer des Klosters ist im 15. Jahrhundert, insbesondere im Zusammenhang mit der Klosterreformbewegung, wiederholt zu beobachten. In der Grabkapelle (Nr. 55) befanden sich die älteren Begräbnisse der Herren von Plesse, an die 1580 vier Totenschilde im Chor erinnerten, von denen zwei noch zu entziffern waren; Nr. 19 u. 66. Die jüngeren Begräbnisse aus dem 16. Jahrhundert waren im Chor; Nr. 116, 134, 135, 138, 140.