Inschriftenkatalog: Landkreis Luwigsburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 25: Lkr. Ludwigsburg (1986)

Nr. 482† Hirschlanden (Stadt Ditzingen), ehemaliges Rathaus 1599

Beschreibung

Bauinschrift, ehemals am Erdgeschoß des 1980 abgerissenen alten Rathauses, über dem Rundbogentor an der Straßenseite. Oben halbkreisförmiges Giebelfeld ohne Rahmung mit Wappenschild; unten querrechteckige Tafel, an drei Seiten von gedoppeltem Profil gerahmt, im Feld eng beschriftet (mindestens siebenzeilig), die Schrift setzte sich auf dem unteren Rahmenprofil fort. Oberfläche abgewittert, Schrift kaum zu entziffern; Wortlaut nach der Abbildung in: 1200 Jahre Hirschlanden 1969, Taf. 39.

Schriftart(en): Kursive Schrift in wechselnder Größe.

Im Wappenschild:

  1. H (Hirschstange, liegend) SL / (Fleckenzeichen) · 1 · 5 · 9 · 9 · (Stz. nr. 46) /

Tafel:

  1. [Stz. nr. 46] BAUMEISTER · / diß Rathaus / Jerg MAuch SchvltiSa) / Ni[.K]las · hi[.]elin Hans [.] / man [. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .] / GAB [. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .] / [. . . . . . . . .] pfleger [. . . . . . .] / [. . . .] /

 
Wappen:
Fleckenzeichen Hirschlanden (Wagenlanne)

Kommentar

H. Klaiber hat versucht, die Bauinschrift mit Jeremias Schwarz in Verbindung zu bringen.1 Demzufolge versucht Schahl den Anfang zu lesen: BAUMEISTER / diß Rathaus / Jeremias · Schwarz / . . . . . . .2. Die Abbildung bei Schahl zeigt einen im Befund unsicheren Namenszug, der mit dieser Lesung nicht vereinbar ist. Die Kursivschrift der folgenden Zeilen ist so weit zu entziffern, daß mehrere Namen – die Namen der für den Bau verantwortlichen Ratspersonen – unvollständig zu erkennen sind. Die Verbindung mit Jeremias Schwarz ist in der Tat abwegig, weil dieser ausschließlich als Bildhauer nachgewiesen ist und weil dessen Schriftformen mit der hier vorgefundenen, technisch unvollkommenen Schrift nicht vergleichbar sind.3 Das hier zweimal vorkommende Steinmetzzeichen weist auf einen lokalen Steinmetzen, der mehrfach in der Umgebung Profanbauten signiert hat. Bei diesen handelt es sich um außergewöhnlich stattliche Fachwerkbauten mit hohem, massivem Untergeschoß, das z. T. Verzierungen – wie gut gearbeitete Konsolen, Laubwerk und Löwenköpfe – aufweist. Nach Paulus4 war sein Steinmetzzeichen ursprünglich mit dem Monogramm H · G · versehen. Dieselbe Kombination ist in Heimerdingen am Eckhaus Weissacher Straße/Kirchstraße (mit Bauzahl 1601) erhalten.5

Textkritischer Apparat

  1. Diese Zeile durch besondere Größe und Einstreuen von Versalien hervorgehoben; Lesung unsicher.

Anmerkungen

  1. So in OABLeonberg 1930, 840.
  2. A. Schahl, in: 1200 Jahre Hirschlanden 1969, 107; ders., Neckarschwaben 201.
  3. Zu Schwarz vgl. oben Einleitung S. XXXIX.
  4. Paulus, Neckarkreis 610 (Anhang über die Steinmetzzeichen, bearb. von A. Klemm).
  5. Dasselbe Zeichen ohne Monogramm am Pfarrhaus in Schöckingen (mit Bauzahl 1594) und an einer Toreinfahrt von 1606 in Ditzingen (nicht erhalten).

Nachweise

  1. A. Schahl (wie Anm. 2) 107 und Taf. 39.

Zitierhinweis:
DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 482† (Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0048207.