Inschriftenkatalog: Landkreis Luwigsburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 25: Lkr. Ludwigsburg (1986)

Nr. 565† Vaihingen a. d. Enz, Peterskirche 1614

Beschreibung

Grabplatte des Johannes Ayhin d. J. Noch 1889 zwischen nr. 454 und nr. 461, den Grabsteinen seines Vaters und seiner (ersten?) Frau (?), an einer Außenwand der Kirche; verschollen. Platte mit Wappen und Umschrift.

Wortlaut nach Klemm und Frey.

  1. Anno Domini 1614. den 10.ten Julius starb der ehrnvösta) und wohl fürnem herr . . . . . . . . . . . . seines alters 57 Jahr dessen Seel Gott gnädig sei. Amen.

Wappen:
Ayhin

Kommentar

Nach dem noch erkennbaren Wappen und dem duch Andreae1 überlieferten Todesdatum ist das Denkmal schon von Klemm als das des Johannes Ayhin – wie sein Vater Deutschordenspfleger zu Vaihingen a. d. Enz – erkannt woren. Er wurde 1614 Juni 11 zusammen mit seinem Bruder Dr. Simon Ayhin (gest. 1637) in den Adelsstand erhoben.2 Sehr wahrscheinlich ist er personengleich mit jenem „Johannes Ayhin Pfleger zu Wiernsheim“, der auf dem Grabstein der Agnes Winckler (gest. 1596) als Ehemann genannt ist.3 Vermutlich war er zweimal verheiratet, denn eine Witwe Anna Maria eines Hans bzw. Johannes Ayhin ist nach 1614 mehrfach erwähnt, zuletzt 1629.4 Nach Andreae war sie eine geborene Thill(ius).

Durch Andreae ist der Verstorbene mit der Ausmalung der Vaihinger Stadtkirche verbunden, denn sein Sohn Johann Konrad Ayhin5 und sein Schwiegersohn und Nachfolger im Amt des Deutschordenspflegers, Johann Jacob Engelhardt d. J.6, ließen zu seinem Andenken die Kirche mit einem umfassenden Wandgemäldezyklus ausschmücken. Der ausführende Maler war Conrad Rotenburger aus Bietigheim, von dem sich ein gemaltes Epitaph von 1611 in Besigheim erhalten hat.7 Der Entwurf des ungewöhnlich umfangreichen Bildprogramms stammte von dem seit 1614 in Vaihingen als Diaconus tätigen Johann Valentin Andreae (1586–1654); von diesem stammt auch die ausführliche Beschreibung des Zyklus.8

Aus Andreaes Angaben ist zu schließen, daß die Ausschmückung noch nicht ganz vollendet war, als sie der zweite große Stadtbrand von 1618 vollständig vernichtete.9 Leider überliefert Andreae keine der mit Sicherheit zahlreichen erklärenden Beischriften, wohl aber die Namen einer Reihe von Stiftern aus der Bürgerschaft für einzelne Wandfelder, darunter Anna Maria Thill, die Witwe des Johannes Ayhin.10

Textkritischer Apparat

  1. Bei Frey, dessen Lesungen meist nicht zuverlässig sind, hier Ehrn Wört.

Anmerkungen

  1. Andreae, Memorialia 253.
  2. Bernhardt I 139.
  3. Vgl. nr. 461. – Vermutlich war Johannes 1583 und 1588–1591 ebenfalls Geistlicher Verwalter und Klosterhofmeister zu Lauffen; vgl. Pfeilsticker 2523.
  4. Pfeilsticker 1407, 1438, 1608.
  5. Nachweisbar als Bürger zu Vaihingen 1615 und als Provisoner von Haus aus 1626 und 1628; Pfeilsticker 1598.
  6. Seinen verwandtschaftlichen Beziehungen zu den Engelhardt von Leonberg kann hier nicht nachgegangen werden; vgl. nrr. 355, 509. Ihm widmete Andreae den Bericht über den zweiten Stadtbrand von 1618.
  7. Vgl. nr. 549. Dort die wenigen bekannten Daten zu seiner Person.
  8. Zu Andreae vgl. NDB 1, 277f.; ferner F. Fritz, in: BllWürttKirchengeschichte 32 (1928) 40ff.; P. Lahnstein, in: Schriftenreihe der Stadt Vaihingen a. d. Enz 3 (1983) 45ff.
  9. Memorialia 253ff. Identisch mit dem Text in: Vita ab ipso conscripta, ed. F. H. Rheinwald. Berlin 1849, 69–71. – Auswertung und Würdigung des Programms bei Lieske, Protestantische Frömmigkeit 1973, 53–59.
  10. Vgl. auch Margarita Schmid, Witwe des Christoph Machtolff; siehe nr. 562.

Nachweise

  1. Klemm, Erinnerungen 1872, Nr. 3, S. 9 nr. 26.
  2. Klemm, Grabschriften 1874, Nr. 14, S. 54 nr. 130.
  3. I. M. Frey, Klageschrift 1889, Landeskirchl. Archiv Stuttgart 4878/3b – III, 7b.

Zitierhinweis:
DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 565† (Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0056503.