Inschriftenkatalog: Landkreis Luwigsburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 25: Lkr. Ludwigsburg (1986)

Nr. 607 Vaihingen a. d. Enz, ev. Stadtkirche U. L. Frauen 1621

Beschreibung

Glocke des Gießers Wolfgang Neidhart (III.). Schulterinschrift, darüber Fries von stehenden Palmetten und Knospen, darunter Ornamentband mit springendem Hirsch und Einhorn, unten Fries aus hängenden Akanthusblättern; glatter Kronenbügel von achteckigem Querschnitt.

Maße: H. 50, Dm. 56 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. DVRCH DAS FEVR FLOS ICH WOLFGANG NEIDHART IN STVDGART GOS MICH · 1621 ·

Kommentar

Die ältesten Glocken der Kirche sollen im Jahr 1418 gegossen sein; dem Stadtbrand von 1618 fielen fünf Glocken zum Opfer, deren Alter und Gestaltung nicht überliefert sind.1 Im Zuge des Wiederaufbaues der Kirche, der von Heinrich Schickhardt geleitet wurde, ist der damals in Stuttgart tätige Augsburger Glockengießer Wolfgang Neidhart (in Stuttgart nachweisbar 1617–21) beauftragt worden, aus dem geschmolzenen Material drei neue Glocken zu fertigen.2 Zusätzlich begehrte die Stadt, eine große Glocke aus Simmozheim (Lkr. Calw) im Ringtausch mit Nussdorf zu erlangen, was am Widerstand der Bevölkerung in diesen Orten scheiterte.3 Da die Glocken der Stadtkirche beim Brand 1693 abermals zerstört worden sind und 1698 durch ein Geläute des Lothringers Johannes Rosier (II) ersetzt wurden4, liegt es nahe, mit Feil anzunehmen, daß die vorliegende Glocke von der (1618 verschont gebliebenen) Peterskirche stammt und als einziges Stück eines größeren Auftrages an Neidhart erhalten blieb: Gestaltung und Wortlaut der Inschriften der verlorenen Glocken sind nicht überliefert.

Anmerkungen

  1. Ausführlicher Bericht über den Brand bei Andreae, Memorialia 217ff.; übersetzt und kommentiert bei Klemm, Erinnerungen 185ff.; vgl. nr. 590.
  2. Zur Person des Gießers vgl. Deutscher Glockenatlas Württemberg und Hohenzollern 68 (mit Literaturangaben).
  3. Vgl. Feil 228, 230 und Beilage 20; dort in Beilage 31 auch zum Schicksal der Vaihinger Glocken bis 1935.
  4. Deutscher Glockenatlas Württemberg und Hohenzollern nrr. 1844, 1845 und S. 91f.

Nachweise

  1. Feil, in: Beilage 31, S. 77 Anhang.
  2. Deutscher Glockenatlas Württemberg und Hohenzollern nr. 1843.

Zitierhinweis:
DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 607 (Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0060703.