Inschriftenkatalog: Landkreis Luwigsburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 25: Lkr. Ludwigsburg (1986)

Nr. 24 Markgröningen, ev. Stadtkirche St. Bartholomäus Anf. 14. Jh. und 1325?

Beschreibung

Grabplatte des Alberus von Tam und seines Vaters oder seiner Mutter. Bis 1984 im südlichen Seitenschiff an der Westwand, 1859 dort im Boden. Neuaufstellung im Bereich der südlichen Seitenkapellen vorgesehen. Hochrechteckige Platte aus rotem Sandstein mit Umschrift (A) zwischen Linien; im Feld eingeritzt ein Lilienkreuz. In der rechten Hälfte des Mittelfeldes ist das Kreuz abgearbeitet und darüber eine Nachbestattungsinschrift (B) in zwei Zeilen eingehauen; diese verlaufen ohne Rücksicht auf das Kreuz parallel zur Längsleiste. Oberfläche bis zur Unkenntlichkeit abgetreten (Buchstabenverlust).

Maße: H. 190, B. 70, Bu. 4,5 (A) und 4–4,3 (B) cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel, bei B in erhabener Ausführung.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/11]

  1. A

    + AN[NO] · D(OMI)NI · M /CCC · [. . . . . . . . . . . . . . . . .] · CO[. . . . . . . .] · / OBIIT [. . . . . ./. . .  . . .] [EBE]RHARDI · DE · T[A]M [. . . . .] /

  2. B

    + ANNO · D(OMI)NI · M · CCC · X[.]V · VI · K(A)L(ENDAS) · [I]VNI · O(BIIT) · / ALBERVS · DE · TAM · FILIVS · [EIV]S /

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 13 . . (?) . . . . . . . . . . . . starb N. . . . . . . . . . . des Eberhard von Tamm. – Im Jahr des Herrn 1325 (oder 1345?) am 6. vor den Kalenden des Juni (?) – 26. Mai? – starb Alberus von Tamm, sein (oder ihr) Sohn.

Kommentar

Offensichtlich handelt es sich um einen Grabstein aus dem ersten Viertel des 14. Jahrhunderts, der etwa eine Generation später für den Sohn der verstorbenen Person ein zweites Mal verwendet wurde. Es ist nicht mehr mit Sicherheit zu entscheiden, ob es sich bei A um den Vater oder die Mutter handelte, denn vom Formular der Grabschrift her wäre die Ergänzung OBIIT N. [FILIVS] [EBE]RHARDI DE TAM ebenso möglich wie OBIIT N. [VXOR] [EBE]RHARDI. Der in B genannte Alberus von Tam ist wohl identisch mit jenem Albert von Tamm, Bürger zu Markgröningen, welcher eine Pfründe auf den Altar St. Johannis des Täufers in der Pfarrkirche zu Markgröningen gestiftet hatte, was 1349 Juli 24 nach dessen Tod beurkundet wurde.1 Die kaum mehr lesbare Jahreszahl scheint eher M.CCC.XLV als M.CCC.XXV gelautet zu haben, was zu dieser Pfründenstiftung passen würde.2 Freilich wird ein Alberus von Tamm auch in Zusammenhang mit einem Zehntanteil zu Tamm und mit einer Meßpfründe zu Markgröningen erwähnt, wobei betont ist, daß dieser Alberus 1340 bereits verstorben war.3 Von dem spärlich erhaltenen Urkundenmaterial her ist wahrscheinlich, daß es sich bei den Verstorbenen um Angehörige des Ortsadels aus der Ortschaft Tamm östlich von Markgröningen handelt. Ein Eberhard von Damme ist 1291, 1299 und 1300 erwähnt; er könnte also in Grabschrift A angesprochen sein.4

Soweit erkennbar, war A eine typische Majuskel des frühen 14. Jahrhunderts mit zahlreichen Kapitalis-Buchstaben wie A (mit kräftigem Deckstrich), E, T, M, offenem C und unzialem H. Die Nachbestattungsinschrift B verwendet unziale Formen nur als Ligatur in ANNO und bei E; die Hasten aller Buchstaben sind übermäßig breit geraten, was an der Technik der erhaben gearbeiteten Schrift liegen mag.

Anmerkungen

  1. WürttReg nrr. 8788, 8789 (1349 Juli 24). – Nach Heyd, Markgröningen 1829, 183, wurde der Altar Johannis des Täufers 1331 mit Laurentius, Georg, Sergius und Bacchus sowie Urban vereinigt.
  2. Für M.CCC.XXV spricht, daß die ältere Literatur – so zuerst in OABLudwigsburg 1859, 251 – ausnahmslos diese Jahreszahl gelesen hat.
  3. Zusammenstellung der Urkunden bei P. Sauer, Tamm, Geschichte einer Gemeinde. Ulm 1980, 25ff.
  4. Ebd.

Nachweise

  1. OABLudwigsburg 1859, 251.
  2. Paulus, Neckarkreis 353.
  3. Roemer, Markgröningen I 130, 135.
  4. Bartholomäuskirche Markgröningen. Kirchenführer, hrsg. 1957, 12.

Zitierhinweis:
DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 24 (Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0002407.