Inschriftenkatalog: Landkreis Luwigsburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 25: Lkr. Ludwigsburg (1986)

Nr. 549 Besigheim, ev. Stadtkirche St. Cyriakus 1611

Beschreibung

Epitaph der Familie des Matthias Henßler und seiner Frau Anna geborene Kautz. Im Langhaus an der Nordwand. Große, aus Holz gezimmerte Aedikula, farbig gefaßt. Im Giebelfeld Spruch (A), in der Gebälkzone Spruch (B); im Feld Gemälde mit Darstellung des bekannten Cranach-Themas „Der Mensch zwischen Gesetz und Evangelium“ in der Gestalt eines nackten Mannes zwischen Moses und Christus, im Hintergrund Szenen der Heilsgeschichte wie der Sündenfall, die Kreuzigung, die Auferstehung Christi; rechts unten im Bild Signatur des Malers (C). Unter dem Hauptbild Bildfeld von geringer Höhe: das Innere einer Kirche mit Kruzifix, davor zu beiden Seiten kniende Familie, die einzelnen Personen mit Beischriften auf Spruchbändern (D); in der Sockelzone Grabschrift (E). Gut erhalten bis auf die in Gold auf schwarzem Grund aufgemalte Grabschrift E, die Fehlstellen aufweist; A und B in Schwarz auf weißem Grund mit roten Versalien; C und D in Schwarz auf weißem Grund.

Maße: H. ca. 300, B. ca. 155, Bu. ca. 3 (A, B), ca. 2 (E) cm.

Schriftart(en): Fraktur.

  1. A

    ROM: 71) / Ich Elender Mensch / Wer Will Mich Erlösen von dem Leib / Dises Todts . 1. Cor. 152) . Gott aber sey / gedanckt Der vnß den Sig gibt, / Durch Jesum Christum vnsern Herrn /

  2. B

    Gleich Wie Durch Eines Mensche(n) vngehorsa(m) viel Sinder worde(n) sind / Also auch durch eines gehorsam werden vill Gerechten · RO(M): 503) /

  3. C

    Conrad Rotenburger Pinxit 1611 /

  4. D

    (links vom Kruzifix) Der Vatter Mathias / 
     Johannes Vlricus / 
     Mathias / 
     Jeremias / 
      
    (rechts vom Kruzifix) Vrsula . / 
     Vrsula / 
     Anna . / 
     Juliana . / 
     Die Muotter Anna . / 
  5. E

    Anno 1604 · Den 25 · Feb(ruar) · Starb der Ernhafft / vnd vornem [. . . . . . . . . . . . . . . . . .]er Stifft / Schaffner Vnd des Rahts [. . . . .] Bessighaim dem / Gott gnadig sein welle . /

Kommentar

Es handelt sich um die Familie des markgräflich badischen Stiftsschaffners zu Besigheim Matthias Henßler und dessen Frau Anna, Tochter des 1573 verstorbenen Melchior Kautz ebd.4 Das Epitaph entstand sieben Jahre nach dem Tod des Matthias, was durch die Signatur verbürgt ist.

Das Bildtheam des Epitaphs ist ein interessanter Beitrag zur spezifisch lutherischen Bild-Theologie nachreformatorischer Zeit.5 Der Maler war Conrad Rotenburger zu Bietigheim (1589–1633), Flachmaler und Feldmesser.6

Anmerkungen

  1. Röm. 7, 24.
  2. 1. Kor. 15, 57.
  3. Röm. 5, 19.
  4. Pfeilsticker 3031; zu den hier dargestellten Söhnen Hans Ulrich und Jeremias vgl. ebd. 1420, 3488. – Breining bezieht das Epitaph auf Veit Henßler, Stadtschreiber zu Besigheim 1560–1576, obgleich die Vornamen eindeutig in D belegt sind; vgl. E. Breining, Alt-Besigheim in guten und bösen Tagen. Besigheim 1903, 216; Pfeilsticker 2194.
  5. Zur Interpretation dieser Bildschöpfung der Cranach-Werkstatt und zu ihrer Verbreitung vgl. Kat. d. Ausst.: Martin Luther und die Reformation in Deutschland. Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum 1983, nrr. 474, 538.
  6. Zu dessen Biographie und Tätigkeit vgl. oben Einleitung S. XXXVII.

Zitierhinweis:
DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 549 (Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0054903.