Inschriftenkatalog: Landkreis Luwigsburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 25: Lkr. Ludwigsburg (1986)

Nr. 518 Mundelsheim, ev. Pfarrkirche St. Nikolaus 1606

Beschreibung

Wandepitaph des Caspar Braunmüller und seiner Familie. An der Südwand des Langhauses. Ölfarbe auf Fichtenholz. Aedikularahmung. Auf dem Deckbalken eine 4zeilige Inschrift (A). Im Rahmen oben ein Gemälde mit Darstellung der Auferstehung, unten in querrechteckiger Tafel die Stifterfamilie vor dem Kruzifix; zu Füßen der vier Ehefrauen ihre Wappenschilde, über den Köpfen der Kinder Schriftbänder mit Namen (B), bei den zwei Söhnen jeweils die Wappen ihrer Mütter. Über dem Kopf des Vaters Schriftband (C); Kreuz mit Titulus · INRI · In der Sockelzone 5spaltige Inschrift (D), unter dem Sockel Tafel mit 5zeiliger Inschrift (E). Im Rundgiebel fünf Wappen. Das Epitaph hing bis 1934 in der Kilianskirche.1 In neuerer Zeit restauriert.

Maße: H. 215, B. 133, Bu. 1,5 (B, C, D), 2,5 (A), 3 (E) cm.

Schriftart(en): Fraktur.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/3]

  1. A

    Ich hab einen guten kampf gekempfet. Ich hab den lauff vollendet. Ich hab glauben gehaltten. / Hinfort ist mir beigelegt, die Cron der gerechtigkeit, welche mir der Herr an Ienem tage, / der gerechte Richter geben wirt. Nicht mir aber allein, Sonder auch allen die / seine erscheinung lieb haben. In der 2. an Thimo(theus) am 4. Cap(itel).2)

  2. B

    Simon. / Caspar. / Appolonia.

  3. C

    Ich hoff auf Gott. [. . . .] noth / Vnd bau im still. nach seinem / will.

  4. D

    Anno Domini . 1606 . vff Freittag / den 18 Aprilis . ist in gott seelig Ent=/schlaffen der Ehrwürdig vnd Wolgelehrt, / M(agister) Caspar Braunmüller, Pfarherr vnd / bei hie voriger Marggräfsch(er) herrschafft / geweßner Special Superintendenz Zu / Mundelßhaim. im 86 Iar seines altters, / vnd 53 Jar seines predigambts, dem gott gnada) .//Anno Domini . 1556 . den 18 Fe=/bruary, ist in Christo seelig entschlaff=/en, die Tugentsam Fraw Magdale=/na Spindlerin von Bu[ch], M(agister) Casp(ar) / Bravn(müllers) Erste ehliche hausfraw / mit derer er gezilt ein Sohn Si=/mon, derer gott gnad . Amen . //Anno Domini · 1585 · den 12 Au=/gusti, ist in gott seelig verschieden · / die Erbar vnd Tugentsam Fraw / Regina Hessin, von Gundelfinge(n) / M(agister) Ca(spar) Br(aunmüllers) Andre ehliche hausfraw / mit derer er gezilt ein Dochter / Appolonia, der gott gnedig sey, Amen.b)Anno Domini · 1590 · den 18 Decem=/bris, ist in Christo seelig Ent=/schlaffen, die Tugentsam Fraw / Barbara Holtzlerin von Bautz/en M(agister) Caspar Braunmüllers, / dritte ehliche Hausfraw, der / gott gnedig sein wölle, Amen //Anno Domini · 16⟨. .⟩ den ⟨. . / . . . .⟩ ist in Christo seelig [Ent=/schlaffen,] die Erbar vnd Tugentsam / Fraw Elisabetha Kürnerin, von / Gundelfingen, M(agister) C(aspar) B(raunmüllers) viertte ehliche / hausfraw, mit derer er gezilt ein Sohn / Caspar.

  5. E

    Gedenckhet an ewere Lehrer die euch daß / wort Gottes gesagt haben, welcher ende / schawet an, vnd volget Irem glauben nach. / an die Hebre(er) am 13. Cap(itel) /3) · 1606 ·

Wappen:
Wappen im Giebelfeld: Spindler (Monogramm M S), Heß, Braunmüller (Monogramm M C B), Kürner, Holtzler (Monogramm B H)
Wappen im Bildfeld: Spindler, Kürner, Kürner, Holtzler, Heß, Spindler.

Kommentar

Caspar Braunmüller war gebürtiger Ulmer (geb. 1520 / 21) und war zunächst Pfarrer in Türkheim (1554), dann Münsterprediger und Diakon in Ulm (1554), später Stadtpfarrer in Geislingen an der Steige (1558–72)4 und Prediger in Giengen an der Brenz (Lkr. Heidenheim). 1578 kam er als Stadtpfarrer und Spezialsuperintendent in das damals noch badische Besigheim; 1585 ließ er sich nach Mundelsheim versetzen. Ob er bereits damals die Superintendenz aufgab oder erst beim Übergang von Besigheim nach Mundelsheim an Württemberg (1595), ist nicht bekannt. Die Mundelsheimer Pfarrstelle versah er bis zum Alter von 84 Jahren.5 Seine Ehefrauen scheinen alle aus der Ulmer Gegend gebürtig zu sein.6 Auftraggeberin des Epitaphs ist die vierte Ehefrau Elisabeth Kürner, die ihn überlebte.

Textkritischer Apparat

  1. Die letzten 3 Worte kleiner.
  2. Das letzte Wort in kleinerer Schrift.

Anmerkungen

  1. Vgl. Romig-Wolff, Mundelsheim 22.
  2. 2. Tim. 4, 8–9.
  3. Hebr. 13, 7.
  4. Der Amtsantritt erfolgte relativ spät – im Alter von 33 Jahren –, ohne daß dafür Gründe genannt werden können.
  5. Sigel 98, 4. – Nekrologium Streun, in: SwdtBllFamilien- u. Wappenkunde 11 (1960) 110 Nr. 36.
  6. Buch (Gem. Illerkirchberg, Alb-Donau-Kreis); Gundelfingen (Lkr. Dillingen); Bautzen als Herkunftsort der Barbara Holtzler ist wohl zu lesen als Balzheim (Alb-Donau-Kreis); vielleicht wurde die Ortsangabe bei der Restaurierung verfälscht und lautete ursprünglich Balltzen.

Nachweise

  1. Romig-Wolff, Mundelsheim 22.

Zitierhinweis:
DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 518 (Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0051802.