Inschriftenkatalog: Landkreis Luwigsburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 25: Lkr. Ludwigsburg (1986)

Nr. 536 Hemmingen, ev. Pfarrkirche St. Laurentius 1609

Beschreibung

Grabdenkmal des Wilhelm von Nippenburg und der Maria geborene von Flehingen. Im Chor, viertes Denkmal der Nordseite. Große Doppel-Aedikula aus hellgrauem Sandstein mit Resten farbiger Fassung. Als Bekrönung Ovalmedaillon mit Rollwerkrahmung und Relief mit Himmelfahrt des Elia und Szenen zur Geschichte des Elisa1; zu beiden Seiten Wappen-Kartusche. In der Gebälkzone zwei Inschrift-Kartuschen, von Putti gehalten. Die Figuren der Verstorbenen stehen vor spitzbogigen Flachnischen, der Ritter mit Löwe und Helm zu Füßen, die Frau mit Haube und Schleier; auf den Rahmenpilastern jeweils achtfache Ahnenprobe mit Beischriften auf geschweiften Täfelchen. In der Sockelzone Rollwerk mit darin gefangenen Figuren, zwischen Engelsköpfchen (zwei fehlen). Schriftgrund schwarz gefaßt, am Rand Reste von Goldfarbe; Spuren farbiger Fassung auch an den Figuren und Wappen.

Maße: H. 367, B. 252, Bu. 3 und 1,5–2 cm.

Schriftart(en): Fraktur, erhaben; Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. Nach Christi geburtt . Anno . 1609 . den . j . Junij . starb der / wohl Edle vnd Gestrenge . Wilhelm von auch zu Nüppe(n)burg / Hemingen vnd Schwieberttingen . deß Hörtzogtumbs Würt=/temberg Erbschenckh . seines alters . 56 . Jar . dem der All=/mechtig ein fröliche vfferstehung verleyhen Welle. / Anno . 16 ⟨ ⟩ . den . ⟨  ⟩ . starb die auch / Wohl Edle Ehrn vnd Tugentreich Fraw Maria / von Nüppenburg gebore(n) von Flehingen sein eheliche / haußfraw . ires alters im . ⟨ ⟩ . jar . deren Gott gnad . /

 
Wappen:
Nippenburg (geviert) Flehingen
       
Wappen mit Beischriften:
NIPPENBVRG NIPPENBVRG FLEHINGEN GÖLER
NEIDECK CRONBERG EYLER VON DIEBERG4) LIEBENSTEI(N)
SPETT REIFFE(N)BERG2) DALEN ·6) RAMSTETT5)
SPETT3) BACH. LANDECK ELTERSHOFE(N)
Kommentar Wilhelm von Nippenburg, württembergischer Erbschenk und Vasall von Haus aus, wurde 1604 mit dem Nippenburger Anteil an Hemmingen belehnt.7 Er brachte die Umgestaltung der Hemminger Pfarrkirche durch den Bau der Vorhalle zum Abschluß.8 Aus seiner 1587 mit Maria von Flehingen geschlossenen Ehe ging nur eine Tochter namens Anna Benedicta hervor9; deshalb fiel das Hemminger Lehen nach Wilhelms Tod an die katholische Linie der Nippenburg zu Grundsheim (Alb-Donau-Kreis).10 Maria, Tochter des Ludwig Wolf von Flehingen (gest. 1600) und der Anna Göler von Ravensburg (gest. 1572)11, veranlaßte die Stiftung eines Stipendiums (1603, bestätigt 1625), wobei den Kindern des Hemminger Pfarrers Johannes Wild d. J. ein Vorzug eingeräumt wurde.12 Maria starb 1631 März 26. Da ihre Todesdaten auf dem Denkmal nicht eingetragen sind, ist an eine Aufstellung vor diesem Jahr, aber nach Wilhelms Tod 1609 zu denken. Das Denkmal zählt zu den ausgesprochenen Prunk-Grabmälern im Spätwerk des Jeremias Schwarz (gest. 1621); hierzu gehören das doppelstöckige Denkmal der Sickingen in Sickingen13 und das Doppeldenkmal der Gebrüder von Plieningen in Kleinbottwar14; ersteres ebenfalls mit der im Werk Schwarzens extrem seltenen erhaben ausgehauenen Fraktur. Wie dort war auch hier wahrscheinlich eine Vergoldung der Buchstaben auf schwarzem Grund (Schiefer-Imitation) vorhanden.

Anmerkungen

  1. Nach 2. Kön. 2, 9–12; typologische Entsprechung zur Himmelfahrt Christi.
  2. Korrekt wäre hier das Wappen Schellenberg; vgl. Stammtafel Nippenburg.
  3. Hier müßte das Wappen Rietheim stehen; vgl. ebd.
  4. Ulner von Dieburg.
  5. Falsch für Ramstein.
  6. Talheim.
  7. Vgl. Pfeilsticker 1504, 1558; ferner Rau, Nippenburg 16f. – Für Wilhelm ist auch eine Grabplatte erhalten; vgl. nr. 537. Ferner ist Wilhelm auf den Denkmälern für die Familie seines Vaters Friedrich von Nippenburg (vgl. nrr. 428, 496) als kniender Ritter dargestellt.
  8. Vgl. nr. 489.
  9. Sie heiratete 1611 Johann Heinrich von Stockheim (gest. 1647) und starb 1630; vgl. Alberti II 775; Möller AF. II Taf. 81; vgl. auch nr. 589.
  10. Vgl. dazu Rau, Nippenburg 17, 35ff.
  11. Vgl. DI. XX (Karlsruhe) nrr. 255, 256.
  12. OABLeonberg 1930, 834 Anm. 41.
  13. Vgl. DI. XX (Karlsruhe) nr. 352.
  14. Vgl. nr. 477. – Siehe auch oben Einleitung S. XXXIX und Fleischhauer, Renaissance 1971, 359.

Nachweise

  1. OABLeonberg 1852, 158.
  2. Paulus, Neckarkreis 292.
  3. OABLeonberg 1930, 817.

Zitierhinweis:
DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 536 (Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0053600.