Inschriftenkatalog: Landkreis Luwigsburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 25: Lkr. Ludwigsburg (1986)

Nr. 383 Bietigheim (Stadt Bietigheim-Bissingen), Friedhofskirche St. Peter 1581

Beschreibung

Grabplatte des Sebastian Hornmold. Im Chor an der Nordwand; bis 1892 vor dem Altar der Stadtkirche im Boden. Hochrechteckige Platte aus grauem Sandstein mit Umschrift (A); im Feld Vollwappen, darunter breites, seitlich eingerolltes Schriftband (B). Darüber rechts außen Stz. nr. 30. Oberfläche abgetreten, Schriftleisten weitgehend zerstört.

Maße: H. 204, B. 92, Bu. 6,5 (A), 5 (B) cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. A

    AVF · DEN · [. . . . . . . . . . . DAG . . . / . . . . . . . . .  . . . . . .] SEBASTIAN · HORNMOLDT · / FVRSTLICHER · WIRTEMBE/RGISHER · [RA]HT [.  . . . . . . . . . . DE]M GOT · GENADEa) /

  2. B

    PSALM 42b) / GOT · WIL · MEIN · SEL · ER/LOSE(N) · AVSS · DER · HELEN / GEWALT · DAN · ER HAT · / MICH · ANGENOMEN · /1)

Wappen:
Hornmold

Kommentar

Der Verstorbene war einer der einflußreichsten bürgerlichen Räte nach Rückeroberung des Fürstentums unter Herzog Ulrich und unter dessen Sohn Christoph und einer der berühmtesten Söhne seiner Vaterstadt Bietigheim.2 Er ist 1500 Jan. 1 zu Bietigheim geboren als Sohn des Bürgermeisters und Küfers Adam Hornmold; bereits als Knabe zog Herzog Ulrich ihn als Glied der herzoglichen Hofkantorei und Schüler der Stuttgarter Lateinschule 1510–1519 in seine nähere Umgebung und gewährte ihm ein Stipendium an der Universität Tübingen. Wegen seiner Beziehungen zum Herzog und wegen seiner lutherischen Gesinnung wurde er 1521 von der Universität verwiesen und ergriff die Schreiber-Laufbahn, wurde 1525–1536 Stadtschreiber zu Bietigheim, nach Ulrichs Rückkehr Vogt und Geistlicher Verwalter; 1546–1568 siedelte er nach Stuttgart über, wo seine Laufbahn durch die Ernennung zum Kirchenratsdirektor gekrönt wurde. Als Verfasser der Bietigheimer Analen 1526–15403 ist er richtungweisend für die Redaktion der späteren württembergischen Landbücher. 1535 erhielt er zur Belohnung für seine Verdienste das 1526 erbaute Haus der Johannespfründe, das heutige Hornmold-Haus.4 Trotz der 1556 Juni 15 erlangten Bestätigung seines Wappens durch den Kaiser gelang es ihm nicht, in den Adel aufzusteigen.5 Aus seiner 1527 geschlossenen Ehe mit Anna Braun (Brauner) von Bietigheim gingen sechs Kinder hervor. Er starb 1581 April 30 als Rat von Haus aus hochbetagt in seiner Vaterstadt, wenige Tage vor seiner Tochter Hanna.6

Gemessen an der politischen Bedeutung dieses Mannes ist sein Grabmal bescheiden als Werk einer wohl einheimischen Werkstatt. Die Signatur des Monogrammisten K* erlaubt es, die Platte einer Werkgruppe anzuschließen, die in Bietigheim mit drei Denkmälern vertreten ist und eine Serie von Grabmälern in der näheren Umgebung der Stadt umfaßt.7

Textkritischer Apparat

  1. Auf das E von GENADE folgen – leicht hochgestellt – die Buchstaben K M; ihre Bedeutung ist unklar. Vielleicht sind sie später hinzugefügt (Verewigung?).
  2. Die Angabe zur Bibelstelle ist oberhalb des Schriftbandes eingehauen.

Anmerkungen

  1. Ps. 49, 16.
  2. Vgl. Kat. d. Ausst.: Sebastian Hornmold und seine Zeit. Bietigheim-Bissingen 1981 (mit Bibliographie); zur Biographie vgl. H. Roemer, in: Schwäbische Lebensbilder I (1940) 281ff.; Aufzählung der Ämter und Zuständigkeiten Hornmolds bei Bernhardt I 393.
  3. Bietigheim, Stadtarchiv B 544, 545.
  4. Vgl. nr. 358.
  5. Roemer, Bietigheim 108; Bernhardt I 394. – Das Wappen zeigt die Helmzier der Grafen von Württemberg, das Nürtinger Hiefhorn mit geschlungenem Tragriemen, als Schildbild. Der gleichartigen Helmzier ist ein aufwärts weisender Pfeil hinzugefügt. Die Wahl dieses Wappens macht die enge Beziehung des Verstorbenen zu seinem Fürstenhaus deutlich.
  6. Vgl. nr. 384. – Bei Bernhardt I 393 das Todesdatum Mai 12.
  7. Die Wappentafel an der Ostseite des Bietigheimer Rathauses aus dem Jahr 1583 sowie nr. 384; ferner Grabmäler in Backnang und Aspach-Rietenau; vgl. A. Schahl, KdmRems-Murr I 232 und 167ff. mit Abb.; vgl. auch oben Einleitung S. XL.

Nachweise

  1. Roemer, in: BllWürttFamilienkunde 3 (1928) 25 nr. 4 (Wortlaut der Grabschrift ungenau zitiert).
  2. Roemer, Bietigheim 108, 115 und Abb. 8.

Zitierhinweis:
DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 383 (Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0038309.