Inschriftenkatalog: Landkreis Luwigsburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 25: Lkr. Ludwigsburg (1986)

Nr. 586 Beihingen (Stadt Freiberg a. N.), ev. Pfarrkirche St. Amandus, Kirchhof 1618

Beschreibung

Grabmal des Johann Wolfgang Hitzler. An der südlichen Umfassungsmauer, graue Sandsteinplatte mit Rundgiebel. Die Platte trägt auf umlaufender Randleiste eine Inschrift (A), die auf dem Sockel zweizeilig fortläuft. Im Mittelfeld oben ein Wappen, flankiert von geflügelten Puttenköpfen, darunter Schriftblock in 15 Zeilen (B). Die Oberfläche des Steins ist durch Witterungseinfluß stark zerstört; der Text ist nicht mehr in allen Teilen ergänzbar, zumal auch der unbeschädigte Teil offensichtliche Steinmetzfehler zeigt.

Ergänzungen nach Dörner und Konjekturen nach philologischen Kriterien.1

Maße: H. 162, B. 94, Bu. 4 (A), 3 (B) cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. A

    [ANNO DOMINI 1618 DIE 18 OCTOBRIS] OBDORMIIT · REV(ERENDVS) · VIR · M(AGISTER) · IOH(ANN) · WOLFG(ANG) · HITZLER · PAST[OR] / [HVIVS ECCLES]IAE · PE[R ANNOS 11 / AE]TATIS · S[VAE] · / 50 · CONI(VX) ET · LIBERI · HOC · MONIMENTVM · POSVERVNT

  2. B

    QVI · [FVERIM QVI SIM QVI SIMQVE] FV[TVRVS . . .]ETO /   LECTO[R HOMO FVERAM SVM NIHIL . . . .] ERO / ME G[EN]VER[E · IOHANN · HITZLER · PRAEFEC]TVS · [IN VRBE  /   HEIDENHEIM]a) MÖRLINI[QVE] · SENIS · [FILIA CA]STA PIE · / PROECO · TER · OCTO · DEI DIV[INA FIDELI]TER ANNOS /    DIVERSIS · DOCVI · DOG[MATA RIT]E LOCIS · / CONIVGII · MIHI TRES SOCIAE [HE]RTZOGA · / SCHROPPI[A ET ADINA]b)    PIGNORA DE BINO TRIA DECEMQVE THORO · / VITA · LABOR · LVCTVS · [MVNDI LVDIBRIA MORBIc) /    MVLTI · MVLT[A PATI MVLTA VIDERE M]ALA / OMNIBVS EXE[MPTVS CVRIS NVNC HIC] REQV=/IESCO /    IVNCTVS · IN · [AETERNVM . . . . . .] · VALE.

Übersetzung:

Im Jahr 1618, den 27. Oktober ist entschlafen der ehrwürdige Herr, Magister Johann Wolfgang Hitzler, elf Jahre lang Pfarrer dieser Kirche, im Alter von 50 Jahren. Ehefrau und Kinder setzten ihm dies Denkmal. Wer ich war, wer ich bin und wer ich sein werde (willst du wissen), Leser: ich war ein Mann, ich bin nichts, ich werde (ein anderer) sein. Mich zeugten Johann Hitzler, Untervogt in Heidenheim und die Tochter des alten Mörlin in frommer, rechtschaffener Ehe. Dreimal acht Jahre lang lehrte ich treu an verschiedenen Orten recht die göttliche Lehre. Drei Frauen waren mir in der Ehe verbunden, die Hertzogin, die Schroppin und die Adin, dreizehn Kinder hatte ich aus zwei Ehen. Mein Leben war Mühsal, Trauer, Gespött der Welt, viel Sterben, viel Dulden, viel Übles sehen. Allen Sorgen entrückt, ruhe ich nun hier, mit euch verbunden in Ewigkeit. Lebt wohl.

Wappen:
Hitzler.

Kommentar

Die Inschrift ist in Distichen gefaßt. Die Übersetzung kann nur dem Sinn nach erfolgen, weil der Text teilweise fragmentarisch bleibt. Johann Wolfgang Hitzler wurde um 1568 in Heidenheim an der Brenz geboren2, war 1594 zweiter Klosterpräzeptor und seit 1595 Pfarrer in Alpirsbach, seit 1598 Pfarrer in Bissingen an der Enz. Nach Beihingen wurde er 1607 berufen.3 Der genannte Vater Johann Hitzler war seit 1551 Untervogt und Burgvogt zu Heidenheim, wo er 1582 verstorben ist.4 Von den erwähnten Ehefrauen ist das Todesjahr der ersten mit 1609 überliefert, Maria Jacoba Schropp starb 16135; die dritte Frau war Sabina Ade.6 Der Text ist mit der Betonung der Nichtigkeit des Irdischen ein frühes Zeugnis des beginnenden Barock.

Textkritischer Apparat

  1. Dörner ergänzt IN HEIDENHEIM. Das ist metrisch nicht haltbar; vermutlich blieb Heidenheim außerhalb des Metrums.
  2. Dörner hat hier ADIN; das Metrum verlangt jedoch ADINA, die Bildung entspricht dann auch dem der anderen Frauennamen.
  3. Das Original hat MORRI, Steinmetzfehler.

Anmerkungen

  1. Dörners Ergänzungen entsprechen nicht immer dem Metrum.
  2. Sigel 57, 6; hier das Geburtsjahr 1570, das aber dem auf dem Stein angegebenen Alter nicht entspricht.
  3. Ritz, Beihingen 107 hat (ohne Beleg) das Jahr 1608; Sigel 57, 6.
  4. Pfeilsticker 2216, 2384, 2394; Nekrologium Streun 113 nr. 125. – Vgl. auch nr. 669 mit gleichem Wappen.
  5. Dörner, Pfarrbeschreibung Beihingen 72.
  6. Ritz, Beihingen 333 (dort auch Nennung von Töchtern aus erster bzw. dritter Ehe).

Nachweise

  1. Dörner, Pfarrbeschreibung Beihingen 71f.

Zitierhinweis:
DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 586 (Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0058605.