Inschriftenkatalog: Landkreis Northeim
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 96: Lkr. Northeim (2016)
Nr. 52† Northeim, Schaupenstiel 10 1468
Beschreibung
Tafel. Stein. Die in den Brauereiturm, einen Rest des Ober- oder Harztores an der Seite zum Schaupenstiel, eingelassene Tafel wurde bei der Restaurierung des Turmes um 1995 durch eine Kopie ersetzt, die die beste Überlieferung bietet. Das Original war laut Mithoff bereits um 1870 stark verwittert. Die Inschrift erhaben in vertiefter Zeile, mit Stegen zwischen den Zeilen. Einige Meter links davon befand sich an der Ostseite des Turms über einem Fenster ein „Bildwerk“ in einer Nische, die heute leer ist. Daneben zwei im Sommer von Kletterpflanzen weitgehend verdeckte Wappentafeln, auf denen links das Braunschweiger Wappen und rechts das Northeimer Wappen zu sehen sind (ebenfalls durch Kopien ersetzt). Das Northeimer Wappen findet sich noch einmal rechts unterhalb der Inschrifttafel auf dem abgeschrägten Sturz über einer Maueröffnung des Untergeschosses, heute nur wenig über der Höhe des Straßenpflasters.1)
Inschrift nach Steinkopie.
Maße: H.: 70 cm; B.: 85 cm; Bu.: 8 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.
Anno · d(omi)ni · M° cccc° · / lxviii°a) · vp sinte mic/haelis2) · lies · mester / hans · lergulab) · dut / werkc) · upmurended) ·
Übersetzung:
Im Jahr des Herrn 1468 am Michaelistag ließ Meister Hans Lergula dieses (Bau)werk errichten (aufmauern).
Braunschweig,3) Northeim4) |
Northeim4) |
Textkritischer Apparat
- Anno · d(omi)ni · M° cccc° / lxviii°] Anno d(omi)ni M.CCCC XXVIII Fahlbusch. Mithoff und Fahlbusch nur bis hierhin; der Rest als verwittert bezeichnet. Das Folgende nur bei Hueg bzw. Sparmann, dessen Großschreibung der Tagesangabe, des Namens und von werk vermutlich unzutreffend war. Vennigerholz gibt nur die – falsch gelesene – Jahreszahl „1428“ an.
- lergula] Am g rechts ein doppelt gebrochener Haken, der vermutlich auf einer Fehllesung beruht.
- werk] Das k vermutlich verlesen; der Schaft reicht nicht bis zur Oberlinie; am oberen Ende setzt nach rechts ein waagerechter Balken an, an dessen Ende ein durchgebogener Schrägschaft (?) folgt.
- upmurende] Das Schluss-e, geformt wie ein Bogen-r, wohl verlesen aus einem Ligatur-e; die Lesung des Originals lautete vermutlich upmurende. Hueg und daher auch Sparmann hatten hier keine Lesung.
Anmerkungen
- Vgl. Mithoff, Kdm. Göttingen und Grubenhagen, S. 162.
- 29. September.
- Wappen Braunschweig (zwei Löwen). Veddeler, Leopardenwappen, S. 32f.; Ders., Landessymbole, S. 81–83.
- Wappen Northeim (Stadtmarke S1).
- Hueg, Stadtbefestigung, S. 27.
Nachweise
- Mithoff, Kdm. Göttingen und Grubenhagen, S. 162.
- Vennigerholz, Beschreibung, Bd. 2, S. 17f. (mit Zeichnung des Turms am Ende des Bandes).
- Fahlbusch, Northeim, S. 74.
- Hueg, Stadtbefestigung, S. 27.
- Sparmann, Inschrift, S. 22 (nach Hueg).
- Kämmerer/Lufen, Landkreis Northeim, Südlicher Teil, S. 258 (wohl nach Hueg).
Zitierhinweis:
DI 96, Lkr. Northeim, Nr. 52† (Jörg H. Lampe, Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di096g017k0005209.
Kommentar
Der Steinkopie kommt die Qualität einer eigenständigen Überlieferung zu, durch die das letzte Wort, das Hueg nicht lesen konnte, entziffert werden kann.
Der Bau der äußeren Stadttore mit den runden Türmen („Zwinger“) wurde nötig, weil die Stadt spätestens 1431 begonnen hatte, vor der Stadtmauer zusätzlich einen Wall anzulegen.5)