Inschriftenkatalog: Landkreis Luwigsburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 25: Lkr. Ludwigsburg (1986)

Nr. 562† Nussdorf (Gem. Eberdingen), Schloß vor 1614?

Beschreibung

Grabdenkmal eines männlichen Gliedes der Familie Machtolff, vielleicht Johannes oder Christoph Machtolff. Ursprünglich außen an der Peterskirche zu Vaihingen a. d. Enz; durch Kauf Ende 19. Jahrhundert für den Bereich des „Kreuzgangs“ im Nussdorfer Schloßpark erworben, zuletzt provisorisch vor dem nördlichen Flügel an die Außenwand gelehnt1; verschollen. Hochrechteckige Platte aus Sandstein mit der stehenden Figur eines Mannes vor flacher Nische; in Kopfhöhe links Vollwappen, rechts kleine Inschrifttafel; Bekrönung und Sockel fehlen. Oberfläche bestoßen, rechte Hand abgeschlagen.

Maße: H. ca. 170, B. ca. 100 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. ICH WEIS DAS MEIN / ERLÖSER LEBT · VND / ER WIRDT MICH HER/ NACHER AVS DER / ERDE(N) AVFFERWECKE(N) / [HIOB] XIX ·2) /

Wappen:
Machtolff

Kommentar

Das Denkmal hatte ursprünglich ein Gegenstück in einem gleichartig gestalteten Grabmal eines Gliedes derselben Familie3. Beide standen nebeneinander und waren um 1874 bereits ohne Grabschrift. Eine Identifizierung ist schwierig, zumal zu Beginn des 17. Jahrhunderts mehrere Machtolff in Vaihingen nachweisbar sind. Andreae4 nennt vor dem Stadtbrand von 1617 einen Johannes M. „verstorben“, einen Christoph M. „kürzlich verstorben“, beide waren Angehörige der Ehrbarkeit und Besitzer von Häusern. Christophs Witwe Margarita Schmid wird unter den Stiftern von Wandgemälden für die Stadtkirche genannt. Vermutlich handelt es sich also um diese beiden Personen bei den zwei Machtolff-Grabmälern.

Jedenfalls würde eine zeitliche Ansetzung des vorliegenden Denkmals um etwa 1610 überzeugen. Nächstverwandt sind Denkmäler für Vertreter städtischer Ehrbarkeit in Leonberg und Merklingen (beide Lkr. Böblingen)5, welche in der Werkstatt des Jeremias Schwarz von Leonberg entstanden.6

Anmerkungen

  1. Nachweisbar durch eine bald nach Kriegsende entstandene Photographie im Besitz des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg in Stuttgart. Für die Erlaubnis zur Veröffentlichung sei herzlich gedankt.
  2. Hiob 19, 25–26.
  3. Vgl. die folgende nr. 563.
  4. Klemm, Erinnerungen 1871, Nr. 47, S. 187 und 190.
  5. Zu dieser Werkstatt vgl. oben Einleitung S. XXXIX.
  6. Johannes Machtolff war mit Klara Aichmann, Tochter des Leonberger Vogts und Kellers Hans Aichmann (gest. 1578) und Witwe des Gall von Sachsenheim (gest. vor 1597), verheiratet; auch hier ist die Wahl des Leonberger Bildhauers also durch die verwandtschaftlichen Beziehungen erklärbar.

Nachweise

  1. Klemm, Grabschriften 1874, Nr. 14, S. 54 nr. 131.
  2. I. M. Frey, Klageschrift 1889, Stuttgart, Landeskirchl. Archiv Hs 4878, 3b–III, 7b.

Zitierhinweis:
DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 562† (Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0056209.