Inschriftenkatalog: Landkreis Luwigsburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 25: Lkr. Ludwigsburg (1986)

Nr. 500 Markgröningen, Friedhof um 1600

Beschreibung

Fragment eines Grabdenkmals für den Bürgermeister Burkhart Vimpelin d. J. (?), bis 1847 im Chor der Stadtkirche, jetzt provisorisch an der nördlichen Umfassungsmauer abgestellt. Gelber Sandstein; oberer Teil abgeschlagen, bis zur Unkenntlichkeit verwittert; ehemals vermutlich hochrechteckige Platte mit Umschrift zwischen Linien; im Feld kniet der Verstorbene – nach rechts gewandt – vor kleinem Kruzifix, an dessen Fuß Wappen mit Helm und Helmzier, darüber Rest einer Kartusche mit profilierter Rahmung.

Maße: H. (Teilmaß) 117, B. 99, Bu. 3,3 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. [. . . .] T VND FVRNEM B. . . . . . . ./

Wappen:
Vimpelin (Helmzier erhalten: steigender Löwe mit Stab)

Kommentar

Nachdem seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts die Volland die erste Stelle unter den ehrbaren Geschlechtern der Stadt Markgröningen eingenommen hatten, rückten in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts die Vimpelin an ihre Stelle. Sie waren ursprünglich Metzger und stellten mehrere Bürgermeister und Ratsverwandte bis ins 17. Jahrhundert hinein. Nach Roemer1 befanden sich mindestens drei „schöne“ Grabmäler dieser Familie 1930 auf dem Friedhof: das des Burkhart d. J., das seines Bruders oder Sohnes Hans und dasjenige eines dritten Vimpelin, dessen Namen Roemer verschweigt. Da die aus der Stadtkirche hierher verbrachten Denkmäler dem Verfall preisgegeben wurden, sind nur noch Fragmente vorhanden, deren Identifizierung nicht mehr möglich ist.2 Versuchsweise sei das vorliegende Fragment aufgrund des nur mit Mühe als B erkennbaren Anfangsbuchstabens des Vornamnes als das Denkmal des Burkhart d. J. erklärt. Es sollen nach Roemer die Worte „gewesner Bürgermeister“ lesbar gewesen sein. Der Verstorbene war ein Sohn Burkhart Vimpelins d. Ä. (gest. 1553)3; nach einem Studium in Tübingen (Magister 1564) war er Gerichtsverwandter zu Markgröningen in den Jahren 1564, 1567, 1570, 1577, 1586 und 15894; 1565, 1566 und 1583 vertrat er die Stadt im Landtag.5 Seine Frau Ottilie, Tochter des Conrad Sumenhart; seine Tochter Margarethe heiratete 1597 Hippolyt Brenz, damals Diaconus zu Markgröningen, den Enkel des Reformators.6

Das Denkmal folgt im Entwurf der in den 1570er Jahren von Jeremias Schwarz entwickelten Form des bürgerlichen Grabmals mit Kniefigur vor dem Kreuz, die bereits 1553 in Markgröningen – ebenfalls bei einem Vimpelin! – eine Vorstufe gehabt hatte.7

Anmerkungen

  1. Roemer, Markgröningen II 27; ferner die folgende nr. 501.
  2. In nächster Nähe des hier besprochenen Grabmals sind zwei weitere Fragmente abgelegt, deren Verfall so weit fortgeschritten ist, daß weder Buchstaben noch Wappen erkennbar sind. Sichtbar ist nur noch, daß es sich um Denkmäler desselben Typs mit Kniefiguren handelte. Wahrscheinlich haben wir hier ebenfalls Denkmäler der Vimpelin zu vermuten.
  3. Vgl. nr. 296.
  4. Pfeilsticker 1417.
  5. Roemer, Markgröningen II 9, 27, 48.
  6. Ebd. 32f.; Faber, Familienstiftungen Bd. 5, Teil 85 § 16.
  7. Vgl. nr. 296 und oben Einleitung S. XXXIX.

Zitierhinweis:
DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 500 (Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0050001.