Inschriftenkatalog: Landkreis Northeim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 96: Lkr. Northeim (2016)

Nr. 12(†) Lüthorst, St. Magnus 1315

Beschreibung

Zwei Glocken. Bronze. 1315 wurde ein Paar ungefähr gleichgroßer Glocken1) gegossen. Die Inschrift auf der ersten Glocke wurde auf der zweiten Glocke fortgesetzt. Die erste Glocke wurde 1723 durch einen Neuguss ersetzt, auf dem die um einen Zusatz erweiterte Inschrift I unterhalb der Schulter wieder angebracht wurde.2) Diese Glocke, die Mithoff überliefert, wurde 1871 erneut umgegossen, ihre Nachfolgerin 1942 eingeschmolzen.3) Auf der erhaltenen zweiten Glocke die erhaben gegossene, in die Mantelform vertiefte Inschrift II umlaufend unterhalb der Schulter zwischen zwei Doppelstegen. Die Krone ist mit Flechtbändern verziert.

Inschrift I nach Letzner u. Mithoff.

Maße: H.: 84 cm; Dm.: 100 cm; Bu.: 5 cm (II).

Schriftart(en): Gotische Majuskel (II).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Jörg Lampe) [1/2]

  1. I †

    ANNO DOMINI M CCC XVa) ISTAE CAMPANAE SUNT FUSAE IN HONOREMb)

  2. II

    + B(EA)TI · MAG(N)I · M(ARTY)RIS · I(N) DIE · FELICIS · ET · ADAVCTI4) · AM(E)N ·

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1315 wurden diese Glocken gegossen zur Ehre (I) des heiligen Märtyrers Magnus, am Tag Felix und Adauctus. Amen. (II)

Kommentar

Die Buchstaben von Inschrift II weichen nur wenig von der kapitalen Grundform ab. Die keilförmige Verbreiterung der Schaft-, Balken- und Bogenendungen ist sehr stark ausgeprägt. Bemerkenswert ist die Betonung der Mittellinie, die durch Nodi auf den Schäften und auf dem Bogen des D erreicht wird; die Mittelbalken liegen auf derselben Höhe, bis zu der auch der Mittelteil des M und der waagerecht endende Bogen des R herabreicht. Nur das unziale E weist einen bogenförmigen Abschlussstrich und Balkenverdoppelung in DIE auf. Variiert wird nur das A, das in ADAVCTI an erster Stelle als trapezförmiges A und außerdem als halbseitig (links) rundes A mit Zierhaken am rechten Schaftende erscheint; in MAG(N)I findet sich ein oben rundes A, ebenfalls mit Zierhaken oben rechts. G ist eingerollt.

Bemerkenswert ist der Guss eines Glockenpaares mit einer auf die Einzelstücke verteilten Inschrift. Stifter der Glocken waren Letzner zufolge die Brüder Otto und Albrecht von Leuthorst (Luthardessen), Söhne des Magnus von Leuthorst und einer Anna Rebock.5)

Textkritischer Apparat

  1. M CCC XV] Mithoff; M. CCCXVI Letzner.
  2. Nach HONOREM folgte auf dem Neuguss von 1723: VETUS INSCRIPTIO IN MINORI CONTINUATA: ‚die alte Inschrift setzt sich auf der kleineren [Glocke] fort‘; Mithoff.

Anmerkungen

  1. Letzner: zwo zimliche grosse Glocken; Dasselische Chronik, 6. Buch, fol. 11r.
  2. Vgl. Anm. b. Am Schlag befand sich die Stifterinschrift: SUMTIBUS PAROCHIANORUM PASTORE ADOLPHO LUDOVICO MARQUARD SECUNDA VICE FUSA HANNOVERAE [THOM]AS RIDEWEG ANNO 1723: ‚Auf Kosten der Gemeindeglieder wurde sie unter Pastor Adolf Ludwig Marquard zum zweiten Mal gegossen in Hannover. Thomas Riedeweg, im Jahr 1723‘; Mithoff, Kdm. Göttingen und Grubenhagen, S. 125f.
  3. Rohmeyer, Lüthorst, S. 197 u. 215.
  4. 30. August.
  5. Letzner, Dasselische Chronik, 6. Buch, fol. 11r.

Nachweise

  1. Letzner, Dasselische Chronik, 6. Buch, fol. 11r.
  2. Mithoff, Kdm. Göttingen und Grubenhagen, S. 125f.
  3. Rohmeyer, Lüthorst, S. 197f.

Zitierhinweis:
DI 96, Lkr. Northeim, Nr. 12(†) (Jörg H. Lampe, Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di096g017k0001201.