Inschriftenkatalog: Landkreis Luwigsburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 25: Lkr. Ludwigsburg (1986)

Nr. 400 Geisingen (Stadt Freiberg a. N.), ev. Pfarrkirche St. Nikolaus 1584

Beschreibung

Grabdenkmal der Susanna von Stammheim geborene von Freiberg. Im Chor, an der Nordostwand des Polygons. Die vollrunde Figur der Verstorbenen steht vor einer Rundbogennische, die von einer reich geschmückten Zierarchitektur gerahmt wird; als Bekrönung Inschriftkartusche aus Roll- und Beschlagwerk (A), darunter Grabschrift (B); Kranzgesims vorgekröpft, mit gegenständigen Voluten im Fries; in den Zwickeln der Bildnische Putti mit Füllhörnern; an dem ebenfalls vorgekröpften Sockel Löwenkopf in Beschlagwerk. Material grünlicher Sandstein, Schriftfelder dunkelgrau getönt (Schieferimitation), Buchstaben vergoldet. Geringe Stoßschäden: verloren die Wappen, für die auf dem Kranzgesims Platz war.

Maße: H. ca. 350, B. 113, Bu. ca. 5 (A) und 3 (B) cm.

Schriftart(en): Kapitalis (A), Fraktur (B).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. A

    MORTE AE/QVAMVR · /

  2. B

    Anno D(omi)ni · 1584 · den · 28 · Septemb(ris) ist in Gott / verschieden die Edel vnd Tugentreich Fraw Sus=/anna von Stamhaim geborne von freyberg, deren /Gott ahn seinem grossen tag ein fröliche vfferste=/hung verleyhen wölle Amen · /

Übersetzung:

Durch den Tod werden wir gleichgemacht.

Kommentar

Die Verstorbene war die erste Gemahlin des Hans Wolf von Stammheim1; ihre Eltern waren Ludwig von Freiberg (gest. 1569) und dessen zweite Gemahlin Maria Jacobäa von Sachsenheim.2

Demmlers Zuschreibung an den Bildhauer Sem Schlör von Schwäbisch Hall ist überzeugend.3 Der Entwurf wandelt das Schema der Denkmäler der Grafen von Württemberg in der Stuttgarter Stiftskirche ab (1579ff.). Im Bearbeitungsgebiet hatte der Meister zuvor schon für den Ortsadel gearbeitet.4 Der Spruch (A) ist dort ebenfalls verwendet worden.5

Die Schrift ist meisterhaft gestaltet. Die Kombination einer klassisch proportionierten Kapitalis und einer flüssig geformten Fraktur ist für Schlörs Grabmalkunst der 1580er Jahre typisch. Die vorgeritzten Hilfslinien sind deutlich erkennbar.

Anmerkungen

  1. Vgl. nr. 411 und Stammtafel Stammheim.
  2. Vgl. nrr. 336, 337, 419 und Stammtafel Sachsenheim.
  3. Demmler 1910, 223f.; ebenso W. Fleischhauer, Neues zum Werk des Bildhauers Sem Schlör, In: WürttFranken NF. 40 (1966) 11-123; bes. 119; W. Fleischhauer, Ludwigsburg 1968, 167; Fleischhauer, Renaissance 136.
  4. Vgl. die Grabdenkmäler in Höfigheim (1580; nr. 379), Oberstenfeld (vor 1585; nrr. 401, 402, 403) und Unterriexingen (1584; nr. 397) ferner s. oben Einleitung S. XL.
  5. Vgl. nrr. 369, 403.

Nachweise

  1. OABLudwigsburg 1859, 218.
  2. Demmler 1910, 182, 223f. und Taf. 21.
  3. O. Paret 1934, 351 und Taf. 16, 1.
  4. F. Wiedermann, in: HgW 21 (1970) Nr. 9/10, S. 37 mit Abb.

Zitierhinweis:
DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 400 (Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0040005.