Inschriftenkatalog: Landkreis Luwigsburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 25: Lkr. Ludwigsburg (1986)

Nr. 520 Aldingen (Gem. Remseck a. N.), ev. Pfarrkirche St. Margaretha vor 1607

Beschreibung

Grabdenkmal des Reinhart von Kaltental. Innen an der Nordwand des Chores neben dem seiner Ehefrau Anna Maria Nothaft.1 Grauer Sandstein. Die Figur des Verstorbenen steht lebensgroß und fast vollplastisch auf einem rechteckigen Sockel, bekleidet mit Prunkharnisch (ehemals farbig gefaßt), von einem Löwen begleitet. Der Hintergrund ist durch eine schmale Sandsteinplatte angedeutet, die von einer Rollwerkkartusche bekrönt wird. In der Kartusche 6zeilige Inschrift (A), die sich mit zwei Buchstaben auf der Platte fortsetzt.2 In Schulterhöhe des Verstorbenen und auf dem Sockel jeweils zwei farbig gefaßte Wappen; das rechte Sockelwappen abgeschlagen, mit Beischriften (B).

Maße: H. 267, B. 83, Bu. 2 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. A

    AN(N)O / DO(MI)NI / 1580 [D]EN 6 MAI STARB / DER EDEL VND GESTRENG / RENHART VON KALTEN/THAL ZV ALDINGEN DEM  // G(OTT) G(NAD)

  2. B

    KALTENTAL SACHSE[NHEIM] 
    ELLERBACH [SACHSENHEIM] 

Kommentar

Der Verstorbene war ein Sohn des Georg von Kaltental zu Aldingen und der Barbara von Sachsenheim.3 Die Wappen beziehen sich auf die Großeltern Georg von Kaltental und Walburg von Ellerbach, sowie Reinhart von Sachsenheim und Margarete von (Alt)Sachsenheim.4 Im Aldinger Totenbuch wird Reinhart als ‚verus patriae pater’ bezeichnet; er war württembergischer Vasall und Mitinhaber der Ortsherrschaft Aldingen seit 1555.5 Im Jahr 1568 führte er gemeinsam mit seinem Bruder Heinrich unter württembergischem Druck die Reformation ein, während der dritte Mitinhaber der Ortsherrschaft, Philipp Wolf von Kaltental, katholisch blieb. Den Dorfbewohnern blieb daher die Wahl des Bekenntnisses freigestellt, die Kirche wurde simultan genutzt; erst 1650 hörte der katholische Gottesdienst auf, weil angeblich die Zahl der Altgläubigen auf fünf gesunken war.6 – Reinharts Grabdenkmal kann nicht unmittelbar nach seinem Tode entstanden sein; es korrespondiert mit dem Grabdenkmal der 1607 verstorbenen Ehefrau. Sie ließ vermutlich einige Jahre vor ihrem Tode das Denkmal des Ehegatten ausführen und vereinbarte zu ihren Lebzeiten noch ein Gegenstück zu ihrem eigenen Gedächtnis. Die ungewöhnlich lebensnahe Ausführung der Plastiken und die individuelle Ausprägung der Gesichter haben im Bearbeitungsgebiet keine Parallele; der Bildhauer wird in der Umgebung des Jakob Müller von Heilbronn gesucht.7

Anmerkungen

  1. Vgl. nr. 523.
  2. Die zwei Buchstaben G G haben zu falscher Ausdeutung als Meistersignatur geführt: Fleischhauer, Renaissance 362.
  3. Vgl. nr. 257.
  4. Vgl. nrr. 238, 260 sowie Stammtafel Kaltental und Sachsenheim.
  5. Pfeilsticker 1517.
  6. W. Hagen, Die Reformation in Aldingen, in: HgW 1 (1950) 78ff. – Crusius, Annales Suevici III 811; vgl. auch nr. 496.
  7. Fleischhauer, Renaissance 362; ders., Plastik Ludwigsburg, in: LudwigsburgerGbll 20 (1968) 175. – Zur Grabplatte Reinharts nr. 378.

Nachweise

  1. OABLudwigsburg 1859, 158.
  2. G. F. Müller, Aldingen 30.
  3. Hopff, Stuttgart HStA A 155 Bü. 64 (1701).

Zitierhinweis:
DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 520 (Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0052005.