Inschriftenkatalog: Landkreis Luwigsburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 25: Lkr. Ludwigsburg (1986)

Nr. 412 Oberstenfeld, ehem. Stiftskirche St. Johannes d. Täufer 1588

Beschreibung

Grabdenkmal der Äbtissin Christina von Schwalbach. Innen an der Ostwand der südöstlichen Seitenkapelle. Grauer Sandstein. Die fast vollplastisch gearbeitete Verstorbene kniet nach rechts gewendet auf einem Betschemel. Sie wird von einer dreiteiligen Rahmenarchitektur umfangen. Als Bekrönung rechteckiger Giebelaufsatz mit zwei Vollwappen, von Beschlagwerk flankiert; das Kranzgesims ist verloren. Als Figurengeschoß rundbogige Aedikula mit Masken in den Bogenzwickeln; auf den Pfeilern je drei Wappen. Auf dem vorspringenden Mittelteil des Sockels die neunzeilige Grabschrift zwischen Masken. Kinn und Nase ergänzt.

Maße: H. 313, B. 100, Bu. 3 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. AN(N)O · D(OMI)NI · 1 · 5 · 88 · DEN · 31 · MAII / IST IN GOTT VERSCHIDEN DIE / EHRWIRDIG · VND EDEL · FRAW / FRAW CHRISTINA VO(N) SCHWAL=/BACH, DER FREIEN ADELICH=/EN STIFFTVNG OBERSTAIN=/FELT, ABBATISIN DER GOT / GNEDIG SEIE / AMEN

Wappen:
Schwalbach, Wildungen /
WeitershausenStappel v. Paderborn
Döringk (gen. Bidenkopp)Gieswein
Rau v. HolzhausenHaxthausen

Kommentar

Die Verstorbene stammt aus hessischem Adel.1 Sie war eine Tochter des Eberhard von Schwalbach und der Dorothea von Wildungen.2 Sie soll 1579 als Chorjungfrau nach Oberstenfeld gekommen sein, vielleicht auf Vermittlung der Elisabeth von Weitershausen, die in jenem Jahr zur Äbtissin gewählt worden war.3 Als deren Nachfolgerin war Christina von Schwalbach 1582 bis zu ihrem Tode Äbtissin.4 In ihre Regierungszeit fällt der Spruch des Reichskammergerichts (1587), durch den sich das Stift von der württembergischen Schirmvogtei lösen und seine Stellung als reichsfreies adeliges Fräuleinstift sichern konnte.5 Das Denkmal ist ein Werk des Sem Schlör.6

Anmerkungen

  1. Namengebender Ort Kleinschwalbach bei Königstein (Taunus).
  2. Für die genealogischen Angaben vgl. v. Stetten, Oberstenfeld I 50. – Wildungen: hier die Hauptlinie mit Messern im Wappen; vgl. Th. Niederquell, Die Grabdenkmäler der alten Waldeckischen Ritterschaft (Forschungen z. hess. Familien- und Heimatkunde 41), Frankfurt 1960, 29. – Wappen Weitershausen fehlerhaft.
  3. Ziegesar, Oberstenfeld, WürttLBStuttgart, Cod. hist. F Nr. 955, Anh. Fasc. 1. – Zu Elisabeth von Weitershausen vgl. nrr. 389, 390.
  4. Pfeilsticker 3488; Ziegesar a. a. O.
  5. Pfaff, Oberstenfeld, in: WürttJb. 1840 II, 329.
  6. Demmler 1910, 182, 224, Taf. 21. – Zu Schlör zuletzt Fleischhauer, Renaissance 1971, 133ff.; vgl. auch Einleitung S. XL.

Nachweise

  1. OABMarbach (1866) 257.
  2. Demmler 1910, Taf. 21 (Abb.).
  3. v. Stetten, Oberstenfeld I 49 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 412 (Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0041208.