Inschriftenkatalog: Landkreis Luwigsburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 25: Lkr. Ludwigsburg (1986)

Nr. 463 Bönnigheim, ev. Stadtkirche St. Cyriakus 1596/1610

Beschreibung

Grabdenkmal für Bernhard von Liebenstein und seine Gemahlin Margaretha geborene von Hutten. Im Chor an der Nordwand. Zusammen mit dem unmittelbar östlich anschließenden Denkmal für Bernhards Sohn und Schwiegertochter als einheitliche Komposition zu sehen, denn beide Denkmäler stehen auf einem gemeinsamen Sockel und entsprechen einander bis auf geringe Abweichungen. Große mehrteilige Aedikula aus hellgrauem Sandstein; dreteilige Bekrönung, gebildet aus einem Medaillon mit Relief – Jona, vom Walfisch ausgespieen –, flankiert von zwei Wappen-Medaillons, alle in Rahmen von Roll- und Beschlagwerk; das durch eine Säule in zwei Bildnischen geteilte Mittelfeld wird gerahmt durch Pfeiler mit verkröpftem Kranzgesims; auf den Stirnseiten der Pfeiler je acht Ahnenwappen mit Beischriften; in den rundbogigen Nischen die Figuren der Verstorbenen – der Mann auf einem Löwen, die Frau auf einem Sockel stehend; in den Zwickeln geflügelte Engelsköpfe, Putten im Rahmenwerk des Giebelfeldes; in der Sockelzone zwei leere Schrifttafeln.

Maße: H. ca. 600, B. 319, Bu. 2 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/3]

 
Wappen:
Liebenstein Hutten
               
Ahnenwappen mit Beischriften:
LIEBENSTEIN / HVTTEN /
STIEBER / ZOBELL /
SCHAVMBERG / STEINRICK /
EGLOFSTEN / RV̈DT /
KALTTENDAL / THVNGEN /
STREITBERG / ZVINGENBERG /
BIBERA · / MVNSTER /
TRVCHSES / KREILSHEIM /

Kommentar

Aufgrund der Wappen handelt es sich um Bernhard d. J. von Liebenstein, 1576, 1579 bis zu seiner Entlassung 1580 württembergischer Hofmarschall, dann bis 1584 Obervogt zu Vaihingen und bis 1592 zu Lauffen.1 In Bönnigheim amtierte er als Ganerbiats-Baumeister, d. h. als der gewählte Vertreter aller Ganerben. Der Verstorbene war ein Sohn des Moritz von Liebenstein (gest. 1589) und der Barbara Stibar von Buttenheim. Seine Gemahlin, deren Ahnenprobe auf der rechten Seite angebracht ist, war Margaretha von Hutten.2 Da die Grabschriften zerstört sind, können die Einträge im Totenbuch der Bönnigheimer Pfarrei über die Todesdaten Auskunft geben: Bernhard starb 1596 März 22, Margaretha 1610 Dez. 1.3
Zusammen mit dem Denkmal für den Sohn des Paares entstand ein vierteiliges Prunkmonument von ungewöhnlicher Größe und einheitlicher architektonischer Gliederung. Vermutlich diente das Monument der Grafen von Württemberg in der Stuttgarter Stiftskirche, errichtet 1578–1584 von Sem Schlör, als Anregung. Als der ausführende Meister gilt der Bildhauer Jacob Müller von Heilbronn seit der überzeugenden Zuschreibung durch M. v. Rauch (1905).4 Die zeitliche Ansetzung ist aus Müllers sonstigen Arbeiten für die Liebenstein zu erschließen, die einen mehrjährigen Aufenthalt des Meisters in Bönnigheim notwendig machten, wo er 1594 und 1597 durch Kindstaufen nachweisbar ist.5 1599 war der Neubau der Schloßkapelle Liebenstein (Gem. Neckarwestheim Lkr. Heilbronn) im Gange.6

Anmerkungen

  1. Pfeilsticker 6, 1548, 2519, 2985.
  2. Vgl. nr. 416 und Stammtafel Liebenstein. – Margarethas Eltern Esrom von Hutten zu Michelfeld und Catharina Zobel v. Giebelstadt, Tochter des Jörg und der Dorothea Rüd v. Collenberg; Humbracht Taf. 168.
  3. „Junckher Bernhard von Liebenstein, Baumeister, gestorben den 22. Martii 1596 Sonntag under der Morgenpredigt, den Mittwoch hernach 24. 3. zur Erden in der Kürchen bestattet und Nota: den ersten tag Dezember Anno 1610 ist in Gott seliglich verschieden, die Edel und Ehrentugendsame Frau Margaretha von Liebenstein, Wittib, geborene von Hutten und folgenden 7. Tag vermehlten Monats adlichem Gebrauch alhie in der Kürchen mit Geläut und Leichenpredigt Ehrlich zur Erden bestattet worden.“ Zitat nach E. Zipperlen, in: LudwigsburgerGbll 15 (1963) 148.
  4. M. v. Rauch, in: WürttVjH NF. 14 (1905) 91.
  5. E. Zipperlen, in: LudwigsburgerGbll 16 (1964) 59.
  6. E. Zipperlen, in: LudwigsburgerGbll 18 (1966) 93–104; ähnlich in: HgW 17 (1966) 30–31, ferner in: Ottmarsheim im Wandel der Zeiten, Ludwigsburg 1966, 93–104; ferner in: ZeitschrZabergäuverein 1966, 17–27.

Nachweise

  1. M. v. Rauch (wie Anm. 4).
  2. Zipperlen (wie Anm. 3) 148.
  3. Zipperlen (wie Anm. 5) 62 mit Abb.
  4. Zipperlen (wie Anm. 6) mit Abb.
  5. Fleischhauer, Ludwigsburg 1968, 173.
  6. Fleischhauer, Renaissance 1971, 360f. und Abb. 194.

Zitierhinweis:
DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 463 (Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0046301.