Inschriftenkatalog: Landkreis Luwigsburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 25: Lkr. Ludwigsburg (1986)

Nr. 605 Münchingen (Stadt Korntal-Münchingen), ev. Pfarrkirche St. Johannes d. T. 1621

Beschreibung

Grabdenkmal der Anna von Münchingen geborene Megenzer von Felldorf. Im Chor, drittes Denkmal der Südwand. Aedikula aus grauem Sandstein. Bekrönung (vermutlich Vollwappen der Verstorbenen) fehlt; Gebälkzone zweigeteilt und von Pilastern mit kleinen Muschelnischen (ohne Statuetten) gerahmt; zwei Reliefs: Aufrichtung der ehernen Schlange und Agnus Dei mit Kreuzfahne; im Feld Figur der Verstorbenen betend vor dem Kruzifix (ausgebrochen) und auf Hund kniend, rechts oben Engelskopf; Rahmenpilaster mit achtfacher Ahnenprobe, der rechte mit seitlich angefügter Herme, die in Rollwerk gefaßt ist; in der Sockelzone verstümmelte Schriftkartusche, von geflügelten Putti gehalten (unten beschnitten). Zahlreiche Beschädigungen, Schrift dunkelrot nachgezogen.

Maße: H. 284 (wohl Teilmaß), B. 165, Bu. 2,5 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. Mitwochs den 7 Novemb(ris) A(nn)o. 1621 / ist in dem Herrn Seelig eingeschlaffen die wol Edle / vnd Recht Tugentsame Fraw Anna v(on) Münch/ingen geborne Megetzerin V(on) Veldorff deß auch / wol Edlen vnd Gestrengen Philips Christophen / von auch zue Münchingen vnd Hochdorff / Ehegeliebte Haußfraw Jhres allters 57 / Jahr · Gott wölle sie am Jüngsten / . . . . . . . . . . . . .a) /

               
Ahnenwappen mit Beischriften:
Minchingen Megetzer
Riepurg Anweil
Zobell First
Spet Neineck
Nippenburg Neineck
Freimersheim Klingenberg
VellBerg Bassen stein1)
Gissen Reichen v(on) reichestei

Anna war eine Tochter des Wildberger Obervogtes Wolf Dietrich Megenzer von Felldorf (gest. 1569) und der Agnes, Tochter des Hans Caspar von Anweil2, einer Schwester der ebenfalls in Münchingen mit einem Grabmal vertretenen Margaretha von Anweil.3 Anna war die zweite Gemahlin des Philipp Christoph von Münchingen.4 Ihr Grabstein ist ebenfalls erhalten.5 Die Zuschreibung an Jeremias Schwarz (gestorben 1621) und die Ansetzung gleichzeitig mit dem Grabmal der Geschwister von Münchingen, deren Stiefmutter Anna war, hält einer Prüfung nicht stand.6 Zwar entspricht das Entwurfsschema einem in der Schwarz-Werkstatt entwickelten Typus, die Ausführung aber ist von jüngerer Hand – von demselben Meister, der das Denkmal für Annas Gemahl Philipp Christoph (gest. 1631) schuf.7 Dieser „Meister mit den Engelsköpfen“, der sich von der „Werkstatt Leonberg II“ absetzt, belieferte das Gebiet östlich von Pforzheim, aber auch Orte im Bearbeitungsgebiet.8 Die Schrift ist in der Formgebung dynamischer als bei Schwarz; sie verwendet Schwellungen – bei langem s und f – und stärker gebrochene Formen bei den Versalien, welche reich mit Haarstrichen verziert sind und stehende Schleifen – z. B. bei H und Z – haben.

Textkritischer Apparat

  1. Vermutlich fortzusetzen … Tag mit Freuden erwecken oder ähnliche Schlußformel.

Anmerkungen

  1. Bosenstein bei Achern.
  2. Beider Grabmal in Tübingen, Stiftskirche; Demmler 1910, 152.
  3. Vgl. nr. 508.
  4. Vgl. nr. 647.
  5. Vgl. nr. 606.
  6. Vgl. nr. 513; Fleischhauer, Renaissance 1971, 359.
  7. Vgl. nr. 647.
  8. Zu den Werkstätten des 17. Jahrhunderts vgl. oben Einleitung S. XXXIX.

Nachweise

  1. OABLeonberg 1930, 934.
  2. A. Schahl, in: Heimatbuch Münchingen 1973, 267 und Abb.

Zitierhinweis:
DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 605 (Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0060507.