Inschriftenkatalog: Landkreis Luwigsburg
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 25: Lkr. Ludwigsburg (1986)
Nr. 508 Münchingen (Stadt Korntal-Münchingen), ev. Pfarrkirche St. Johannes d. T. 1603
Beschreibung
Grabdenkmal der Margaretha von Anweil. Im Chor, viertes Denkmal der Südwand. Aedikula aus hellgrauem Sandstein. Anstelle eines Giebels Doppel-Aedikula mit den Reliefs der Auferstehung und Himmelfahrt Christi; in der Gebälkzone Grabschrift (A); im Feld die Figur der Verstorbenen vor dem Kruzifix kniend (dieses ist ausgebrochen), zu Häupten Spruchband (B), am Kreuzfuß Vollwappen; Rahmenpilaster mit jeweils achtfacher Ahnenprobe; in der Sockelzone Spruch (C). Geringe Stoßschäden (bei C Schriftverlust), Buchstaben dunkelrot nachgezogen.
Maße: H. 180, B. 126, Bu. 1,5 (A), 1,7 (B), 2,5 (C) cm.
Schriftart(en): Fraktur.
- A
Anno Domini . 1603 . den . 15 . tag Septembris morgens vmb . 3 . vhr . Jst in / Christo seeliglich entschlaffen die Edel vnd Tugentsam Jungfraw Mar=/ garetha von Anweil . Jhres allters . 55 . Jahr . Weiland deß Edlen vnd / Vesten Hannß Caspars von Anweil . Fürst(lich) Württembergischer Raht / vnd Obervogt zu Tübingen . vnd fraw katharina geborn von Neineckh / beeder eheliche tochter . deren der Almächtig Gott an seinem großen tag ein / fröliche vfferstehung verleihen wölle Amem. /
- B
Jn deine hände befehl ich meinen Geist / du hast mich erlöst herr du trewer / Gott psa(lm) 311) /
- C
Jch lige vnd schlaffe ganz mit Frieden / denn allein du Herr hilfst mir daß / Jch sicher wohne [. . . . . . . . .]2) /
Anmerkungen
- Ps. 31, 6.
- P. 4, 9.
- Weiler im Allgäu.
- Hack von Hoheneck.
- Beider Grabmal in Tübingen, Stiftskirche (nach Crusius III 756 mit falschem Todesdatum 1575 irrtümlich in die Stuttgarter Stiftskirche verlegt). – Die Angaben bei Kindler von Knobloch I 15f. zur Genealogie lassen sich nach den hier vorliegenden Ahnenwappen berichtigen: die Eltern Hans Caspars waren Friedrich Jacob (gest. 1532) und Anna von Klingenberg (gest. 1548).
- Siehe Stammtafel Münchingen und vgl. nrr. 605, 606, 647. – Agnes von Anweil (gest. 1614), Gemahlin des Wolf Dietrich Megenzer, war eine Schwester der Margaretha.
- Vgl. Stammtafel Münchingen.
- Vgl. nr. 433.
- Vg. nr. 513.
Nachweise
- OABLeonberg 1930, 934.
- Fleischhauer, Renaissance 359.
- A. Schahl, in: Heimatbuch Münchingen 1973, 266f. u. Abb.
Zitierhinweis:
DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 508 (Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0050805.
Kommentar
Anweil
Die Verstorbene war eine Tochter des Tübinger Obervogts Hans Caspar von Anweil (gest. 1562) und seiner zweiten Gemahlin Katharina geborene von Neuneck (gest. 1563).5 Ihre Beziehung zu Münchingen ergibt sich aus ihrer Verwandtschaft zu Anna Megenzer von Felldorf (gest. 1621), ihrer Nichte, der zweiten Gemahlin des Philipp Christoph von Münchingen (gest. 1631).6 Dessen Schwester Maria Felicitas war außerdem mit einem Anweil verheiratet, mit Johann Wolfgang (gest. 1613).7 Das Denkmal nimmt das Schema des Grabmals für Anna Maria von Münchingen von 15918 wieder auf, zeigt aber in der Beschlagwerk-Dekoration und der Anbringung der Reliefs in einem weiteren, aufgesetzten Geschoß typische Züge des nach 1600 entstandenen Spätwerks von Jeremias Schwarz von Leonberg. Nächstverwandt – auch hinsichtlich der Ausbildung der Schrift – ist das Denkmal der Geschwister Philipp und Ursula von Münchingen (um 1605).9